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Psychotherapeutenjournal 2/2011 - medhochzwei Verlag GmbH

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durch niedergelassene Psychologische<br />

Psychotherapeuten (PP) zeigen, dass im<br />

Jahr 2009 über ein Viertel (28,0%) der<br />

befragten PP pathologische Glückspieler<br />

und Angehörige behandelt haben. Hochgerechnet<br />

für Bayern wird die Anzahl an<br />

Personen mit einer glücksspielbedingten<br />

Störung, die psychotherapeutische Hilfe<br />

in Anspruch nahmen, auf zwischen 422<br />

und 1.437 Fälle geschätzt. Davon bezog<br />

sich bei 236 bis 801 Personen (55,7%)<br />

die Psychotherapie auf die Behandlung<br />

der Glücksspielprobleme. Dies deutet daraufhin,<br />

dass es sich vermutlich bei den anderen<br />

behandelten Personen mit Glücksspielproblemen<br />

um Angehörige handelte.<br />

Insgesamt begaben sich hochgerechnet<br />

328 pathologische Glücksspieler (Spanne:<br />

149 – 506) bei PP in Behandlung.<br />

Vor dem Hintergrund der geringen Inanspruchnahme<br />

von ambulanten Suchthilfeeinrichtungen<br />

durch pathologische Glücksspieler<br />

(im Jahr 2009 in Bayern etwa 2.300<br />

Patienten) weisen die Behandlungszahlen<br />

dieser Klientel durch niedergelassene PP<br />

auf die Relevanz dieses Versorgungsangebots<br />

hin. Insbesondere für Glücksspieler<br />

mit komorbiden Störungen steht mit PP<br />

ein Versorgungsangebot zur Verfügung,<br />

das in der Lage ist, zusätzlich vorhandene<br />

komorbide psychische Störungen in die<br />

Therapie mit einzubeziehen. Neben Personen<br />

mit primären Glücksspielproblemen<br />

scheinen aber auch Angehörige die Hilfe<br />

niedergelassener PP in Anspruch zu nehmen.<br />

Bei der Interpretation der Fallzahlen ist zu<br />

berücksichtigen, dass die Hochrechnungen<br />

aufgrund der niedrigen Rücklaufquote<br />

von 29,9% nur Näherungswerte darstellen<br />

können. Zudem ist der Anteil der Kinder-<br />

und Jugendlichenpsychotherapeuten an<br />

allen selbstständigen Mitgliedern der PTK<br />

Bayern bzw. an allen Angeschriebenen<br />

zum Zeitpunkt der Stichprobenziehung<br />

nur geschätzt. Wird bei der an der Befragung<br />

teilnehmenden PP von einer repräsentativen<br />

Stichprobe (HR2) ausgegangen,<br />

ist bei einer Verletzung der Annahme<br />

mit einer Überschätzung der Fallzahlen zu<br />

rechnen. Umgekehrt ist die Annahme, die<br />

Nichtantworter hätten keine Personen mit<br />

Glücksspielproblemen behandelt (HR1),<br />

vermutlich zu konservativ.<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Mit der vorliegenden Pilotstudie ist es<br />

gelungen, eine erste Abschätzung des<br />

Beitrags der PP bei der Behandlung pathologischer<br />

Glücksspieler zu erhalten. Die<br />

hochgerechneten Behandlungszahlen sind<br />

auch bei konservativen Annahmen bedeutsam<br />

und weisen auf ein bisher nicht<br />

beachtetes Versorgungssegment für diese<br />

Störung hin. Weitere Untersuchungen sind<br />

für die Prüfung dieser ersten Hochrechnungen<br />

notwendig. Darüber hinaus sind<br />

Behandlungserfahrungen, Fortbildungsbedarf<br />

sowie bestehende Kooperationsstrukturen<br />

mit anderen Einrichtungen mit<br />

dem Ziel zu erfassen, ein umfassenderes<br />

Versorgungsangebot als bisher für pathologische<br />

Glücksspieler und Angehörige<br />

aufzubauen.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren möchten sich bei der Bayerische<br />

Landeskammer der Psychologischen<br />

Psychotherapeuten und der Kinder- und<br />

Jugendlichenpsychotherapeuten für die<br />

Unterstützung bei der Durchführung dieser<br />

Studie bedanken. Unser besonderer Dank<br />

gilt Frau Karin Welsch.<br />

Förderhinweis<br />

Die Studie wurde im Rahmen der Landesstelle<br />

Glücksspielsucht in Bayern (LSG)<br />

durchgeführt. An der LSG sind das IFT<br />

Institut für Therapieforschung, die Bayerische<br />

Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen<br />

BAS Unternehmergesellschaft<br />

(haftungsbeschränkt) sowie der Betreiberverein<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft der<br />

Freien Wohlfahrtspflege in Bayern für die<br />

Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern<br />

e. V. (LAGFW-BV) beteiligt. Die LSG wird<br />

aus Mitteln des Bayerischen Ministeriums<br />

für Gesundheit und Verbraucherschutz<br />

gefördert. Mit der Finanzierung sind keine<br />

Auflagen verbunden.<br />

Interessenskonflikt<br />

Ministerien und nachgeordnete Behörden<br />

des Freistaats Bayern sind als Betreiber<br />

bzw. Lizenzgeber für Glücksspiele tätig.<br />

L. Kraus, M. Sassen, M. Kroher, Z. Taqi, G. Bühringer<br />

Literatur<br />

American Psychiatric Association. (1994).<br />

Diagnostic and Statistical Manual of<br />

Mental Disorders (fourth edition).<br />

Washington, DC: American Psychiatric<br />

Press.<br />

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after the opening of casinos and the<br />

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Bühringer, G., Kraus, L., Sonntag, D., Pfeiffer-Gerschel,<br />

T. & Steiner, S. (2007).<br />

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Spiel- und Bevölkerungsrisiken.<br />

Sucht, 53 (5), 296-308.<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA). (2008). Glücksspielverhalten<br />

und problematisches Glücksspielen<br />

in Deutschland 2007. Köln:<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung.<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA). (2010). Glücksspielverhalten<br />

in Deutschland 2007 und 2009.<br />

Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung.<br />

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und Glücksspielprobleme in<br />

Deutschland: Ergebnisse einer bundesweiten<br />

Repräsentativbefragung. Suchttherapie,<br />

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1096.<br />

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