Ausgabe 1, 2011 - SkyNews.ch
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tung viel daran setze, die Heli-Operationen wie<br />
bisher weiterführen zu können. Die Problematik<br />
sieht er darin, dass die Anliegen der S<strong>ch</strong>weiz<br />
als Ni<strong>ch</strong>t-EU-Mitglied bei der EASA kein Gehör<br />
finden. «Die Arbeitsfliegerei wird in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
wohl am professionellsten betrieben, do<strong>ch</strong> die<br />
Regeln dafür werden von Juristen in Köln aufgestellt,<br />
das darf do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sein. Die Praktiker aus<br />
den Alpenländern müssen mehr Gehör finden»,<br />
fordert Hansueli Bärfuss. Bei der Ausarbeitung<br />
der Gesetze müsse der Grundsatz «so viel Regulation<br />
wie nötig, so wenig wie mögli<strong>ch</strong>» wieder<br />
zum Tragen kommen.<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> eins<strong>ch</strong>neidend<br />
Viele EASA-Forderungen sind für Hansueli Bärfuss<br />
unverständli<strong>ch</strong>, weil sie weder mit einer Häufung<br />
von Unfällen no<strong>ch</strong> mit einem na<strong>ch</strong>weisbaren Si<strong>ch</strong>erheitsgewinn<br />
begründet werden können: «Es<br />
ist erwiesen, dass zweimotorige Helis ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>erer<br />
sind als einmotorige. In den USA s<strong>ch</strong>üttelt man<br />
den Kopf über diese Diskussion in Europa und<br />
praktiziert die HEMS-Fliegerei zu einem grossen<br />
Teil einmotorig.» Falls die EASA OPS-Regelungen<br />
im Berei<strong>ch</strong> Aerial Work für Transportflüge über<br />
di<strong>ch</strong>t besiedelten Gebieten (congested areas)<br />
zwingend Zweimotorigkeit vors<strong>ch</strong>reiben würden,<br />
hätte das eins<strong>ch</strong>neidende Folgen.<br />
Ueli Bärfuss befür<strong>ch</strong>tet, dass viele Einsätze<br />
unter sol<strong>ch</strong>en Auflagen ni<strong>ch</strong>t mehr geflogen werden<br />
könnten: «Wenn ein B3-Ecureuil Lasten von<br />
800 bis 1000 Kilogramm zu heben vermag,<br />
s<strong>ch</strong>afft ein zweimotoriges AS355N Ecureuil in<br />
glei<strong>ch</strong>er Höhe kaum die Hälfte; damit werden<br />
die Transporte natürli<strong>ch</strong> unwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>.» Es<br />
habe früher s<strong>ch</strong>on Umfragen des BAZL gegeben,<br />
wie die Risiken bei Transportflügen über<br />
bewohnten Gebieten minimiert werden könnten.<br />
Entspre<strong>ch</strong>end wähle man Flugwege über freies<br />
Gelände, nehme die Lasten mögli<strong>ch</strong>st nahe<br />
beim Bestimmungsort auf, überfliege Strassen<br />
mögli<strong>ch</strong>st im re<strong>ch</strong>ten Winkel und rekognosziere<br />
Notlandeplätze oder organisiere Sperrungen.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Massnahmen führten tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zu mehr<br />
Si<strong>ch</strong>erheit, während alleine die Zweimotorigkeit<br />
ni<strong>ch</strong>t niedrigere Unfallzahlen zur Folge habe.<br />
Dank grossen Anstrengungen in den letzten Jahren<br />
sei es zu weniger s<strong>ch</strong>weren Unfällen gekommen,<br />
das müsse do<strong>ch</strong> honoriert werden.<br />
Hansueli Bärfuss befürwortet es absolut, modernes<br />
Gerät dort zu nutzen, wo es Sinn ma<strong>ch</strong>t.<br />
Als Rega-Pilot mit einem Teilzeitpensum s<strong>ch</strong>wärmt<br />
er vom neuen Da Vinci-Gebirgshelikopter: «I<strong>ch</strong><br />
liebe es, diese Mas<strong>ch</strong>ine zu fliegen, und gerade<br />
auf Verlegungsflügen sowie Na<strong>ch</strong>teinsätzen bin<br />
i<strong>ch</strong> froh, zwei Turbinen zu haben.» Aber der Pilot<br />
müsse die Freiheit haben, einen einmotorigen Heli<br />
einzusetzen, wenn er das als si<strong>ch</strong>erer betra<strong>ch</strong>te.<br />
Safety ni<strong>ch</strong>t nur auf dem Papier<br />
Vater und Sohn Bärfuss vers<strong>ch</strong>liessen si<strong>ch</strong> neuen<br />
Si<strong>ch</strong>erheitsinitiativen wie dem Safety-Manage-<br />
54 skyheli.<strong>ch</strong> 01/<strong>2011</strong><br />
Die Arbeitsfliegerei ist das Kernges<strong>ch</strong>äft der Heli Bernina. Zum Angebot gehören aber au<strong>ch</strong> Heliskiing,<br />
VIP-, Taxi- und Rundflüge.<br />
ment-System (SMS) keineswegs, das in der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Zivilluftfahrt eingeführt wird: «I<strong>ch</strong> bin<br />
kein Gegner des SMS», betont der Heli Bernina-<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführer, «im Gegenteil, wir begrüssen<br />
sol<strong>ch</strong>e Initiativen und arbeiten seit zehn Jahren<br />
mit den EKAS-Handbü<strong>ch</strong>ern (Eidgenössis<strong>ch</strong>e<br />
Koordinationskommission für Arbeitssi<strong>ch</strong>erheit)<br />
und haben sehr gute Erfahrungen damit gema<strong>ch</strong>t.<br />
Die Mitarbeiter werden sensibilisiert, es<br />
gibt weniger Unfälle und S<strong>ch</strong>äden, was au<strong>ch</strong><br />
weniger Kosten zur Folge hat.»<br />
«Safety ja, aber mit Augenmass und ni<strong>ch</strong>t nur,<br />
damit die Papiere stimmen», bringt es Hansueli<br />
Bärfuss auf den Punkt. So sei in diversen Unterhaltsbetrieben,<br />
wel<strong>ch</strong>e regelmässig Helikopter<br />
aus EU-Staaten warten, au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on festgestellt<br />
worden, dass in den Bü<strong>ch</strong>ern zwar alles in<br />
bester Ordnung sei, ein Blick auf die Mas<strong>ch</strong>ine<br />
allerdings ein anderes Bild gezeigt habe.<br />
Ueli Bärfuss hat in seinem Fliegerleben viele<br />
Verbesserungen kommen sehen, die er sehr begrüsst<br />
und die das Si<strong>ch</strong>erheitsniveau verbessert<br />
haben. Dazu zählt für ihn die Regelung der Arbeitszeiten:<br />
«Früher sind wir man<strong>ch</strong>mal bis zu 40<br />
Tage hintereinander geflogen und waren froh,<br />
wenn der Heli im Sommer für drei Tage in eine<br />
grosse Kontrolle musste.» Zu den positiven Errungens<strong>ch</strong>aften<br />
zählt er au<strong>ch</strong> das allgemein zuverlässigere<br />
Material, das GPS, die Na<strong>ch</strong>tsi<strong>ch</strong>tgeräte<br />
(NVG), die Fadec-Steuerung der Triebwerke,<br />
wel<strong>ch</strong>e eine Überhitzung der Turbine praktis<strong>ch</strong><br />
auss<strong>ch</strong>liesst oder die Kommunika tionsmittel:<br />
«Es war unangenehm, wenn i<strong>ch</strong> meine Frau, die<br />
zu Hause die Funkstation betreute, ni<strong>ch</strong>t einmal<br />
anrufen konnte, wenn i<strong>ch</strong> irgendwo im Nebel<br />
landen musste und ni<strong>ch</strong>t mehr weiter kam.»<br />
Freiwilliges Notfall-Pikett<br />
Für Behörden und die Öffentli<strong>ch</strong>keit ist es selbstverständli<strong>ch</strong>,<br />
dass Helikoptereinsätze an 365<br />
Tagen im Jahr mögli<strong>ch</strong> und kurzfristig dur<strong>ch</strong>führbar<br />
sind. «Auf freiwilliger Basis stehen wir an<br />
365 Tagen im Jahr mit Mas<strong>ch</strong>inen und Besatzungen<br />
auf Pikett, um im Notfall zusammen mit der<br />
Feuerwehr, der Polizei, der Rega oder anderen<br />
Spezialisten der Bevölkerung Hilfe leisten zu<br />
können», erwähnt Hansueli Bärfuss. Um einen<br />
sol<strong>ch</strong>en Dienst aufre<strong>ch</strong>terhalten zu können, sei<br />
es notwendig, die Helikopter neben dem Transportges<strong>ch</strong>äft<br />
au<strong>ch</strong> mit Taxi, VIP- und touristis<strong>ch</strong>en<br />
Flügen auszulasten. Deshalb seien au<strong>ch</strong> die<br />
Gebirgslandeplätze sehr wi<strong>ch</strong>tig, da sie neben<br />
Foto Heli Bernina