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Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

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4 IDEOLOGIEKRITIK 63<br />

funktional ”von der ideologischen <strong>Subjekt</strong>konstitution moderner Gesellschaften un-<br />

terscheide[n]” (Zima 1992:71). Dieser Einwand hat eine gewisse Berechtigung,<br />

wenn man von einer distinkten Trennung zwischen Religion <strong>und</strong> <strong>Ideologie</strong> ausgeht<br />

<strong>und</strong> nach den Verschiebungen fragt, die sich in den konkreten Welt- <strong>und</strong> Selbst-<br />

verhältnissen der Menschen im Laufe der geschichtlichen Entwicklung ergeben ha-<br />

ben. <strong>Althusser</strong>, <strong>Lacan</strong> <strong>und</strong> ˇZiˇzek weisen diese Trennung zurück, da es ihnen dar-<br />

um geht, die gr<strong>und</strong>legende Form der <strong>Subjekt</strong>konstituierung herauszuarbeiten. <strong>Lacan</strong><br />

weist die Dimension aus, die es überhaupt erst ermöglicht, zu einer ideologischen<br />

Schließung zu gelangen, mit anderen Worten: Wie das <strong>Subjekt</strong> durch das Phantas-<br />

ma lernt zu begehren, ist von der historischen Konstellation abhängig, aber dass es<br />

überhaupt gezwungen ist, seine Selbst- <strong>und</strong> Weltzugänge zu stabilisieren, ist von<br />

diesen Konstellationen unabhängig.<br />

Interessanterweise argumentiert Zima im Folgenden so, wie es auch <strong>Althusser</strong>, La-<br />

can oder ˇZiˇzek tun würden.<br />

Das Individuum als physische Einheit ist sprachlos <strong>und</strong> sinnlos, es wird<br />

von uns nicht als <strong>Subjekt</strong> erkannt. Erst wenn es beredt wird <strong>und</strong> sich im<br />

Diskurs, das heißt in einer semantisch narrativen Struktur artikuliert,<br />

nehmen wir es als ideologisches <strong>Subjekt</strong> wahr. (Zima 1992:71)<br />

Bricht eine solche Struktur, gerät das <strong>Subjekt</strong> in eine Krise <strong>und</strong> hat nur die Wahl,<br />

sich entweder ”zu einer anderen <strong>Ideologie</strong> zu bekehren, oder die von allen Ideolo-<br />

gien bekämpfte Marktindifferenz implizit oder explizit anzuerkennen <strong>und</strong> zugleich<br />

mit der <strong>Ideologie</strong> den <strong>Subjekt</strong>begriff zu verabschieden” (Zima 1992:72). Zima kon-<br />

statiert hier, dass ein nichtideologisches <strong>Subjekt</strong> kein <strong>Subjekt</strong> ist. Da aber jedes<br />

konkrete Individuum gezwungen ist, sich diskursiv zu verorten, so müsste Zima<br />

der Aussage <strong>Althusser</strong>s, dass die Bezeichung ”ideologisches <strong>Subjekt</strong>” eine Tauto-<br />

logie ist, zustimmen. Vor diesem Schritt schreckt er jedoch zurück. Als Beispiel<br />

für ein <strong>Subjekt</strong>, dass seine bisherige ideologische Ausrichtung verloren hat <strong>und</strong> ei-<br />

ne andere dafür annimmt, wählt Zima Paul de Man, der in seinen Augen von der<br />

<strong>Ideologie</strong> des Nationalsozialismus zur Beliebigkeit der Dekonstruktion wechselte.<br />

Zima sieht in den postmodernen Strömungen vor allem einen offensiv vertretenen<br />

Pluralismus, geht aber davon aus, ”daß auch der Dekonstruktivist nicht jenseits der<br />

<strong>Ideologie</strong> steht” (Zima 1992:72), dass auch die Dekonstruktion in der Lage ist parti-<br />

kulare Interessen zu artikulieren, wenn auch in einem widersprüchlichen Soziolekt.<br />

Postmoderne <strong>und</strong> Marktgesellschaft entsprechen sich weitgehend. Die ”Vielfalt <strong>und</strong>

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