Magazin 197911
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250 000 Menschen fliehen<br />
vor tödlicher Giftwolke<br />
Alsdie bishergrößte Evakuierung in der<br />
Geschichte Nordamerikas bezeichnete<br />
ein Polizeisprecher die Flucht von insgesamt<br />
250 000 Menschen vor der drohenden<br />
Gefahr einer tödlichen Giftgaswolke.<br />
In der Nacht zum Sonntag, dem 11 . November<br />
1979, verunglückte in der kanadischen<br />
Stadt Mississauga ein Güterzug ,<br />
24 Waggons entgleisten. Dabei explodierten<br />
mehrere Kesselwagen und gerieten in<br />
Brand. Die größte Gefahr drohte von einem<br />
mit 90 Tonnen Chlor beladenen<br />
Waggon. Bei der Explosion dieses Waggons<br />
wäre es zu einer unvorstellbaren<br />
Katastrophe gekommen. Eine riesige,<br />
tod bringende Gaswolke hätte sich über<br />
Mississauga gelegt. Chlorgas bewirkt je<br />
nach Konzentration Entzündungen und<br />
Verätzungen der Atemwege, Krampfhusten,<br />
Lungenentzündung und Lungenbluten<br />
bis hin zu tödlichen Vergiftungen. Diese<br />
gefährliche Situation erforderte die<br />
Evakuierung der gesamten Stadt. Fliehende<br />
Autofahrer verstopften alle Straßen.<br />
Kilometerlange Staus bildeten sich,<br />
weil die Aufforderung der Behörden, den<br />
Privatwagen in der Garage zu lassen und<br />
bereitgestellte Sonderbusse zu benutzen,<br />
nicht befolgt wurde.<br />
Um die gefährdete Region so schnell wie<br />
möglich zu verlassen , ließen die Bewohner<br />
ihr Hab und Gut zurück. Wer nicht bei<br />
Verwandten oder Freunden Aufnahme<br />
fand, mußte in Schulen und Polizeistationen<br />
Quartier beziehen. Öffentliche Gebäude<br />
und sogar Einkaufszentren wurden<br />
in Notaufnahmelager umgewandelt.<br />
Mitte derdarauffolgenden Woche war die<br />
Gefahr noch immer nicht gebannt. Die<br />
Gesundheitsbehörden kontrollierten mit<br />
Meßgeräten die Luft, dabei wurde keine<br />
gesundheitsgefährdende Konzentration<br />
des Gases festgestellt. Trotzdem wurde<br />
das Katastrophengebiet noch erweitert.<br />
40000 Menschen, die Bewohner von<br />
Streetsville, Erin Bale und Medowale im<br />
Norden der Unglücksstelle wurden aufgefordert,<br />
sich auf eine mögliche Evakuierung<br />
vorzubereiten.<br />
Rettungswachen:<br />
Keine Anträge auf Förderung<br />
.<br />
Viele Städte in Nordrhein-Westfalen beklagen<br />
sich nach Information des CDU<br />
Landtagsabgeordneten Hans Litterscheid<br />
uber die schleppende Behandlung ihrer<br />
Anträge auf Investitionskostenzuschüsse<br />
für den Rettungsdienst.<br />
Auf eine entsprechende Anfrage des Oppositionspolitikers<br />
hat der nordrhein-westfälische<br />
Minister für Arbeit, Gesundheit<br />
und Soziales , Prof. Dr. Friedhelm Farthmann<br />
(SPD), erklärt, ihm lägen gegenwärtig<br />
keine Anträge auf Förderung von Baumaßnahmen<br />
bei Rettungswachen vor.<br />
Auch der Regierungspräsident von Düsseldorf<br />
habe nur sechs Anträge mit einem<br />
Kostenvolumen von 2,56 Millionen Mark<br />
in Bearbeitung. Bei zwei weiteren erst<br />
kürzlich eingegangenen Anträgen, die<br />
sich in der Bearbeitung befänden, habe<br />
das Kostenvolumen noch nicht festgestellt<br />
werden können .<br />
Nach Angaben des Ministers sind in keinem<br />
Fall längere Verzögerungen eingetreten,<br />
weil er sich die abschließende<br />
Überprüfung und die Festsetzung der förderungsfähigen<br />
Investitionskosten vorbehalten<br />
habe. Farthmann wies in seiner<br />
Antwort weiter darauf hin, daß es beabsichtigt<br />
sei, die abschließende Entscheidungsbefugnis<br />
auf die Regierungspräsidenten<br />
zu übertragen, sobald entsprechende<br />
Richtlinien über die Förderung<br />
und den Bau von Rettungswachen, die<br />
sich in Vorbereitung befänden, erstellt<br />
seien .<br />
Seminar über Brandschutz<br />
und Feuersicherheit<br />
in Betrieben<br />
Nicht nur im Bereich der Industrie, sondern<br />
auch beim Handel und bei der Verwaltung<br />
sind die Anforderungen, die heute<br />
an Mitarbeiter im vorbeugenden Brandschutz<br />
gestellt werden, ständig gestiegen.<br />
Dies ist unmittelbar auf die veränderten<br />
technischen und gesetzlichen Gegebenheiten<br />
zurückzuführen .<br />
Die geforderten Voraussetzungen beim<br />
Einsatz in der Brandbekämpfung will ein<br />
Seminar vermitteln , welches im "Haus der<br />
Technik" in Essen am 16. und 17. Januar<br />
1980 stattfindet. Am Beispiel von Erfahrungen<br />
und Erkenntnissen sollen die Methoden<br />
derfeuerschutztechnischen Betriebseinrichtung<br />
und -ausrüstung besprochen<br />
und diskutiert werden.<br />
Die Leitung dieses Seminars hat Brand<br />
Ingenieur F. lsterling, öffentlich bestellter<br />
und vereidigter Sachverständiger für Industriebrandschutz,<br />
UrachlWürttemberg,<br />
übernommen.<br />
Das ausführliche Programm der Veranstaltung<br />
kann vom Haus der Technik e. V.,<br />
Hollestraße 1 - Postfach 101543-,<br />
4300 Essen 1 (Telefon 0201 / 1803-1),<br />
Telex 0857669, angefordert werden.<br />
Gaswolke über Chemiewerk<br />
in Dormagen<br />
Weite Gebiete um ein Chemiewerk in Dormagen<br />
(zwischen Köln und Düsseldorf)<br />
wurden am 7. November 1979 mit einer<br />
übelriechenden Gaswolke überzogen.<br />
Beim Mischen eines Insektenvernich-<br />
ZS-MAGAZIN 11/79 3