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Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

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2 ANRUFUNG 18<br />

nur durch <strong>und</strong> unter einer <strong>Ideologie</strong>” <strong>und</strong> “Es gibt <strong>Ideologie</strong> nur durch das <strong>Subjekt</strong><br />

<strong>und</strong> für <strong>Subjekt</strong>e.” (<strong>Althusser</strong> 1977:140). Die zweite These transformiert <strong>Althusser</strong><br />

in ihre berühmte Form: “Die <strong>Ideologie</strong> ruft die Individuen als <strong>Subjekt</strong>e an” (ebd.).<br />

Die Kategorie des <strong>Subjekt</strong>s ist konstitutiv für die <strong>Ideologie</strong> <strong>und</strong> die <strong>Ideologie</strong> kon-<br />

stitutiv für das <strong>Subjekt</strong>. “Aus diesem Spiel einer doppelten Konstituierung besteht<br />

die Funktionsweise jeder <strong>Ideologie</strong>; denn die <strong>Ideologie</strong> ist nichts anderes als ihre<br />

Funktionsweise in den materiellen Existenzformen dieser Funktionsweise.” (ebd.)<br />

Ein weiterer Punkt besteht darin, dass jedes <strong>Subjekt</strong> per se ideologisch verfasst ist.<br />

<strong>Althusser</strong> vollzieht hierdurch den Schritt, demgegenüber sich viele <strong>Ideologie</strong>theo-<br />

rien verweigern: er stellt fest, dass jeder Weltzugang ideologisch ist. Die Aussage<br />

”ein ideologisches <strong>Subjekt</strong>” wäre für <strong>Althusser</strong> eine Tautologie. 9<br />

<strong>Ideologie</strong>n sind dafür verantwortlich, dass wir “Evidenzen” wahrnehmen. Wir al-<br />

le verstehen uns z.B. als freie, moralische <strong>Subjekt</strong>e <strong>und</strong> kämen wohl kaum auf<br />

die Idee, unseren eigenen “evidenten” <strong>Subjekt</strong>status zu verneinen. Für <strong>Althusser</strong><br />

sind die gesamten quasitranzendentalen Bedingungen einer Kommunikationsge-<br />

meinschaft ideologisch. All das, was wir für “evident”, für selbstverständlich halten,<br />

ist <strong>Ideologie</strong>. Im Moment des “Das ist evident! Genau so ist es! Das ist wahr!”,<br />

in “dieser Reaktion findet die Funktion der ideologischen Wiedererkennung/An-<br />

erkennung [reconnaissance] ihren Ausdruck, die eine der beiden Funktionen der<br />

<strong>Ideologie</strong> als solcher ausmacht (ihr Gegenstück ist die Funktion der Verkennung<br />

[méconnaissance])” (<strong>Althusser</strong> 1977:141). Wir sind immer schon <strong>Subjekt</strong>e <strong>und</strong> be-<br />

stätigen uns das in ideologischen Wiedererkennungsritualen 10 .<br />

’‘Durch die Funktionsweise der Kategorie des <strong>Subjekt</strong>s ruft jede <strong>Ideologie</strong> die kon-<br />

kreten Individuen als konkrete <strong>Subjekt</strong>e an.” (<strong>Althusser</strong> 1977:142) Hier wird deut-<br />

lich, dass die Frage nach dem, was der Anrufung vorangeht, ohne Relevanz ist,<br />

da sie je immer schon stattgef<strong>und</strong>en hat. Die Trennung zwischen konkretem Indi-<br />

viduum <strong>und</strong> konkretem <strong>Subjekt</strong> ist nur notwendig, um deutlich zu machen, dass<br />

die <strong>Subjekt</strong>position wechseln kann. Das <strong>Subjekt</strong> ist bestimmt durch seine Positi-<br />

on in der symbolischen Ordnung, <strong>und</strong> diese Position ist verschiebbar. Entscheidend<br />

hierfür ist die Anrufung, die “aus der Masse der Individuen <strong>Subjekt</strong>e ’rekrutiert’<br />

(sie rekrutiert sie alle) oder diese Individuen in <strong>Subjekt</strong>e ’transformiert’ (sie trans-<br />

9<strong>Althusser</strong> schreibt: ”[...] daß ’der Mensch von Natur aus ein ideologisches Wesen ist’.” (<strong>Althusser</strong><br />

1977:140)<br />

10z.B.: “der Händedruck, das Sich-beim-Namen-nennen, das Wissen, daß sie einen eigenen Namen<br />

’haben”’ (<strong>Althusser</strong> 1977:142) usw.

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