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Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

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4 IDEOLOGIEKRITIK 58<br />

Realität als Letztinstanz auf, so folgt für Laclau daraus notwendig: ”(1) Diskurse,<br />

die soziale Praktiken organisieren, sind sowohl inkommensurabel als auch gleich<br />

auf mit allen anderen; (2) Begriffe wie ’Verzerrung’ <strong>und</strong> ’falsches Bewußtsein’ ver-<br />

lieren alle Bedeutung” (Laclau 2002:176). Diesen Schluss hat bereits <strong>Althusser</strong> ge-<br />

zogen. Werden die Begriffe ”Verzerrung” <strong>und</strong> ”falsches Bewusstsein” aufgegeben,<br />

so erscheint das für die <strong>Ideologie</strong>kritik als fatal, denn die herkömmliche Ideolo-<br />

giekritik, wie zum Beispiel der klassische Marxismus, setzt, genau wie Habermas,<br />

einen Punkt voraus, der außerhalb der diskursiven Vermittlung liegt. (Vgl. Laclau<br />

2002:176) ”Die Kritik dieses Ansatzes [eines außerdiskursiven Punktes, RH] be-<br />

ginnt nun mit der Negation solch einer metalinguistischen Ebene, indem sie zeigt,<br />

daß die rhetorisch-diskursiven Mittel eines Textes irreduzibel sind <strong>und</strong> es folg-<br />

lich keinen extra-diskursiven Gr<strong>und</strong> gibt, an dem <strong>Ideologie</strong>kritik ansetzen könnte.”<br />

(Laclau 2002:176). Die Folge für die <strong>Ideologie</strong>kritik ist, auf der einen Seite, die Ge-<br />

fahr eines ”neuen Positivismus oder Objektivismus” (Laclau 2002:176f.), denn gibt<br />

man die Annahme eines außerdiskursiven Punktes auf <strong>und</strong> geht in der Folge von<br />

einer Pluralität des diskursiven Feldes aus, dann ist in der Sicht Laclaus <strong>und</strong> ˇZiˇzeks<br />

nichts gewonnen, da dies lediglich zu einer Übertragung der Idee der ”vollen Positi-<br />

vität” auf das diskursive Feld führt. (Vgl. Laclau 2002:177) ”So wie wir einen natu-<br />

ralistischen Positivismus haben, können wir einen semiotischen oder phänomenolo-<br />

gischen haben.” (Laclau 2002:177) Auf der anderen Seite geben ˇZiˇzek <strong>und</strong> Laclau,<br />

wie deutlich geworden ist, den Begriff Verzerrung nicht vollständig auf, sondern<br />

verschieben ihn. Wenn die Voraussetzung eines außerdiskursiven Punktes <strong>Ideologie</strong><br />

in Reinform ist, dann bleibt das Aufweisen einer Verzerrung für die <strong>Ideologie</strong>kri-<br />

tik weiterhin konstitutiv, da ideologische Schließung <strong>und</strong> Verzerrung dann in eins<br />

fallen. (Vgl. Laclau 2002:177) Die außerdiskursive Schließung steht dann für die<br />

verzerrte Repräsentation ein. Das Entscheidende an diesem Ansatz ist für Laclau,<br />

”daß diese Reformulierung der Ausgangspunkt für ein mögliches Neuerscheinen<br />

eines <strong>Ideologie</strong>begriffs ist, der nicht von den Stolpersteinen einer essentialistischen<br />

Theoriesierung beeinträchtigt wird” (Laclau 2002:177).<br />

Wie in den Ausführungen zu <strong>Althusser</strong> <strong>und</strong> <strong>Lacan</strong> deutlich wurde, ist die sym-<br />

bolische Ordnung, um sich stabilisieren zu können, auf die Funktion der Verken-<br />

nung angewiesen. Das heißt, Verkennung <strong>und</strong> Verzerrung sind konstitutiv für die<br />

Schließung der Ordnung. (Vgl. Laclau 2002:178). ”Konstitutive Verzerrung” ist für<br />

Laclau keine contradiction in adjecto, da sie den zwei Haupteigenschaften von Ver-

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