Magazin 197911
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mußten eine rasche Neuordnung als Ersatz<br />
für das nicht mehr praktikable 1. ZBG<br />
besorgen. Im Benehmen zwischen Bundesregierung,<br />
Bundestagsfraktionen und<br />
Katastrophenschutzorganisationen wurdeam9.<br />
7. 1968 das Gesetz überdie<br />
Erweiterung des Katastrophenschutzes<br />
verabschiedet, das im Ausstattungsrahmen<br />
um einige Nummern zu groß ausfiel<br />
und von dem das Bundeskabinett auf seiner<br />
6. Sitzung der 8. Legislaturperiode am<br />
26. 1. 1977 der Meinung war, daß die<br />
Schwachstellen der bisherigen Konzeption<br />
eine Neuordnung des Katastrophenschutzes<br />
erforderlich machen.<br />
Referentenentwürfe beraten<br />
Auf Grund von Vorschlägen des BMI beschloß<br />
das Bundeskabinett am 6. 7. 1977<br />
- ich zitiere - "auf dieser Grundlage in<br />
Koordinierung mit allen betroffenen Steilen<br />
auf der Grundlage des geltenden Finanzplanes<br />
eine Detailplanung lür notwendige<br />
Sach- und Finanzmittel und die<br />
Referentenentwürfe über die erforderlichen<br />
gesetzgeberischen Maßnahmen zu<br />
erarbeiten und dem Kabinett zu gegebener<br />
Zeit zu berichten".<br />
In fieberhafter Eile verfaßte der SMI im<br />
Anschlu ß an diesen Kabinettsbeschlu ß<br />
Referentenentwürfe in Zusammenarbeit<br />
mit allen Beteiligten. Am 18. 1. 1978 fand<br />
über den 7. Entwurf im Hausedes SMI die<br />
abschließende Besprechung mit den Katastrophenschutzorganisationen<br />
statt, die<br />
zur völligen Überraschung kein positives<br />
Ergebnis zeitigte.<br />
Der damalige Bundesinnenminister Maihofer<br />
schaltete, um Abstand von den negativ<br />
verlaufenen Verhandlungen zu gewinnen,<br />
daraufhin eine Denkpause ein,<br />
die durch seinen Rücktritt beendet wurde.<br />
Sein Nachfolger, Herr Bundesminister<br />
Baum, distanzierte sich, wahrscheinlich<br />
mit Billigung des Kabinetts, von der Fortsetzung<br />
der gesetzgeberischen Arbeit<br />
und fertigte einen "Bericht über den Sachstand<br />
der Vorhaben der Bundesregierung<br />
auf dem Gebiet der zivilen Verteidigung<br />
für die 8. Wahlperiode" an. Danach soll<br />
die Leitung und Führung sowie die Stärke<br />
und Ausrüstung im Katastrophenschutz<br />
im Rahmen eines Fünf-Jahres-Programmes<br />
entwickelt werden . Nach Ablauf dieses<br />
Sachprogrammes bedürfe dann der<br />
weitere Aufbau des Erweiterten Katastro·<br />
phenschutzes einer politischen Entscheidung.<br />
Aus der Sicht der Feuerwehren bezeichne<br />
ich diese mehr als 20jährige gesetzgeberische<br />
Leistung für den Zivilschutz als<br />
völlig ungenügend. Entsprechend bezeichne<br />
ich auch den derzeitigen Zustand<br />
des Erweiterten Katastrophenschutzes<br />
62 ZS·MAGAZIN 11 /79<br />
der Bundesrepublik als desolat. Nach diesem<br />
20jährigen Hin und Her sind Bundesregierung<br />
und Bundestag auf dem besten<br />
Wege, bei den Feuerwehren, die pflichtbewußt,<br />
in humanitärem und freiwilligem<br />
Geiste ihre Aufgabe im Rahmen der Zivilverteidigung<br />
erfüllen, den noch vorhandenen<br />
Kredit im Zivilschutz zu verspielen.<br />
Haushaltsmittel unzulänglich<br />
Lassen Sie mich nach diesem Rückblick<br />
zur Neuentwicklung kommen' Mit den<br />
nach dem Sachbestandsbericht vom<br />
13. 11 . 1978einzuleitenden Maßnahmen<br />
durch den Bundesminister des Innern ist<br />
der Katastrophenschutz allein nicht zu<br />
verbessern. Im Gegenteil-er wird sich<br />
weiter verschlechtern. Aus dem Programm<br />
ist eindeutig zu entnehmen, daß<br />
bis einschließlich 1983, also zum Zeitpunkt<br />
des Auslaufens des Sonderprogrammes<br />
und des Finanzsonderprogrammes<br />
zur Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen<br />
der Baujahre bis einschließlich 1964,<br />
1408 Brandschutzfahrzeuge zwar ersetzt,<br />
aber auch 21 00 Fahrzeuge nicht ersetzt<br />
werden können, obwohl sie dann 20 Jahre<br />
und älter und deshalb auszuscheiden<br />
sind . Über eine zusätzliche Ausstattung<br />
zur echten Verbesserung ist im Sachprogramm<br />
keine Rede.<br />
Ich stelle fest, daß die für den Erweiterten<br />
Katastrophenschutz vorhandenen Haushalts<br />
mittel unzulänglich sind. Wie ich sogar<br />
vernommen habe, bestehen Absichten,<br />
die im Finanzsonderprogramm eingeplanten<br />
insgesamt 626 Mill. DM schon<br />
jetzt wieder um 23 Mill. DM aul 603 Mill.<br />
DM zu kürzen . Dies veranlaßt mich , die<br />
Bundesregierung und die sie tragenden<br />
Koalitionsparteien auf ihr eigenes Wei ßbuch<br />
von 1972 über die zivile Verteidigung<br />
aufmerksam zu machen . Dort hat die Bundesregierung<br />
in eigener Erkenntnis die<br />
Relation zwischen den Ausgaben für die<br />
militärische und die zivile Verteidigung mit<br />
20 :1 festgelegt. Heutefindet sich diese<br />
Relation in einem au ßerordentlichen Ungleichgewicht<br />
von 57:1. Die Feuerwehren<br />
fordern deshalb die Rückkehrzur ursprünglichen<br />
Relation 20 :1, und zwar<br />
nicht erst nach 1983. Wir machen unsere<br />
freiwillige Bereitschaft zur Mitarbeit im Katastrophenschutz<br />
davon abhängig , daß<br />
nach mehr als 20jährigem Experimentieren<br />
im Katastrophenschutz die Beseitigung<br />
der wirklichen Fehler in Angriff genommen<br />
wird. Und diese Fehler liegen in<br />
den ungenügenden Haushaltmitteln, die<br />
sich auch nicht durch Umschichtungen,<br />
Ausdünnungen und Sachstandsberichte<br />
aufbessern lassen , sondern bei denen es<br />
nun einfach um ein echtes Klotzen und<br />
nicht um ein weiteres Kleckern geht.<br />
Nicht bis nach 1983 warten<br />
Wenn die Bundesregierung und der sie<br />
vertretende Ressortminister des Innern<br />
eine weitere Mitarbeit der Freiwilligen<br />
Feuerwehren wünscht, kann auch eine<br />
politische Entscheidung über den weiteren<br />
Aufbau des Erweiterten Katastrophenschutzes<br />
nicht erst nach Ablauf des<br />
Sonderprogrammes Ende 1983 getroffen<br />
werden. Das Bundeskabinett hat bereits<br />
1977 erkannt, daß der Erweiterte Katastrophenschutz<br />
einer Neuordnung zugeführt<br />
werden mu ß. Diese Neuordnung war<br />
für die 8. Legislaturperiode in Aussicht<br />
genommen. Würde nach Zift. 3.7 des<br />
Sachstandsberichtes des BMI vom 13.11 .<br />
1978 verfahren, würde die politische Entscheidung<br />
nicht in der kommenden 9.,<br />
sondern erst in der 1 O. Legislaturperiode<br />
heranreifen. Solange aber warten die<br />
Feuerwehren nicht. Wir werden in der<br />
kommenden Bundestagswahl die Abgeordneten<br />
aller Fraktionen auffordern , hier<br />
Farbe zu bekennen.<br />
Um die<br />
Vertretungsberechtigung<br />
Bevor ich noch zu einigen die Feuerwehren<br />
direkt interessierenden Fragen des<br />
Sachstandsberichtes des BMI Stellung<br />
nehme , will ich mich zu der Vertretungsberechtigung<br />
der Freiwilligen Feuerwehren<br />
äußern, dies auch deshalb, weil darüber<br />
zwischen Minister Baum und mir ein<br />
Schriftwechsel geführt wurde. Diese Frage<br />
möchte ich in Richtung der Bonner<br />
Ministerialbürokratie und der politischen<br />
Gremien sehr deutlich so beantworten,<br />
daß die Feuerwehren im Rahmen ihrer<br />
Selbstverwaltung und Selbstführung keinen<br />
Vormund benötigen und einen solchen<br />
auch nicht annehmen werden. Die<br />
810000 freiwilligen Feuerwehrmänner in<br />
den deutschen Bundesländern sind mündige<br />
Staatsbürger, sie haben dies schon<br />
zu einer Zeit bewiesen, in der eine staatliche<br />
Macht nicht bzw. nicht mehr bestand .<br />
Ihre Führungskräfte besitzen auch den<br />
notwendigen Sachverstand, um Fragen<br />
des Katastrophenschutzes, des Brandschutzes,<br />
dertechnischen Hilfeleistung<br />
und auch der Führung und Leitung selbst<br />
zu beurteilen und zu bewältigen. Dies ist<br />
im ständigen Miteinander auf der Ebene<br />
der Länder, der Kreise und der Gemeinden<br />
längst im täglichen Alltag zwischen<br />
Behörden und Feuerwehren zur Praxis<br />
geworden.<br />
Die Feuerwehren haben deshalb kein<br />
Verständnis für das zur Zeit durch das<br />
Bundesministerium des Innern praktizier·<br />
te Heraufsetzen der Informationsschwelle<br />
für die Feuerwehren bei der Ausarbeitung<br />
neuer Strukturen.