Psychotherapeutenjournal 2/2011 - medhochzwei Verlag GmbH
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<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Mitteilungen der<br />
Psychotherapeutenkammer<br />
Bremen<br />
PKHB: Geplantes Versorgungsgesetz muss die Belange psychisch<br />
kranker Menschen berücksichtigen<br />
In einem Positionspapier hat die Bremer<br />
Psychotherapeutenkammer im März ihre<br />
Haltung zum geplanten Versorgungsgesetz<br />
zum Ausdruck gebracht. Dieses konkretisierte<br />
ein schon Anfang Januar verfasstes<br />
Standpunktpapier. Diese Auffassungen,<br />
die zwischen Landespsychotherapeutenkammern<br />
und Bundespsychotherapeutenkammer<br />
konsentiert sind, wurden bei<br />
einem gemeinsamen Termin dem Bremer<br />
Gesundheitsressort (Senatorin für Arbeit,<br />
Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales),<br />
vertreten durch Staatsrat Dr. Hermann<br />
Schulte-Sasse, Abteilungsleiter Dr. Mathias<br />
Gruhl und Referatsleiter Jürgen Nuschke<br />
dargelegt. Von Seiten der PKHB nahmen<br />
Kammerpräsident Karl Heinz Schrömgens<br />
und die Vorstandsmitglieder Axel Janzen<br />
und Christoph Krause teil.<br />
Ausführlich wurde die Lage psychisch<br />
kranker Menschen im Land Bremen erörtert<br />
und gegenwärtig sich in der Diskussion<br />
befindliche Reformvorhaben zur Bedarfsplanung<br />
diskutiert. Die Vorstellungen<br />
der PKHB, die in einem Standpunktpapier<br />
dem Gesundheitsressort zuvor zugesandt<br />
worden waren, stießen auf offene Ohren.<br />
Dr. Schulte-Sasse betonte, dass das Land<br />
dafür eintrete, Morbidität und Demografie<br />
bei der Neufassung der Bedarfsplanung<br />
zu berücksichtigen. Im Gespräch bestand<br />
Übereinstimmung darin, dass eine Mitwirkung<br />
des Landes bei der Bedarfsplanung<br />
zu mehr Rationalität in der Versorgung<br />
beitragen könne. Von Seiten der PKHB<br />
wurde betont, dass eine Einbeziehung der<br />
Psychotherapeutenkammern unverzichtbar<br />
sei, falls Fragen der Versorgung psychisch<br />
kranker Menschen berührt werden.<br />
Ebenfalls bestand Übereinstimmung darin,<br />
dass eine kleinräumigere Versorgungs-<br />
steuerung im Interesse der besseren<br />
Versorgung psychisch kranker Menschen<br />
liege. Auch in der Schaffung verbesserter<br />
Möglichkeiten, Versorgungssitze flexibler<br />
auszuschreiben, bestand kein Dissens.<br />
Die PKHB äußerte die Befürchtung, dass<br />
die Absicht, den Aufkauf und die Stilllegung<br />
psychotherapeutischer Sitze durch<br />
die Kassenärztlichen Vereinigungen zu erleichtern,<br />
indem die gegenwärtige Altersgrenze<br />
von 62 Jahren aufgehoben wird, zu<br />
einem Verlust von psychotherapeutischer<br />
Versorgung führen könne. Diese Sorge<br />
wurde verstanden und alle waren sich einig,<br />
dass es nicht eine einfache Fortschreibung<br />
der gegenwärtigen Verhältniszahlen<br />
geben dürfe.<br />
In den im April veröffentlichten Eckpunkten<br />
zum Versorgungsgesetz des Bundesgesundheitsministeriums<br />
spiegelten sich<br />
wichtige Kritiken an der bisherigen Bedarfsplanung,<br />
insbesondere was die Versorgung<br />
psychisch kranker Menschen betrifft, nur<br />
ungenügend oder gar nicht wieder. So<br />
wird darin die Möglichkeit eröffnet, dass<br />
die KVen Praxissitze auch bei Praxisabgebern<br />
aufkaufen und stilllegen können, die<br />
jünger als 62 Jahre sind. Ebenso sollen die<br />
KVen ein Vorkaufsrecht bei der Abgabe von<br />
Praxissitzen erhalten. Für das Land Bremen<br />
droht damit ein Abbau von 103 psychotherapeutischen<br />
Sitzen in der Stadt Bremen<br />
und von 10 Sitzen in Bremerhaven. Angesichts<br />
von durchschnittlichen Wartezeiten<br />
von 15 Wochen auf einen Behandlungsplatz<br />
hätte dies dramatische Einschränkungen<br />
in der Versorgung von psychisch<br />
kranken Menschen zur Folge.<br />
Nachdem im März bei einem gemeinsamen<br />
Treffen der Kammer mit den in Bre-<br />
men tätigen psychotherapeutischen Berufs-<br />
und Fachverbänden diese Positionen<br />
abgestimmt wurde, suchte die PKHB das<br />
Gespräch mit den gesundheitspolitischen<br />
Sprechern der Fraktionen in der Bremer<br />
Bürgerschaft. Ziel dieser Gespräche war es,<br />
auf die obige besondere Betroffenheit des<br />
Landes Bremen durch Auswirkungen des<br />
Gesetzes aufmerksam zu machen und um<br />
Unterstützung dafür zu werben, dass die<br />
Versorgung psychisch kranker Menschen<br />
durch dieses Gesetz nicht verschlechtert<br />
wird, sondern verbessert werden kann. Ende<br />
April, Anfang Mai führte die PKHB unter<br />
Beteiligung von Verbandsvertretern Gespräche<br />
mit Frau Dr. Rita Mohr-Lüllmann<br />
(CDU), Doris Hoch (Bündnis 90/Die Grünen),<br />
Dr. Oliver Möllenstedt (FDP), Peter<br />
Erlanson (Die Linke) und Winfried Brumma<br />
(SPD).<br />
Im Mittelpunkt der Gespräche stand<br />
das 9-Punkte-Papier der PKHB. Alle Gesprächspartner<br />
zeigten sich gut vorbereitet<br />
und hatten das Forderungspapier<br />
der Kammer intensiv gelesen. In den<br />
Gesprächen legte Karl Heinz Schrömgens<br />
anhand konkreter Zahlen dar, dass eine<br />
deutliche Verbesserung in der Versorgung<br />
erreicht werden könnte, wenn die gegenwärtige<br />
Ist-Situation zur Soll-Situation einer<br />
neuen Bedarfsplanung gemacht würde.<br />
Für das Land würde dies unter dem<br />
Strich sogar zu einem leichten Zuwachs<br />
an Sitzen führen.<br />
Die Gesprächspartner zeigten sich sehr<br />
aufgeschlossen für die Argumente der<br />
Psychotherapeuten. Alle sahen den Reformbedarf<br />
der Bedarfsplanung und die<br />
Notwendigkeit der besonderen Berücksichtigung<br />
psychisch kranker Menschen.<br />
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Bremen