27.02.2013 Aufrufe

Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2 ANRUFUNG 25<br />

tern muss, dass die Schließung unmöglich ist, <strong>und</strong> zweitens setzt sie der ideologi-<br />

schen Schließung kein eigenes <strong>Heil</strong>mittel entgegen, das dem <strong>Subjekt</strong> ein Leben in<br />

Harmonie ermöglichen würde. Dies ist ”eine paradoxe Abhilfe, da sie ein größeres<br />

Übel anbietet, um ein kleineres zu heilen [...], sie zeigt, daß die Krankheit, an der<br />

das <strong>Subjekt</strong> leidet, unheilbar ist, daß aber diese unheilbare Krankheit ein anderer<br />

Namen für das <strong>Subjekt</strong> ist” (Dolar:25).<br />

Der Status des <strong>Subjekt</strong>s ist in der Konzeption Dolars ein anderer als in der Konzep-<br />

tion <strong>Althusser</strong>s. <strong>Althusser</strong>s Absicht ist es, aufzuzeigen, dass <strong>Ideologie</strong> total ist, dass<br />

sie sich nicht hintergehen lässt, da die <strong>Ideologie</strong> das <strong>Subjekt</strong> überhaupt erst kon-<br />

stituiert. Dolar zeigt dagegen auf, wie es trotzdem, unter Anerkennung der Tatsa-<br />

che, dass alle <strong>Subjekt</strong>e ideologisch verfasst sind, möglich bleibt, ein <strong>Subjekt</strong> aufzu-<br />

weisen, dass vor der <strong>Subjekt</strong>ivierung/Ideologisierung liegt <strong>und</strong> in dieser nicht voll-<br />

ständig aufgeht; das heißt er weist nach, dass der Anrufungsprozess nicht vollständig<br />

aufgeht, dass ihm etwas entgeht. Dolar bezeichnet damit eine legitime Position der<br />

<strong>Ideologie</strong>kritik. Zwar ist es unmöglich <strong>Ideologie</strong>n unter Bezugnahme auf ein nicht-<br />

ideologisches Weltverhältnis zu kritisieren, das <strong>Subjekt</strong> kann jedoch Einsicht in die<br />

Art <strong>und</strong> Weise gewinnen, wie es geschaffen wurde. Dieses Wissen ist jedoch nicht<br />

gleichzusetzen mit der Möglichkeit, sich der ideologischen Anrufung zu entziehen.<br />

2.5 Das Gewissen macht <strong>Subjekt</strong>e aus uns allen (Judith Butler)<br />

Butler versteht <strong>Althusser</strong>s Anrufung primär als die Übernahme einer Schuld <strong>und</strong><br />

den damit verb<strong>und</strong>enen ”Eintritt in die Sprache der Selbstzuschreibung” (Butler<br />

2001:101). Die Anrufung verlangt, sich dem Gesetz anzuschließen, sich ihm zu un-<br />

terwerfen. Butler wirft die Frage auf, warum die <strong>Subjekt</strong>werdung abhängig ist von<br />

der Übernahme einer Schuld. ”Wie <strong>und</strong> weshalb wendet sich das <strong>Subjekt</strong> in Erwar-<br />

tung der Verleihung einer Identität durch die Selbstzuschreibung von Schuld um?<br />

Welche Art von Beziehung bindet diese beiden bereits, so daß das <strong>Subjekt</strong> weiß,<br />

wie es sich umzuwenden hat, weiß, daß es etwas dabei gewinnen kann?” (Butler<br />

2001:102) Der Angerufene hat in <strong>Althusser</strong>s Perspektive keine Chance, sich die<br />

Frage zu stellen, wer spricht/anruft <strong>und</strong> warum er auf den Anruf reagieren soll. But-<br />

ler sieht hier eine ”leidenschaftliche Komplizenschaft” des Individuums mit dem<br />

Gesetz. Das Ich muss, um sich dem Gesetz gegenüber kritisch verhalten zu können,<br />

akzeptieren, dass sein Begehren des Gesetzes die Gr<strong>und</strong>lage seiner eigenen Existenz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!