Psychotherapeutenjournal 2/2011 - medhochzwei Verlag GmbH
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Beitrag der Psychologischen Psychotherapeuten zur Behandlung pathologischer Glücksspieler<br />
spricht die Grundgesamtheit dem Anteil<br />
der Antworter (29,5% von 2.520), d. h.<br />
N=743 PP.<br />
Die zweite, liberale Hochrechnung (HR2)<br />
geht davon aus, dass die 214 PP, die<br />
geantwortet haben, eine repräsentative<br />
Stichprobe der angeschriebenen PP<br />
(n=726) darstellen und diese wiederum<br />
repräsentativ für alle PP in Bayern sind. Bei<br />
dieser Vorgehensweise werden alle 2.520<br />
bei der PTK Bayern gemeldeten niedergelassenen<br />
oder niedergelassenen und<br />
zugleich angestellten PP als Grundgesamtheit<br />
angesehen.<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Behandelnde Psychologische<br />
Psychotherapeuten<br />
Insgesamt haben 28,0% (n=60) der<br />
befragten PP Personen mit einer Glücksspielproblematik,<br />
d. h. Betroffene und Angehörige,<br />
behandelt. Hochgerechnet auf<br />
die beiden Grundgesamtheiten ergibt sich<br />
eine Anzahl zwischen 208 (HR1) und 707<br />
(HR2) PP, die im Jahr 2009 Betroffene mit<br />
einer Glücksspielproblematik sowie Angehörige<br />
behandelt haben (Tabelle 1).<br />
3.2 Anzahl der wegen Glücksspiel<br />
behandelten Personen<br />
Im Jahr 2009 wurden 122 Personen wegen<br />
glücksspielbedingter Probleme in einer psychotherapeutischen<br />
Praxis behandelt. Im<br />
Durchschnitt behandelte ein Psychotherapeut<br />
im Jahr 2009 zwei Personen (Spanne:<br />
1-30) mit glücksspielbedingten Problemen.<br />
Insgesamt befanden sich den Schätzungen<br />
zufolge zwischen 422 (HR1) und 1.437<br />
(HR2) Glücksspieler oder Angehörige bei<br />
PP in Behandlung (Tabelle 1).<br />
Die Psychotherapie bezog sich bei 55,7%<br />
der Personen (n=68) auf die Behandlung<br />
der Glücksspielprobleme. Hochgerechnet<br />
erfolgte bei 236 (HR1) bis 801 (HR2)<br />
der betroffenen Glücksspieler in Bayern<br />
eine Psychotherapie zur Behandlung der<br />
Glücksspielproblematik durch PP (Tabelle<br />
1). Insgesamt 54 behandelte Patienten<br />
(44,3%) waren Angehörige von Glücksspielern.<br />
154<br />
Tabelle 1: Überblick der Hochrechnungen für das Jahr 2009 in Bayern<br />
Anzahl<br />
PP, die Personen mit glücksspielbedingten<br />
Problemen behandelt<br />
haben<br />
Personen mit glücksspielbedingten<br />
Problemen<br />
Psychotherapie wegen glücksspielbedingter<br />
Probleme<br />
3.3 Diagnose pathologisches<br />
Spielen (F63.0)<br />
Im Jahr 2009 haben die befragten PP bei<br />
43 Personen im Antrag auf Kostenübernahme<br />
eine Diagnose pathologisches Spielen<br />
(F63.0) gestellt. Dies entspricht 35,2% aller<br />
Personen mit glücksspielbedingten Problemen<br />
bzw. 63,2% derjenigen Patienten,<br />
bei denen sich die Psychotherapie auf die<br />
Behandlung der Glücksspielproblematik<br />
bezog. Hochgerechnet erhielten zwischen<br />
149 (HR1) und 506 (HR2) Personen eine<br />
Diagnose pathologisches Spielen (Tabelle<br />
1). Durchschnittlich wurden somit 328 pathologische<br />
Glücksspieler von PP in Bayern<br />
im Jahr 2009 ambulant behandelt.<br />
Auf Therapeutenebene weisen die Zahlen<br />
darauf hin, dass jeder PP im Durchschnitt<br />
bei 0,2 Personen einen Antrag wegen pathologischen<br />
Glücksspielens stellte. Bezogen<br />
auf die PP, die im Jahr 2009 tatsächlich<br />
Personen mit Glücksspielproblemen<br />
behandelt haben (n=60), stellten diese<br />
durchschnittlich bei 0,7 Personen die Diagnose<br />
F63.0. Die Differenz zwischen der<br />
Anzahl der F63.0 Diagnosen und der auf<br />
die Glücksspielprobleme bezogenen Psychotherapien<br />
weist darauf hin, dass auch<br />
Patienten mit einer Sekundärdiagnose<br />
pathologisches Glücksspielen und einer<br />
anderen therapieleitenden Störung ambulante<br />
psychotherapeutische Behandlung in<br />
Anspruch nahmen (n=25).<br />
3.4 Weitervermittlungen<br />
Stichprobe<br />
(n=214)<br />
Im Jahr 2009 wurden insgesamt 121 Personen<br />
mit Glücksspielproblemen in eine<br />
andere Einrichtung weitervermittelt. Die<br />
Mehrzahl (n=76; 62,8%) aller weiterver-<br />
Hochrechnung 1<br />
(n=743)<br />
mittelten Personen wurde von PP vermittelt,<br />
die angaben, im Jahr 2009 Personen<br />
mit Glücksspielproblemen behandelt zu<br />
haben. Aussagen darüber, ob und inwiefern<br />
es sich dabei um Personen handelt,<br />
die zuvor in der eigenen Praxis behandelt<br />
wurden, oder um Direktvermittlungen an<br />
andere Stellen, sind jedoch nicht möglich.<br />
Hochgerechnet für Bayern wurden zwischen<br />
420 (HR1) und 1.425 (HR2) Personen<br />
mit einer Glücksspielproblematik an<br />
andere Einrichtungen weitervermittelt. Die<br />
Weitervermittlung fand an eine Vielzahl<br />
von unterschiedlichen Stellen statt, hauptsächlich<br />
an Kliniken, Suchtberatungsstellen,<br />
Fachambulanzen, Selbsthilfegruppen<br />
sowie an psychotherapeutische und ärztliche<br />
Kollegen.<br />
3.5 Therapeutische<br />
Ausrichtung<br />
Bei der Mehrheit (57,1%) der befragten<br />
PP basiert die Arbeit auf u. a. verhaltenstherapeutischen<br />
Maßnahmen. Insgesamt<br />
40,6% berichteten über eine tiefenpsychologisch<br />
fundierte Psychotherapie als<br />
Grundlage der Behandlung. Eine psychoanalytisch<br />
orientierte Behandlung gaben<br />
20,7% der PP an. Weitere Ansätze umfassten<br />
u. a. Hypnotherapie/Hypnose, Familientherapie,<br />
systemische Therapie oder<br />
Eye Movement Desensitization and Reprocessing<br />
(EMDR).<br />
4. Diskussion<br />
Hochrechnung 2<br />
(n=2.520)<br />
60 208 707<br />
122 422 1.437<br />
68 236 801<br />
Diagnose F63.0 43 149 506<br />
Weitervermittlung 121 420 1.425<br />
Die Schätzungen zum Umfang der Behandlung<br />
pathologischer Glücksspieler<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2011</strong>