Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil
Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil
Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3 DER GRAPH DES BEGEHRENS 34<br />
das heißt die ”Normalisierung” des Patienten sei. <strong>Lacan</strong> dagegen möchte das Unbe-<br />
wusste befragen, bis es Antwort gibt, bis ”es sagt warum” (<strong>Lacan</strong> 1975:169). Das<br />
Unbewusste fasst er als Signifikantenkette auf, die sich ständig wiederholt <strong>und</strong> ver-<br />
sucht, sich in der Form von Versprechern oder während der freien Assoziation in<br />
den Diskurs einzutragen. Der Begriff des Signifikanten wie er in der strukturali-<br />
stischen Linguistik (Saussure/Jakobson) gebraucht wird, ist von zentraler Bedeu-<br />
tung für den Ansatz <strong>Lacan</strong>s. <strong>Lacan</strong> sieht eine Verbindung zwischen dem freudschen<br />
Primärprozess, das heißt der Verdichtung <strong>und</strong> Verschiebung im Unbewussten, <strong>und</strong><br />
den Funktionen von Metapher <strong>und</strong> Metonymie in der strukuralistischen Linguistik.<br />
Der Primärprozess ist verantwortlich ”für die Effekte der Substitution <strong>und</strong> der Ver-<br />
bindung des Signifikanten in den Dimensionen, in welchen sie im Diskurs auftau-<br />
chen: in Synchronie <strong>und</strong> Diachronie” (<strong>Lacan</strong> 1975:173). Durch diese funktionale<br />
Identität des Primärprozesses mit der Metapher/Metonymie wird die Behauptung<br />
<strong>Lacan</strong>s, dass das Unbewusste verfasst sei wie eine Sprache, erhellt.<br />
”Ist die Struktur der Sprache im Unbewußten erkannt, stellt sich die Frage nach ih-<br />
rem <strong>Subjekt</strong>.” (<strong>Lacan</strong> 1975:173), also danach ”[w]er spricht? wenn es um das Sub-<br />
jekt des Unbewußten geht.” (<strong>Lacan</strong> 1975:174) Das <strong>Subjekt</strong> des Unbewussten macht<br />
<strong>Lacan</strong> in dem Spalt zwischen Signifkantem <strong>und</strong> Signifiziertem aus. Das <strong>Subjekt</strong> des<br />
Unbewussten taucht dort auf, wo der Diskurs strauchelt, wo die Kette der Signifi-<br />
kanten unterbrochen wird. Dieser Einschnitt, dieses Straucheln weist das <strong>Subjekt</strong><br />
aus als die Instanz des Realen, die Einschreibung der Diskontinuität des Realen in<br />
das Symbolische. An dieser Stelle zeigt sich das <strong>Subjekt</strong> als Riss, der die Schlie-<br />
ßung, die Beruhigung des Symbolischen in sich selbst, verhindert. Dieses <strong>Subjekt</strong><br />
des Unbewussten zeigt sich niemals direkt, es lässt sich nur an seinen Effekten auf-<br />
weisen. <strong>Lacan</strong> sieht dies ausgedrückt in Freuds berühmtem Satz ”Wo Es war, soll<br />
Ich werden”. Er reformuliert Freuds Aussage wie folgt:<br />
Da, wo Es im Augenblick noch war, wo Es gerade noch war, zwischen<br />
diesem Erlöschen, das noch nachleuchtet, <strong>und</strong> jenem Aufgehen, das<br />
noch zögert, kann Ich zum Sein kommen, indem ich aus meiner Aussage<br />
verschwinde. Ein Aussagen, das sich anzeigt, eine Aussage, ein<br />
Ausgesagtes, das sich verleugnet, ein Nichtwissen, das sich zerstreut,<br />
einen Gelegenheit, die vorübergeht <strong>–</strong> was bleibt hier wenn nicht die<br />
Spur von etwas, das wohl sein muß, wenn es aus dem Sein fallen soll.<br />
(<strong>Lacan</strong> 1975:175f.)<br />
Dieses <strong>Subjekt</strong>, das aus dem Sein fällt, ist gleichzeitig das <strong>Subjekt</strong>, welches das