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6<br />

punktlandung 2012.2<br />

Einer für alle!<br />

Ich bin doch nur ein kleines Rädchen und schuld sind sowieso immer die anderen? Zum Glück<br />

legen immer mehr VerbraucherInnen diese Haltung ab. Sie wissen: Gemeinsam können wir<br />

das System Wirtschaft positiv beeinfl ussen! Wir haben Imke Schmidt vom Center for Responsibility<br />

Research gefragt, was es mit der Verantwortung der Verbraucher auf sich hat.<br />

punktlandung: Unser Konsumverhalten hat sich in den<br />

letzten Jahren verändert. Moral und Verantwortung<br />

spielen für viele eine immer größere Rolle. Warum?<br />

Imke Schmidt: Das liegt zum einen an der zunehmenden<br />

Berichterstattung über Klimawandel und Finanzkrise,<br />

über Lebensmittelskandale oder schockierende Zustände<br />

in Textilfabriken. Den Menschen wird immer mehr<br />

bewusst, dass im System etwas schief läuft und dass<br />

ihr eigenes Konsumverhalten mit diesen Umständen in<br />

Verbindung steht. Es geht nämlich um die Kleidung, die<br />

sie täglich tragen, um die Lebensmittel, die sie täglich zu<br />

sich nehmen.<br />

Zum anderen trägt der verstärkte Austausch, den vor<br />

allem die neuen Medien möglich machen, zu dieser Bewusstseinsänderung<br />

bei. Plattformen wie utopia.de machen<br />

Wissen und Informationen für jeden Verbraucher<br />

zugänglich.<br />

Wo tritt das veränderte Bewusstsein zutage?<br />

Es lässt sich am wachsenden Konsum von von ökologisch<br />

und fair hergestellten Produkten ablesen. Gleichzeitig<br />

entstehen neue Formen des Zusammen-Wirtschaftens:<br />

„Marke Eigenbau“ steht wieder hoch im Kurs. In Stadtgärten<br />

wie den Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg<br />

bauen Menschen gemeinsam mitten in der Stadt ihr eigenes<br />

Gemüse an. Solche Bewegungen brechen an immer<br />

mehr Stellen hervor und zeigen, dass Menschen nach<br />

Alternativen suchen, um sich selbst mit den alltäglichen<br />

Konsumprodukten zu versorgen.<br />

pluspunkt<br />

utopia.de: Plattform für strategischen Konsum<br />

und Nachhaltigkeit<br />

Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg<br />

Ratgeber „Nachhaltiger Warenkorb“<br />

(hrsg. vom Rat für nachhaltige Entwicklung)<br />

Klimaschutz und CO 2 -Kompensation mit atmosfair<br />

Center for Responsibility Research, KWI Essen:<br />

Working Papers zu Verbraucherverantwortung<br />

www.<br />

www.<br />

www.<br />

www.<br />

Ist Bio nur ein kurzfristiger Trend? Oder bewegen wir<br />

uns tatsächlich hin zu einer stabilen Verbraucherdemokratie?<br />

Wenn man unter Verbraucherdemokratie versteht, dass<br />

Verbraucher eine stärkere Stimme und mehr Einfl uss bekommen,<br />

dann ist das auf keinen Fall eine bloße Modeerscheinung.<br />

Im Gegenteil: Die systemkritische Verbraucherbewegung,<br />

mit der wir es heute zu tun haben, ist eine<br />

Weiterentwicklung der Ökobewegung der sechziger Jahre.<br />

Die neuen Medien geben ihr zusätzlich immensen<br />

Auftrieb.<br />

Worin besteht eigentlich genau die Verantwortung des<br />

Verbrauchers? Ist es damit getan, im Supermarkt eher<br />

zu Produkten aus der Region zu greifen? Reicht es aus,<br />

bei Textilien auf das Herstellungsland zu achten?<br />

Das sind wichtige, erste Schritte, die Konsumenten auf<br />

dem Weg zu ihrer Verantwortung gehen. Mit der Auswahl<br />

der Produkte senden sie Signale und übernehmen<br />

damit tatsächlich Verantwortung für das gesamte Wirtschaftssystem.<br />

Verbraucherverantwortung fängt aber schon viel früher<br />

an, nämlich mit der Überlegung, was ich kaufe und ob ich<br />

überhaupt etwas kaufe. Daneben gibt es größere Stellschrauben,<br />

die mit dem generellen Lebenswandel zu tun<br />

haben: Kann ich in der Nähe meines Arbeitsplatzes wohnen,<br />

damit ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann?<br />

Brauche ich überhaupt ein Auto?<br />

Verantwortung von Verbrauchern kann auch heißen, aktiv<br />

gegen bestimmte Unternehmenspraktiken zu protestieren,<br />

sich für bestimmte Standards einzusetzen. Konsum<br />

ist politisch. Deshalb geht es letztlich darum, das System<br />

zu hinterfragen und es zu verändern, indem man selbst<br />

politisch aktiv wird.<br />

„Am Markt“ ist der Konsument nur eine von vielen<br />

Größen. Was kann sein Verhalten bewirken?<br />

Natürlich bewirkt ein einzelner Konsument sehr wenig.<br />

Ob einer allein mehr oder weniger Auto fährt, wird das<br />

Klima weder zerstören noch retten. Für viele folgt daraus:<br />

Dann trage ich auch keine Verantwortung.<br />

Wir haben es hier aber mit kollektiver Verantwortung zu<br />

tun. Das heißt: Die schädlichen Effekte entstehen erst dadurch,<br />

dass viele Menschen zusammen sehr ähnlich handeln.<br />

Ebenso verhält es sich mit positiven Veränderungen.

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