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Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil

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2 ANRUFUNG 16<br />

ne Geschichte, die abhängig vom Klassenkampf ist, die <strong>Ideologie</strong> im Allgemeinen<br />

dagegen nicht. Sie ist eine “omnihistorische Realität” (ebd.), da sie in der gesamten<br />

Geschichte der Klassenkämpfe in immer derselben Form auftritt. <strong>Althusser</strong> paralle-<br />

lisiert seine Theorie mit der Behauptung Freuds aus der Traumdeutung, dass “das<br />

Unbewußte ewig ist” (<strong>Althusser</strong> 1977:133).<br />

Wenn unter “ewig” verstanden wird, nicht jede (zeitliche) Geschichte<br />

transzendierend, sondern allgegenwärtig, transhistorisch, also der Form<br />

nach unveränderlich über die gesamte Geschichte sich erstreckend, dann<br />

greife ich den Freudschen Ausdruck Wort für Wort auf <strong>und</strong> sage: Die<br />

<strong>Ideologie</strong> ist ewig, ebenso wie das Unbewußte ewig ist. Und ich füge<br />

hinzu, daß diese Bezugnahme mir theoretisch gerechtfertigt zu sein<br />

scheint durch die Tatsache, daß die Ewigkeit des Unbewußten nicht<br />

ohne Beziehung ist zur Ewigkeit der <strong>Ideologie</strong> im Allgemeinen. (ebd.)<br />

<strong>Althusser</strong> verbindet die Entwicklung seines Ansatzes mit einer interessanten Kritik<br />

am Verständnis der <strong>Ideologie</strong> im Rahmen einer <strong>Subjekt</strong>-Objekt-Dichotomie. Er faßt<br />

diese Position in eine <strong>–</strong> zu widerlegende <strong>–</strong> These: “Die <strong>Ideologie</strong> repräsentiert das<br />

imaginäre Verhältnis der Individuen zu ihren realen Existenzbedingungen.” (ebd.)<br />

Hinter der Vorstellung eines “imaginären Verhältnisses” steckt die Annahme, dass<br />

sich hinter dieser Vorstellung eine Art “Wirklichkeit” verbirgt, das heißt, dass es<br />

möglich ist, mittels Interpretation zu dieser vorzudringen. <strong>Althusser</strong> stellt die einfa-<br />

che Frage: “Warum ’brauchen’ die Menschen diese imaginäre Transposition ihrer<br />

realen Existenzbedingungen, um sich ihre realen Existenzbedingungen ‘vorzustel-<br />

len’?” (<strong>Althusser</strong> 1977:134). Zwei Antworten lassen sich, <strong>Althusser</strong> zufolge, pro-<br />

blemlos aufweisen: Erstens, die Menschen werden durch die Priester <strong>und</strong> Despoten<br />

betrogen, die sie der <strong>Ideologie</strong> unterwerfen, um sie beherrschen zu können; zwei-<br />

tens, die Feuerbachsche These, “daß sich die Menschen eine entfremdete (= ima-<br />

ginäre) Vorstellung ihrer Existenzbedingungen bilden, weil diese Existenzbedin-<br />

gungen selbst entfremdet sind [...]” (<strong>Althusser</strong> 1977:135). Beide Antworten weist<br />

<strong>Althusser</strong> zurück, da sie davon ausgehen, dass das, was sich in der <strong>Ideologie</strong> “wi-<br />

derspiegelt”, die realen Existenzbedingungen der Menschen sind. <strong>Althusser</strong> nimmt<br />

seine These aus Für Marx wieder auf <strong>und</strong> behauptet, dass sich in der <strong>Ideologie</strong> nicht<br />

das Verhältnis der Menschen zu ihren Existenzbedingungen ausdrückt, sondern “die<br />

Art, wie sie ihr Verhältnis zu ihren Existenzbedingungen leben [...]”. <strong>Ideologie</strong> ist<br />

“kein einfaches Verhältnis, sondern ein Verhältnis von Verhältnissen, ein Verhältnis<br />

zweiten Grades” (<strong>Althusser</strong> 1968:184).

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