Magazin 197911
Magazin 197911
Magazin 197911
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mOLT8S8rN HILFSDI8nST<br />
"Sozialstation"<br />
Vorstellung der Konzeption einer Bündelung ambulanter,<br />
gesundheits- und sozial pflegerischer Dienste<br />
(Fortsetzung und Schluß)<br />
V. Personelle Ausstattung der<br />
Sozialstation<br />
Die Mindestbesetzung ist in den einzelnen<br />
Länderrichtlinien unterschiedlich<br />
festgelegt. Sie schwankt zwischen 4<br />
und 8 voll beschäftigten Fachkräften,<br />
wovon wenigstens 2 der Kräfte examinierte<br />
Krankenschwestern, eine Altenpflegerin<br />
und eine Familienpflegerin<br />
sein müssen. Ergänzt wird der Dienst<br />
der fest angestellten Kräfte durch Teilzeitkräfte<br />
und ehrenamIlieh tätige Helfer,<br />
sowie Helfergruppen in den Gemeinden.<br />
Im folgenden möchte ich nun doch detailliert<br />
eingehen auf besondere Personalfragen<br />
in der " Sozialstation", weil<br />
sie zu den schwierigsten aber auch<br />
wichtigsten Fragen im Zusammenhang<br />
mit dem Konzept einer "Sozialstation"<br />
gehören und theoretisch und praktisch<br />
gelöst werden müssen . Es ist ja ein<br />
Novum für unser deutsches Sozialwesen,<br />
daß hier verschiedene Berufe im<br />
organisatorischen Verbund miteinander<br />
arbeiten müssen. Berufe und Dienste,<br />
die eine ie eigenständige Entwicklung<br />
haben und je anderen Gesetzmäßigkeitan<br />
unterliegen .<br />
Das Ziel ist keinesfalls eine Nivellierung<br />
oder Einebnung dieser Berufe. Es ist<br />
vielmehr angestrebt, die verschiedenen<br />
Berufszweige in ihrer unterschiedlichen<br />
Zielsetzung so zum Einsatz zu bringen,<br />
daß sie sich gegenseitig ergänzen,<br />
sich gegenseitig bereichern und somit<br />
ein möglichst großes Maß an Gemeinsamkeit<br />
der Hilfe in der Station erreichbar<br />
wird. Es geht um Differenzierung<br />
und Spezialisierung bei gleichzeitig<br />
enger Kooperation.<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit " Sozialstationen"<br />
zeigen, daß man zum<br />
Erreichen dieses Zieles<br />
1 . eine klare Funktionsbeschreibung<br />
der einzelnen Berufe braucht, um von<br />
daher<br />
2. die übergreifenden, sich überlappenden<br />
Arbeitsfelder in den Blick zu bekommen<br />
und zu markieren, um dann<br />
auch<br />
3. die Funktion derjenigen Mitarbeiter<br />
umreißen zu können , die in der Station<br />
den Dienst der Koordinierung oder den<br />
Leistungsauftrag zu erfüllen haben.<br />
Um Enttäuschungen bei allen Beteiligten<br />
oder gar Konkurrenz und Prestigekämpfe<br />
sowie Frustrationen zu vermeiden,<br />
muß vor Gründung einer ,,80zialstation"<br />
eine Reflektion stattfinden darüber<br />
1. welche Berufe für welche Tätigkeiten<br />
auf welchen Einsatzfeldern benötigt<br />
werden<br />
2. in welcher Relation - gemessen am<br />
Bedarf - die einzelnen Berufsgruppen<br />
zahlenmäßig in einer " Sozial station"<br />
eines bestimmten Bereiches vertreten<br />
sein sollten.<br />
Fehlt eine der Berufssparten, so besteht<br />
gleich die Gefahr eines berufsfremden<br />
Einsatzes der vorhandenen Kräfte, weil<br />
man in der Praxis ja irgendwie den<br />
Anforderungen entsprechen muß. Mit<br />
Recht erwartet die Bevölkerung von<br />
einer Sozialstation, daß sie in der ganzen<br />
Breite des sozialpflegerischen Dienstes<br />
tätig wird.<br />
Aber nicht nur für die Zusammenarbeit<br />
der Kräfte untereinander, sondern auch<br />
für die Zusammenarbeit mit den Institutionen<br />
und Berufen der Gesundheitspflege<br />
sollten die Schwerpunkte der<br />
Tätigkeit der einzelnen Berufsgruppe<br />
innerhalb der Sozialstation deutlich<br />
gemacht werden. Ich darf deshalb wie<br />
folgt die einzelnen Einsatzfelder zusammenfassend<br />
kennzeichnen .<br />
1. Auf " Krankenpflege zu Hause" warten<br />
solche Kranke, für die an sich<br />
ein Krankenhausaufenthalt geboten<br />
oder notwendig wäre, die aber aus<br />
irgendwelchen Gründen, z. B. Transportunfähigkeit,<br />
zu Hause gepflegt werden<br />
müssen. Hinzu kommt die Gruppe derer,<br />
die - etwa aus wichtigen häuslichen<br />
Gründen - vorzeitig aus dem Krankenhaus<br />
entlassen werden. Nicht übersehen<br />
sollte man den Bedarf an offener<br />
Krankenpflege, der besteht, wenn zwar<br />
eine Krankenhausindikation nicht vorliegt,<br />
die Krankheit aber ambulante,<br />
pflegerische und auch ärztliche Versorgung<br />
vertangt.<br />
Für alle diese Kranken wird medizinische<br />
Hilfeleistung wie " Fachkrankenpflege"<br />
erforderlich, so daß examinierte<br />
Krankenschwestern möglichst noch<br />
mit Zusatzausbildung in Gemeindekrankenpflege<br />
zur Verfügung stehen müssen.<br />
Zur Unterstützung der Krankenschwestern<br />
gibt es in etlichen " Sozialstationen"<br />
Pflegediensthelfer, z. B. Malteser,<br />
Schwesternhelferinnen, also<br />
Kräfte mit mehr oder weniger langer<br />
Ausbildung auf den Gebieten der Krankenpflege<br />
oder auch nur in häuslicher<br />
Krankenpflege, die dann die Pflege<br />
bei leicht Erkrankten oder auch bei<br />
chronisch kranken Menschen übernehmen<br />
(also bei all denjenigen, die Fachkrankenpflege<br />
nicht oder nicht mehr<br />
oder noch nicht benötigen). Es ist festzuhalten,<br />
daß Gemeindekrankenpflege,<br />
wie die Krankenpflege überhaupt, die<br />
beiden Funktionen umfaßt, den medizinischen<br />
Hilfsdienst als Bestandteil der<br />
ärztlichen Behandlung und die eigenständige<br />
pflegerische Sorge für den<br />
Kranken . Beide Funktionen sind für<br />
den Heilungsvorgang von entscheidender<br />
Bedeutung. Ziel der Sozialstationen<br />
ist es, möglichst Schwestem mit, Zusatzausbildung<br />
zu gewinnen oder doch<br />
examinierte Krankenschwestern so<br />
zu qualifizieren, daß sie nicht nur die<br />
Kranken im häuslichen Bereich optimal<br />
versorgen können, sondern auch die<br />
Gesundheitserziehung in den Gemeinden<br />
aktiv mittragen und Maßnahmen .<br />
der Gesundheitsvorsorge unterstützen<br />
können. Gleichzeitig sollten sie auch<br />
die vielfältigen .Ansprüche der Menschen<br />
in den Gemeinden auf Sozialhilfe erkennen<br />
können , um diese sachgerecht<br />
einzuordnen und dann an Lösungen<br />
vermittelnd mitzuarbeiten . Die Initiativen<br />
der Träger der Sozial- und Jugendhilfe<br />
könnten realistischer genutzt und menschennäher<br />
vermittelt werden, wenn<br />
es genügend kundige Mittelspersonen<br />
gäbe. Oie Krankenschwestern wie alle<br />
übrigen Kräfte der " Sozialstation" sollten<br />
in diese Funktion hineinwachsen.<br />
In die Dienstgruppe " krankenpflegerischer<br />
Dienst" der Sozialstation gehört<br />
ZS·MAGAZIN 11 179 59