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Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

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2 ANRUFUNG 15<br />

pressiven Staatsapparat <strong>und</strong> die ISA, sowie die ISA untereinander verbindet. (Vgl.<br />

<strong>Althusser</strong> 1977:124) <strong>Althusser</strong> stellt fest, dass es ISA von unterschiedlicher Wich-<br />

tigkeit gibt. Für das Mittelalter waren die wichtigsten die Familie <strong>und</strong> die Kirche.<br />

Die Kirche kontrollierte durch Schulung, kulturelle Vermittlung etc. das öffentliche<br />

Leben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> richteten sich die ideologischen Kämpfe zwischen dem<br />

16. <strong>und</strong> 18. Jhd. vor allem gegen die Kirche als Hauptgarantin der herrschenden<br />

<strong>Ideologie</strong>. (Vgl. <strong>Althusser</strong> 1977:125) Welche Institution löste den ideologischen<br />

Staatsapparat Kirche ab? <strong>Althusser</strong>s Antwort ist einfach, eindringlich <strong>und</strong> gut mar-<br />

xistisch: Die Schule. Für <strong>Althusser</strong> hat die Kombination Familie/Schule die Kombi-<br />

nation Familie/Kirche abgelöst. Die Schule ist derjenige ISA der, neben der Familie,<br />

den größten Einfluss auf das <strong>Subjekt</strong> ausübt; bereits das Kleinkind im Kindergarten<br />

ist ihm ausgesetzt. Die Schule vermittelt die Fähigkeit, innerhalb der Gesellschaft<br />

weiterzukommen oder, falls dies scheitert, sich mit der eigenen Position abzufinden,<br />

das heißt, sie weist, unter Zurschaustellung weltanschaulicher bzw. ideologischer<br />

Neutralität, den Menschen einen Ort in der Gesellschaft zu <strong>und</strong> versieht sie mit ei-<br />

ner Legitimationsbasis. Sie steht demnach in der ersten Reihe der Produzenten der<br />

kapitalistischen Produktionsverhältnisse. (Vgl. <strong>Althusser</strong> 1977:128, 129)<br />

Der ISA Schule ist mit Sicherheit auch heute noch von extremer Wichtigkeit, der<br />

ISA der Information oder besser, der Medien, dürften ihn jedoch abgelöst haben.<br />

Im Folgenden versucht <strong>Althusser</strong>, eine “Theorie der <strong>Ideologie</strong> im Allgemeinen” (Al-<br />

thusser 1977:131) zu entwickeln, die keine besondere Klassenposition zur Gr<strong>und</strong>-<br />

lage haben soll. Seine Absicht:<br />

Wenn ich demgegenüber das Projekt einer Theorie der <strong>Ideologie</strong> im<br />

Allgemeinen formulieren kann <strong>und</strong> wenn diese Theorie tatsächlich eines<br />

der Elemente ist, von denen die Theorien der <strong>Ideologie</strong>n abhängen,<br />

so impliziert dies eine scheinbar paradox anmutende Behauptung, die<br />

ich folgendermaßen formulieren möchte: Die <strong>Ideologie</strong> hat keine Geschichte.<br />

(<strong>Althusser</strong> 1977:131)<br />

<strong>Althusser</strong> entnimmt diese letzte Behauptung der Deutschen <strong>Ideologie</strong>, reinterpre-<br />

tiert sie <strong>und</strong> befreit sie von ihrem positivistisch-historizistischen Hintergr<strong>und</strong>. Laut<br />

<strong>Althusser</strong> ist für Marx die <strong>Ideologie</strong> ein “purer Traum”, <strong>und</strong> die Behauptung, dass<br />

die <strong>Ideologie</strong> keine Geschichte habe, beziehe sich darauf, “daß sie keine eigene Ge-<br />

schichte hat”, sondern nur ein “leerer <strong>und</strong> verkehrter Reflex der realen Geschichte”<br />

(<strong>Althusser</strong> 1977:132) sei. Für <strong>Althusser</strong> haben “konkrete” <strong>Ideologie</strong>n sehr wohl ei-

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