Subjekt und Ideologie Althusser – Lacan –ˇZizek - Reinhard Heil
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4 IDEOLOGIEKRITIK 57<br />
senkampfs. Zwar ist der Klassenkampf das totalisierende Element der Gesellschaft,<br />
doch ermöglicht er es nicht, die Gesellschaft als Totalität zu fassen. Das Paradox<br />
dieses Begriffs ist, dass die Gesellschaft durch den Klassenantagonismus zusam-<br />
mengehalten wird, der aber gleichzeitig verhindert, dass sie sich zu einem rationa-<br />
len Ganzen schließt. Klassenkampf ist keine positive Entität, er funktioniert durch<br />
seine Abwesenheit als Referenzpunkt, der es uns erlaubt, alle gesellschaftlichen<br />
Phänomene zu verorten. Dies besagt jedoch nicht, dass der Klassenkampf die letz-<br />
te Bedeutung aller sozialen Phänomene ist, sondern, dass diese Phänomene versu-<br />
chen, den Riss, den der Klassenantagonismus produziert, zu verdecken. (Vgl. ˇZiˇzek<br />
1997:22) “What we have here is the structural-dialectical paradox of an effect that<br />
exists only in order to efface the causes of its existence, an effect that in a way resists<br />
its own cause.” ( ˇZiˇzek 1997:22) Klassenkampf bedeutet damit die Unmöglichkeit,<br />
eine Metaposition einzunehmen, die es erlauben würde, die Gesellschaft zu totali-<br />
sieren.<br />
Dieser Begriff des Klassenkampfs qua Antagonismus ermöglicht es, die Schwäche<br />
von Theorien aufzuweisen, die versuchen, Antagonismen auf Gegensätze zu redu-<br />
zieren. Behandelt man einen Antagonismus so, stellt man zum Beispiel den mas-<br />
kulinen <strong>und</strong> den femininen Diskurs gleichberechtigt Seite an Seite, so muss als ein<br />
Drittes ein neutrales Medium vorausgesetzt werden, in welchem die beiden Pole<br />
koexistieren. Die Polarität ließe sich totalisieren, sie wäre in einer Metasprache be-<br />
schreibbar. (Vgl. ˇZiˇzek 1997:23) Für ˇZiˇzek sind solche Theorien ideologisch <strong>und</strong><br />
nicht radikal genug, er hält ihnen entgegen: “there are not two discourses, ’mascu-<br />
line’ and ’feminine’; there is one discourse split from within by the sexual antago-<br />
nism <strong>–</strong> that is to say, providing the ’terrain’ on which the battle for hegemony takes<br />
place” ( ˇZiˇzek 1997:23).<br />
Mit diesem Ansatz glaubt ˇZiˇzek, eine Möglichkeit gef<strong>und</strong>en zu haben, den Vorwurf<br />
auszuhebeln, dass es nur auf der Basis eines “God’s view” möglich sei, Ideolo-<br />
giekritik zu betreiben <strong>und</strong> diese damit unmöglich sei: “the extra-ideological point<br />
of reference that authorizes us to denounce the content of our immediate experi-<br />
ence as ’ideological’ <strong>–</strong> is not ’reality’ but the ’repressed’ real of antagonism” ( ˇZiˇzek<br />
1997:25).<br />
Ernesto Laclau analysiert den Ansatz ˇZiˇzeks in seinem Aufsatz Tod <strong>und</strong> Wiederau-<br />
ferstehung der <strong>Ideologie</strong>theorie. Er begreift mit ˇZiˇzek die Annahme einer außerdis-<br />
kursiven Realität als die Nullebene der <strong>Ideologie</strong>. Gibt man die Idee einer solchen