Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil
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4 IDEOLOGIEKRITIK 66<br />
Augen, wie sehr auch der (sozial-)wissenschaftliche Bereich von ideologischen<br />
Antagonismen geprägt ist. (Zima 1992:78)<br />
<strong>Ideologie</strong>n besitzen laut Zima, folgende Eigenschaften: (1) sie werden von sozia-<br />
len Cliquen erzeugt, das heißt sie sind konstruiert; (2) daraus folgend: Sprache,<br />
Kultur <strong>und</strong> Religion sind keine <strong>Ideologie</strong>n; (3) <strong>Ideologie</strong>n sind Soziolekte, die es<br />
dem <strong>Subjekt</strong> ermöglichen, sich zu orientieren <strong>und</strong> handlungsfähig zu sein; (4) diese<br />
Fähigkeit der <strong>Ideologie</strong>n ist an ihre manichäische Struktur geb<strong>und</strong>en; (5) <strong>Ideologie</strong>n<br />
konstituieren die <strong>Subjekt</strong>e, ohne <strong>Ideologie</strong>n wären diese sprachlos <strong>und</strong> handlungs-<br />
unfähig; (6) <strong>Ideologie</strong>n verhalten sich der Marktindifferenz gegenüber feindlich;<br />
(7) die Marktgesellschafft produziert notwendig <strong>Ideologie</strong>n, da sie desorientierend<br />
<strong>und</strong> atomisierend wirkt; (8) die Marktproblematik ist die übergreifende Struktur, in<br />
der die ideologischen Konflikte ausgetragen werden; (9) das ideologische <strong>Subjekt</strong><br />
ist nicht willens oder nicht in der Lage, in einen offenen Dialog einzutreten; (10)<br />
<strong>Ideologie</strong> <strong>und</strong> Theorie haben unterschiedliche soziale Funktion: <strong>Ideologie</strong> = Hand-<br />
lungsorientierung, Theorie = Erkenntnis; (11) Der einzige Unterschied zwischen<br />
<strong>Ideologie</strong>n <strong>und</strong> Theorien ist im Diskursverhalten zu finden.<br />
Was folgt nun aus diesem Begriff von <strong>Ideologie</strong>? <strong>Ideologie</strong> als Konstrukt bzw. als<br />
Werkzeug in der Hand einer Clique zu verstehen, greift zu kurz. Zima selbst nimmt<br />
auf seine Erstdefinition auch keinen Bezug mehr, sie scheint lediglich der Rettung<br />
der Sprache, Kultur <strong>und</strong> Religion zu dienen. Die Reichweite eines solchen Ideolo-<br />
giebegriffs wäre sehr eingeschränkt. Außerdem müssten <strong>–</strong> um die Abgrenzung zur<br />
Religion aufrecht zu erhalten <strong>–</strong> sich die Konstrukteure einer <strong>Ideologie</strong> ihrer eigenen<br />
Funktion bewusst sein, das heißt wissentlich <strong>und</strong> willentlich gegen besseres Wissen<br />
handeln. Im Bezug auf <strong>Althusser</strong> verschwindet diese Einschränkung völlig, da Sub-<br />
jekte sich entweder durch Religion oder durch <strong>Ideologie</strong> konstituieren, bzw. es auf<br />
der strukturellen Ebene keine Differenz gibt: Für <strong>Althusser</strong> ist Religion <strong>Ideologie</strong>.<br />
Zima formuliert auf der Ebene der Epistemologie einen panideologischen Ansatz.<br />
Die einzige Möglichkeit, die er sieht, um Theorie <strong>und</strong> <strong>Ideologie</strong> voneinander zu<br />
trennen, liegt auf der Ebene des Diskurses. Nur am Diskursverhalten lässt sich<br />
Theorie von <strong>Ideologie</strong> unterscheiden. Problematisch ist, dass der Text sich unre-<br />
flektiert auf einen Dualismus zwischen gutem (dialogischem) <strong>und</strong> schlechtem (mo-<br />
nologischem) Diskurs einlässt.<br />
Hervorzuheben ist an diesem Ansatz der Versuch, das <strong>Ideologie</strong>problem nicht auf<br />
der Ebene der Erkenntnis zu lösen, sondern eine Lösung im diskursiven Feld zusu-