Ausgabe 1, 2011 - SkyNews.ch
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Florians Tipp, beim Landen ni<strong>ch</strong>t unmittelbar<br />
vor den Heli auf den Boden zu s<strong>ch</strong>auen, sondern<br />
einen Referenzpunkt weiter weg ins Auge<br />
zu fassen, ist sehr hilfrei<strong>ch</strong>. Der Tower ma<strong>ch</strong>t uns<br />
darauf aufmerksam, dass ein Jet Ranger der Heliswiss<br />
gelandet ist und in unsere Ri<strong>ch</strong>tung starten<br />
wird. I<strong>ch</strong> sehe ihn starten und bin für einen kurzen<br />
Moment unkonzentriert. Als Folge werden<br />
wir kurz dur<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>üttelt, und mir wird bewusst,<br />
wel<strong>ch</strong> hohe Bedeutung Konzentration beim Fliegen<br />
hat.<br />
Ruhigere Steuerbewegungen<br />
Nun fasse i<strong>ch</strong> den Auftrag, das Helisquare abzufliegen.<br />
Langsam bewege i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf die<br />
nordöstli<strong>ch</strong>e Ecke zu. I<strong>ch</strong> wei<strong>ch</strong>e immer wieder<br />
ein biss<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts oder na<strong>ch</strong> links aus und<br />
bin ständig in Bewegung. Florian meint, i<strong>ch</strong> solle<br />
versu<strong>ch</strong>en, ein biss<strong>ch</strong>en mehr Ruhe in meine<br />
Steuerbewegungen zu bringen. Er übernimmt<br />
kurz und zeigt mir, wie i<strong>ch</strong> das angehen soll.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Abfliegen des Squares und weiteren<br />
Starts und Landungen kehren wir zurück zur<br />
Basis. Diesmal darf i<strong>ch</strong> sogar die Landung auf<br />
der Plattform üben.<br />
I<strong>ch</strong> sage zu Florian, i<strong>ch</strong> hätte wieder tü<strong>ch</strong>tig<br />
ges<strong>ch</strong>witzt. Er meint nur, dass er au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on Flugs<strong>ch</strong>üler<br />
gehabt habe, bei denen die S<strong>ch</strong>eiben<br />
bei 25 Grad Aussentemperatur angelaufen seien.<br />
Beim Debriefing gibt mir Florian wieder eine<br />
detaillierte Rückmeldung. Bei der Checkliste sind<br />
no<strong>ch</strong> zwei, drei Punkte zu verbessern. Zudem soll<br />
i<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>en, no<strong>ch</strong> ein biss<strong>ch</strong>en mehr Ruhe in<br />
meine Steuerbewegungen zu bringen. Aber insgesamt<br />
ist er zufrieden mit meinem zweiten Flug.<br />
Die dritte Flugstunde<br />
Am Abend vor meiner dritten Flugstunde ruft mi<strong>ch</strong><br />
Florian an und sagt, dass er krank geworden<br />
sei. Er bietet an, dass i<strong>ch</strong> mit Ueli Burkhalter fliegen<br />
könne. Nun ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> also am nä<strong>ch</strong>sten<br />
Tag mit Ueli Bekannts<strong>ch</strong>aft. Der Startvorgang<br />
verläuft no<strong>ch</strong> relativ gut, do<strong>ch</strong> heute s<strong>ch</strong>eint<br />
ni<strong>ch</strong>t mein Tag zu sein, und i<strong>ch</strong> habe Mühe, den<br />
Heli einige rmassen s<strong>ch</strong>ön s<strong>ch</strong>weben zu lassen.<br />
Es fällt mir ziemli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer, den Heli gerade in<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Helisquare zu fliegen. Wieder ma<strong>ch</strong>e<br />
i<strong>ch</strong> unruhige Steuerbewegungen. I<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>e,<br />
kleinere Impulse zu geben, und siehe da, auf<br />
einmal geht es s<strong>ch</strong>on viel besser.<br />
Wir legen den S<strong>ch</strong>werpunkt wieder auf<br />
Starts und Landungen. Na<strong>ch</strong> dem ersten Start<br />
bri<strong>ch</strong>t mir der Heli sofort na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts aus und i<strong>ch</strong><br />
komme zwei Meter re<strong>ch</strong>ts vom Startpunkt zum<br />
S<strong>ch</strong>weben. Beim Abfliegen des Helisquares bemerke<br />
i<strong>ch</strong> kleine Forts<strong>ch</strong>ritte und muss weniger<br />
auskorrigieren als beim letzen Mal.<br />
Platzvolte mit vielen Checks<br />
Ueli s<strong>ch</strong>lägt vor, mir eine Platzvolte zu zeigen.<br />
Alles beginnt mit einem Check, bei dem man<br />
im Cockpit von unten na<strong>ch</strong> oben vorgeht. Tem-<br />
peraturen und Druck liegen im grünen Berei<strong>ch</strong>,<br />
Drehzahl grün, keine Warnleu<strong>ch</strong>ten. Jetzt starten<br />
und den Hover-Check ma<strong>ch</strong>en. Ladedruck, Drehzahl,<br />
Wind und Hindernis<strong>ch</strong>eck. Wenn alles im<br />
grünen Berei<strong>ch</strong> ist, kann Ges<strong>ch</strong>windigkeit aufgenommen<br />
und am Kollektiv gezogen werden,<br />
wobei der Ladedruck immer im Auge behalten<br />
werden muss. Sobald man im Übergangsauftrieb<br />
ist, re<strong>ch</strong>tes Pedal geben. Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
auf 60 Knoten erhöhen und den Heli in eine<br />
Re<strong>ch</strong>tskurve leiten. Es folgt der «Climb Check»,<br />
dana<strong>ch</strong> der «Cruise Check». Bei 500 Fuss über<br />
Grund wird die Höhe gehalten, und der «Check<br />
for Approa<strong>ch</strong>» ist angesagt. Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
70 Knoten, Drehzahl grün und keine Warnungen.<br />
Na<strong>ch</strong> einem Kontrollblick re<strong>ch</strong>ts, kann vom<br />
Downwind na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts in die Base eingedreht<br />
werden, von dort in den Final. Dann Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
und Höhe abbauen, 40 Knoten bei einer<br />
Sinkrate von 400 Fuss pro Minute und «Final<br />
Check». Bei 30 Knoten und einer Sinkrate von<br />
300 Fuss pro Minute kommt das Si<strong>ch</strong>erheitsfenster.<br />
Hier wird ents<strong>ch</strong>ieden, ob gelandet oder<br />
dur<strong>ch</strong>gestartet wird. Wenn die Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
stimmt und der Anflug ni<strong>ch</strong>t zu tief oder zu ho<strong>ch</strong><br />
ausfällt sowie keine Hindernisse im Weg sind,<br />
kann zur Landung angesetzt werden.<br />
Das sind ja ganz s<strong>ch</strong>ön viele Checks, denke<br />
i<strong>ch</strong>. Na<strong>ch</strong> einigen weiteren Starts und Landungen<br />
sowie einer weiteren Platzrunde fliegen wir<br />
zurück zum Landeplatz. Das S<strong>ch</strong>weben über<br />
der gelben Mittellinie klappt s<strong>ch</strong>on viel besser.<br />
Na<strong>ch</strong> der Landung erfolgt das Debriefing direkt<br />
im Heli: Starten na<strong>ch</strong> Checkliste war gut. Wie<br />
s<strong>ch</strong>on in der letzten Flugstunde sind Starten, Landen<br />
und S<strong>ch</strong>weben no<strong>ch</strong> zu verbessern, aber<br />
Blick ins Cockpit des R22 Beta – bereit für den nä<strong>ch</strong>sten S<strong>ch</strong>ulflug.<br />
insgesamt war es do<strong>ch</strong> eine Steigerung während<br />
der Flugstunde.<br />
Vom Krampf zum Vergnügen<br />
Das Fliegen ist wohl Trainingssa<strong>ch</strong>e! Mit einem<br />
Simulator kann man si<strong>ch</strong> eine gute Ausgangs lage<br />
s<strong>ch</strong>affen. Die Mountain Flyers haben mit dem<br />
Pro Flight Trainer gute Erfahrungen gema<strong>ch</strong>t. So<br />
kann man si<strong>ch</strong> mit Hilfe der Checklisten auf die<br />
Flugstunden vorbereiten und die Checks auswendig<br />
lernen. Eine Mögli<strong>ch</strong>keit ist au<strong>ch</strong>, das<br />
Cockpit der S<strong>ch</strong>ulungshelikopter zu fotografieren<br />
und anhand der Bilder die Checklisten dur<strong>ch</strong>zugehen.<br />
Neben dem Theoriematerial kann<br />
i<strong>ch</strong> für das Basiswissen das Bu<strong>ch</strong> «The Private<br />
Helicopter Pilot`s Guide» von Steven Sparrow<br />
empfehlen.<br />
Am Anfang der Ausbildung denkt man si<strong>ch</strong><br />
viellei<strong>ch</strong>t: «Das s<strong>ch</strong>affe i<strong>ch</strong> nie!» Es gibt immer<br />
wieder Ho<strong>ch</strong>s und Tiefs. Das S<strong>ch</strong>weben, Starten<br />
und Landen gestaltet si<strong>ch</strong> am Anfang als grosse<br />
Herausforderung. Bei jedem Flug wird man<br />
jedo<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>erer. Später gehören die Autorotationen<br />
und der Navigationsflug zu den weiteren<br />
Knacknüssen. Jeder, der Auto fährt, weiss, wie<br />
s<strong>ch</strong>wierig es beim ersten Mal war, mehrere Aufgaben<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig zu bewältigen. Nur dur<strong>ch</strong><br />
Routine kann man si<strong>ch</strong> verbessern, ähnli<strong>ch</strong> ist es<br />
au<strong>ch</strong> beim Helifliegen. Dur<strong>ch</strong> Übung wird au<strong>ch</strong><br />
das Helifliegen vom Krampf mehr und mehr zum<br />
Vergnügen.<br />
Man sollte wissen, wieso man den Weg zum<br />
Helipiloten eins<strong>ch</strong>lagen will, nur eine Idee rei<strong>ch</strong>t<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Es kostet viel Zeit, Geld und<br />
Energie. Wenn man si<strong>ch</strong> anstrengt, ist es aber<br />
si<strong>ch</strong>er mögli<strong>ch</strong>, das Ziel zu errei<strong>ch</strong>en. ■<br />
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Foto Nick Däpp