Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil
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2 ANRUFUNG 20<br />
dem SUBJEKT sowie der <strong>Subjekt</strong>e untereinander <strong>und</strong> schließlich die<br />
Wiedererkennung des <strong>Subjekt</strong>s durch sich selbst,<br />
4) die absolute Garantie, daß alles in Ordnung ist <strong>und</strong> daß alles gut gehen<br />
wird, solange die <strong>Subjekt</strong>e nur wiederekennen, was sie sind, <strong>und</strong><br />
sich dementsprechend verhalten [...] (<strong>Althusser</strong> 1977:147, 148).<br />
Diese Struktur führt dazu, dass <strong>Ideologie</strong> von ganz alleine funktioniert. Für Althus-<br />
ser sind die beiden ersten Punkte die entscheidenden, da hier deutlich wird, dass das<br />
Individuum als freies angerufen wird, es sich freiwillig dem SUBJEKT unterwirft.<br />
“Es gibt <strong>Subjekt</strong>e nur durch <strong>und</strong> für ihre Unterwerfung.” (<strong>Althusser</strong> 1977:148). Der<br />
hier dargestellte Prozess ist für <strong>Althusser</strong> nichts anderes als die Reproduktion der<br />
Produktionsverhältnisse oder, mit anderen Worten, der Erhalt des status quo.<br />
Die Wirklichkeit, um die es bei diesem Mechanismus geht <strong>und</strong> die in<br />
den Formen der Wiedererkennung notwendig verkannt wird (<strong>Ideologie</strong><br />
= Wiedererkennung/Verkennung), ist in der Tat letzten Endes die Reproduktion<br />
der Produktionsverhältnisse <strong>und</strong> der aus ihnen abgeleiteten<br />
Verhältnisse. (<strong>Althusser</strong> 1977:149)<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass <strong>Subjekt</strong>e für <strong>Althusser</strong> per definitionem<br />
ideologisch sind, da sie von Geburt an der Anrufung durch unterschiedliche Ge-<br />
sellschaftsformationen ausgesetzt sind. Die Anrufung weist dem Individuum als<br />
<strong>Subjekt</strong> einen Platz in der gesellschaftlichen Ordnung zu. Mit anderen Worten: Das<br />
<strong>Subjekt</strong> existiert nicht außerhalb seiner gesellschaftlichen Bezüge, es wird bzw. ist<br />
durch den Ort, den es innerhalb der Ordnung einnimmt, bestimmt. Es kann über-<br />
haupt nur <strong>Subjekt</strong> sein, indem es festgestellt wird. Jedes <strong>Subjekt</strong> ist gezwungen,<br />
um sein zu können, sich in die Ordnung einzuschreiben <strong>und</strong> es ist je immer schon<br />
in diese Ordnung eingeschrieben. Im Gegensatz zur marxschen Konzeption basie-<br />
ren <strong>Althusser</strong>s Überlegungen nicht auf der Annahme eines falschen Bewusstseins,<br />
sondern darauf, dass jeder Weltzugang ideologisch verfaßt ist. <strong>Althusser</strong> schreibt in<br />
Für Marx:<br />
Die menschlichen Gesellschaften scheiden die <strong>Ideologie</strong> aus wie ein<br />
Element oder eine Atmosphäre, die für ihre Atmung, für ihr geschichtliches<br />
Leben unerläßlich sind. Nur eine ideologische Weltanschauung<br />
konnte Gesellschaften ohne <strong>Ideologie</strong>n erdenken <strong>und</strong> die utopische Idee<br />
einer Welt zulassen, in der die <strong>Ideologie</strong> [...], ohne Spuren zu hinterlassen,<br />
verschwinden würde, um durch die Wissenschaft ersetzt zu werden.<br />
(<strong>Althusser</strong> 1968:182)