Magazin 197911
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auch die Altenpflegerin, ggf. auch ihre<br />
Hilfskraft, die Altenpflegehelferin. Berufsbild<br />
und Ausbildungsordnung , wie<br />
sie zum Zweck der staallichen Anerkennung<br />
in einzelnen Ländern ausformuliert<br />
und lestgelegt worden sind , lassen<br />
erkennen, daß im Berufsbild auch die<br />
offene ambulante Tätigkeit vorgesehen<br />
ist. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der<br />
Altenpflegerinnen in der Sozialstation<br />
isl zweifellos die Versorgung und<br />
Pflege kranker und gebrechlicher alter<br />
Menschen in den Gemeinden. Die AItenpflegerin<br />
bemüht sich um ganzheilliehe<br />
Hille, d. h. um das körperliche,<br />
geistige und seelische Wohlbefinden<br />
der alten Menschen. Sie hilft den alten<br />
Menschen, Schwierigkeiten, die durch<br />
das Alter entstehen, zu überwinden.<br />
Sie versucht lamiliäre nachbarschaftliehe<br />
Hillen aller Art und die vielfältigen<br />
Dienste der Gemeinden und Freien<br />
Wohlfahrtsverbände zu vermitteln . Da<br />
es sich bei der Altenpflegerin um ein<br />
relativ Junges Berufsbild handelt, ist<br />
es tür den Träger einer SozialstaHon<br />
wichtig zu wissen, welche Berufsvolizüge<br />
durch diese Mitarbeiterinnen eingebracht<br />
werden. Es ist eindeutig: die<br />
Altenpflegerin entlastet den auf den<br />
alten Menschen bezogenen Sektor<br />
der Krankenpflege, nicht aber den Sektor<br />
der Hauspflege. Bei der wachsenden<br />
Zahl pflegebedürftiger alter Menschen<br />
ist diese Entlastung überaus wichtig.<br />
In die Dienstgruppe Haus- und Familienpflege<br />
gehören voll ausgebildete,<br />
meist hauptberuflich tätige Haus- und<br />
Familienpflegerinnen sowie die Dorfhelferinnen.<br />
Im Bereich der Zwillingsberufe<br />
" Familienpflegerinnen" und " Dorfhelferin<br />
" gibt es bereits die bemerkenswerte<br />
Differenzierung, daß die Dorfhellerin<br />
ihre Aufgaben unter den erschwerten<br />
und vielfältigen Bedingungen des bäuerlichen<br />
Haushalts und unter soziologischen<br />
Bedingungen des heutigen ländlichen<br />
Raumes mit seinen geistigen Umbruchen<br />
und seinen Strukturveränderungen<br />
ausuben muß. Zur Dienstgruppe<br />
Haus- und Familienpflege gehören auch<br />
die nebenberuflich tätigen und in Kursen<br />
geschulten Hauspflegerinnen.<br />
Die Dienstgruppe Haus- und Familienpflege<br />
bereichert die Sozialstation um<br />
ein wesentliches Element. Sie macht<br />
die Station auf ihre Weise funktionstüchtig<br />
und zwar auf Notstände hin, die<br />
über die reine Krankenpflege weit hinausgehen.<br />
Gemeint sind die folgenden:<br />
die Vertretung der aus Gründen von<br />
Krankheit, also Krankenhausaufenthalt,<br />
Entbindung ceer Erholungsbedürftigkeit<br />
abwesenden Mutter, also die völlige<br />
Versorgung eines fremden Hauswesens<br />
mit Kindern.<br />
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In dem Aufgabenkatalog sind aber auch<br />
Notsituationen wie die folgenden aufgenommen:<br />
• Anleitung und Unterstützung einer<br />
in Hauswirtschaft, Erziehung und Gesundheitspflege<br />
unerfahrenen und unsicheren<br />
Mutter - beispielsweise in einer<br />
Frühehe - mit dem Ziel, schweren Familienkrisen,<br />
Gesundheits- und Erziehungsnotständen<br />
vorzubeugen. eine<br />
gewiß schwierige, aber von älteren<br />
und erfahrenen Familienpflegerinnen<br />
immer wieder mit Erfolg durchgeführte<br />
Aufgabe, oder<br />
• der Einsatz bei psychisch kranken<br />
Muttem (z. B. Schwangerschaftspsychosen<br />
und Neurosen). um eine medikamentöse<br />
häusliche Behandlung im<br />
Frühstadium zu ermöglichen und damit<br />
kostspielige Heilstättenaufenthalte zu<br />
vermeiden, oder<br />
• der Einsatz bei Müttern, die aus<br />
Krankenhaus oder Heilstättenaufenthaltan<br />
zurückkommen, um den Genesungserfolg<br />
zu festigen. Es wird versucht,<br />
den Muttem nach wochenlanger<br />
Abwesenheit zu helfen , sich im eigenen<br />
Aufgaben- und Lebenskreis wieder<br />
zurechtzufinden. Sozialstatistiken beweisen<br />
, daß insbesondere nach Geschwulstoperationen<br />
ein Dauererfolg<br />
um so eher gegeben ist, als der Patient<br />
noch nicht wieder die volle Last seines<br />
Alltags übemehmen muß.<br />
Besonders herausgestellt werden sollten<br />
diejenigen Pflegen bei alleinstehenden<br />
Kranken und chronisch Kranken oder<br />
alten Menschen, bei denen es nicht<br />
nur um die häusliche Pflege des kranken<br />
Menschen, wie bei den Berufsvolizügen<br />
der Krankenschwester und Altenpflegerin<br />
geht, sondern eben auch um<br />
seine sonstige Versorgung, also um<br />
die Erfüllung aller ubrigen Bedürfnisse<br />
eines Kranken, die durch sein Alleinsein<br />
bedingt sind . In solchen Fällen werden<br />
gewöhnlich die Krankenschwester und<br />
die Familienpflegerin gleichzeitig tätig.<br />
Das Spezifikum , das die Haus- und<br />
Familienpflege in die "Sozialstation"<br />
einbringt, ist die Einheit von Pflegen,<br />
Erziehen und Hauswirtschaften. Erst<br />
im Verbund mit dem krankenpflegerischen<br />
Dienst wird damit die Lösung<br />
komplexer Notstände möglich.<br />
VI. Leistungsfunktion in der<br />
"Sozialstation"<br />
Die Aufgaben der Leitung ergeben sich<br />
aus den dargestellten Zielvorstellungen.<br />
Es geht bei der Leitung um einen sinnvollen<br />
Einsatz der verschiedenen Kräfte,<br />
damit sie sich in ihrem spezifischen<br />
Beitrag auswirken und gegenseitig ergänzen<br />
können. Es geht aber auch<br />
um Arbeitsteilung und Abeitsplanung,<br />
um Schaffung von vemünftigen Arbeitsbedingungn,<br />
z. B. Bedingungen arbeitsteiliger<br />
Dienstmöglichkeiten, damit Teilzeitbeschäftigte<br />
mitarbeiten können.<br />
Es geht um die Gewinnung von Fachkräften<br />
, um Weiterbildung der Mitarbeiter,<br />
aber auch um die Aktivierung der<br />
Gemeinden zur Mitverantwortung für<br />
ihre kranken und alten Menschen. Die<br />
Leitung muß hier entsprechende Initiativen<br />
setzen.<br />
Letziich geht es darum, die "Sozialstation"<br />
hinein zu binden in das Geflecht<br />
der übrigen kommunalen und freien<br />
Dienststellen, der Fachverbände und<br />
Einrichtungen. Es geht um Kooperation<br />
mit der gesamten übrigen Sozialarbeit,<br />
insbesondere mit dem Gesundheitssektor.<br />
Nur SO können auf die Dauer bessere<br />
Übergänge von stationärer in ambulante<br />
Krankenpflege erreicht werden<br />
(z. B. auch die rechtzeitige Vermittlung<br />
behandlungsbedürftiger Patienten in<br />
stationäre Behandlung). Es wird durch<br />
Einsatz der " Sozialstation" zu Maßnahmen<br />
der Rehabilitation für Behinderte<br />
kommen, aber auch zur wirksamen<br />
Vermeidung von zu früher Heimunterbringung<br />
alter Menschen, zur Ermöglichung<br />
von Sonderkuren für psychisch<br />
kranke Mütter u. a.<br />
Das Ziel der Herbeiführung von Komplementarität<br />
zwischen ärztlich-medizinischer<br />
Hilfeleistung und Versorgung<br />
des Patienten verlangt sehr viel Sachverstand<br />
. Aus alledem wird die Forderung<br />
verständlich, daß in dem Leitungsteam<br />
der " Sozialstation" die Mitwirkung<br />
einer sozialen Fachkraft (Sozialarbeiter)<br />
unerläßlich ist. Diese Forderung wird<br />
noch unterstrichen durch die Tatsache,<br />
daß die in ihr wirkenden Fachkräfte<br />
" Quellen sozialer Information" sind.<br />
Das besonders enge Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Helfern und Hilfesuchenden,<br />
das für ambulante Dienste typisch<br />
ist, fördert manche soziale bzw.<br />
menschliche Not zutage, die sonst noch<br />
lange verborgen bleiben würde. Einblicke<br />
in soziale Not, gewonnen durch<br />
die Arbeit im Milieu, verpflichtet die<br />
" Sozialstation" , die Chancen zu frühzeitiger,<br />
oft präventiver Hilfen nicht ungenützt<br />
zu lassen. Mit der Lösung solcher<br />
Probleme sind aber die " Sozialstationen"<br />
aus sich heraus überlordert. Eine<br />
Ausweitung ihres Dienstangebotes über<br />
die eigentlichen sozialpflegerischen<br />
und gesundheitspflegerischen Dienste<br />
hinaus würde die " Sozialstation"<br />
jedoch so überlasten und in ihrem eigentlichen<br />
Dienstauftrag schwächen<br />
und zugleich ihre AufgabensteIlung<br />
fur die Bevölkerung wieder undeutlich<br />
machen.