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Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

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3 DER GRAPH DES BEGEHRENS 49<br />

on liegt in diesem ”Wahrheitseffekt”, der die subjektive Position des Analysierten<br />

verändert. Eine Konstruktion ist ein Wissen, das niemals vollständig subjektiviert<br />

<strong>und</strong> niemals vollständig angenommen werden kann. (Vgl. ˇZiˇzek 1999a:210) Kon-<br />

struktionen sind reine erklärende logische Präsuppositionen. Die zweite Phase in in<br />

Freuds Ein Kind wird geschlagen 25 ist eine solche Konstruktion. Diese Phase ”Ich<br />

werde von meinem Vater geschlagen” war niemals bewusst, besitzt keine Existenz<br />

<strong>und</strong> hat doch eine enorme Wirkung. Nimmt das <strong>Subjekt</strong> das Konstrukt an, so lösen<br />

sich beide auf. Ein Symptom wird interpretiert, eine Konstruktion (re)konstruiert.<br />

Die Konstruktion ist ein Wissen im Realen, das nicht subjektivierbar ist <strong>und</strong> der Di-<br />

mension der Wahrheit vorausgeht. Wahrheit <strong>und</strong> Wissen stehen in Relation zu Be-<br />

gehren <strong>und</strong> Trieb. Die Wahrheit des Begehrens ist das Begehren der Wahrheit. Die<br />

Konstruktion dagegen zeigt das Wissen über den Trieb. (Vgl. ˇZiˇzek 1999a:211) Die-<br />

ses Wissen kann vom <strong>Subjekt</strong> nicht angenommen werden, da es sich um den Kern<br />

des <strong>Subjekt</strong>s handelt, um die Wahrheit über das <strong>Subjekt</strong>. (Vgl. ˇZiˇzek 1999a:214)<br />

Das Wissen des Triebes, das nicht subjektiviert werden kann, nimmt die Form des<br />

Wissens über das f<strong>und</strong>amentale Phantasma (die Art <strong>und</strong> Weise, wie der Zugang<br />

zur jouissance geregelt wird) an. Begehren <strong>und</strong> jouissance sind antagonistisch, sie<br />

schließen einander aus. Das Ziel des Begehrens ist es nicht, die volle Befriedigung<br />

zu finden, sondern sich selbst zu reproduzieren. Wie ist es möglich, Begehren <strong>und</strong><br />

jouissance zu verbinden, damit ein Minimum an jouissance Einlass findet in den<br />

Raum des Begehrens? Das lacansche objet petit a, die Objektursache des Begeh-<br />

rens, vermittelt zwischen beiden. Das objet petit a ist nicht das, was begehrt wird,<br />

sondern das, was das Begehren in Bewegung setzt, es gibt den formalen Rahmen<br />

vor, der dem Begehren Konsistenz verleiht. Das Begehren ist metonymisch verfasst,<br />

es kann von einem Objekt zum anderen übergehen. Es bindet sich jedoch an ein Set<br />

von phantasmatischen Eigenschaften, die, wenn sie an einem Objekt vorgef<strong>und</strong>en<br />

werden, dafür sorgen, dass es begehrt wird. (Vgl. ˇZiˇzek 1999a:214) Jedes <strong>Subjekt</strong><br />

verweist in seinem Begehren auf ein solches unheimliches objet petit a.<br />

Im Übergang von der dritten zur vierten Stufe des Graphen wird der Todestrieb 26 als<br />

Statthalter des Realen relevant. Der Todestrieb steht hinter dem Che vuoi, er muss<br />

25 Vgl. Freud 2000[1919], besonders 237:”Diese zweite Phase ist die wichtigste <strong>und</strong> folgenschwerste<br />

von allen. Aber man kann in gewissem Sinne von ihr sagen, sie habe niemals eine reale Existenz<br />

gehabt. Sie wird in keinem Fall erinnert, sie hat es nie zum Bewußtwerden gebracht. Sie ist eine<br />

Konstruktion der Analyse, aber darum nicht minder eine Notwendigkeit.”<br />

26 Zu den unterschiedlichen Auslegungen, die der Todestrieb bei <strong>Lacan</strong> erfahren hat, vergleiche<br />

ˇZiˇzek 1992b: 151-171.

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