Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil
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2 ANRUFUNG 17<br />
<strong>Ideologie</strong> drückt demnach nicht die bestehenden Produktionsverhältnisse aus, son-<br />
dern das imaginäre Verhältnis der Individuen zu den Produktionsverhältnissen. (Vgl.<br />
<strong>Althusser</strong> 1977:135) ”In der <strong>Ideologie</strong> ist also nicht das System der realen Verhält-<br />
nisse, die die Existenz der Individuen beherrschen, repräsentiert, sondern das ima-<br />
ginäre Verhältnis dieser Individuen zu den realen Verhältnissen, unter denen sie<br />
leben.” (<strong>Althusser</strong> 1977:135f.) <strong>Althusser</strong> fragt im Folgenden nicht mehr nach der<br />
Ursache der imaginären Verzerrung, sondern wirft die tiefer gehenden Fragen auf:<br />
Warum ist dieses Verhältnis imaginär? Was zeichnet das Imaginäre aus? (Vgl. Al-<br />
thusser 1977:135f.)<br />
<strong>Althusser</strong> führt an dieser Stelle die These von der materiellen Existenz der Ideolo-<br />
gie ein: “Eine <strong>Ideologie</strong> existiert immer in einem Apparat <strong>und</strong> dessen Praxis oder<br />
dessen Praxen. Diese Existenz ist materiell.” (<strong>Althusser</strong> 1977:137) Das Standard-<br />
beispiel hierfür ist natürlich der Glaube. Das gläubige <strong>Subjekt</strong> geht in eine Kirche,<br />
betet, kniet nieder, beichtet usw., es fügt sich in bestehende Praxen, von denen “sei-<br />
ne bei vollem Bewußtsein freigewählten Ideen ’abhängen”’ (ebd.). Die Idee muss<br />
verkörpert werden, sie muss materiell werden, um wirken zu können. Die These,<br />
dass sich <strong>Ideologie</strong>n verkörpern müssen, oder genauer: Verkörperungen sind <strong>und</strong><br />
dass diese Verkörperung in Form von Praxen, das heißt von Handlungen stattfindet,<br />
ist zentral.<br />
Materiell bedeutet hier m.E. dasselbe wie Hegels “In der Tat”. Eine <strong>Ideologie</strong>, die<br />
sich <strong>–</strong> als Idee <strong>–</strong> nur in einem Kopf befindet, hat keine Relevanz, sie muss sich in<br />
die symbolische Ordnung einschreiben. Es geht nicht darum, was ein <strong>Subjekt</strong> meint,<br />
sondern darum, was es sagt, was es tut.<br />
<strong>Althusser</strong> fasst zusammen:<br />
In bezug auf ein <strong>Subjekt</strong> [...] werden wir also sagen, daß die Existenz<br />
der Ideen seines Glaubens materiell ist, insofern seine Ideen seine materiellen<br />
Handlungen sind, die in materiellen Proxen [sic] eingegliedert<br />
<strong>und</strong> durch materielle Rituale geregelt sind, die ihrerseits durch den materiellen<br />
ideologischen Apparat definiert werden, dem die Ideen dieses<br />
<strong>Subjekt</strong>s entstammen. (<strong>Althusser</strong> 1977:139)<br />
Damit verlieren die Ideen ihre ideale, geistige Existenz, da diese eingeschrieben ist<br />
in die Handlungen der Praxen.<br />
Zum Zentralbegriff avanciert das <strong>Subjekt</strong>. Aus dem oben Gesagten ergeben sich<br />
für <strong>Althusser</strong> zwei zusammenhängende <strong>–</strong> vorbereitende <strong>–</strong> Thesen: “Es gibt Praxis