Ausgabe 1, 2011 - SkyNews.ch
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Foto Eugen Bürgler<br />
Interview mit dem Flä<strong>ch</strong>enflugzeug- und Helipiloten Jörg Wiesmann<br />
«Capito!»<br />
Er ist einer, der beides kennt, die Flä<strong>ch</strong>enfliegerei und das Helifliegen.<br />
Jörg Wiesmann, besser bekannt unter dem Namen «Capito»,<br />
erzählt im skyheli.<strong>ch</strong>-Interview aus seinem Fliegerleben, das ihn in<br />
so man<strong>ch</strong>es Cockpit gebra<strong>ch</strong>t hat.<br />
Jörg Wiesmann mit Jahrgang 1949 hat in seinem Berufsleben unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ste Berei<strong>ch</strong>e der Aviatik<br />
kennen gelernt. Seine grösste Leidens<strong>ch</strong>aft gilt aber na<strong>ch</strong> wie vor der Helifliegerei mit ihren vielfältigen<br />
Einsatzmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Die Fragen stellte Eugen Bürgler<br />
➤ Rund 17'500 Flugstunden stehen in Ihrem<br />
Flugbu<strong>ch</strong>, hat Ihnen der Transportflug heute<br />
Morgen no<strong>ch</strong> Spass gema<strong>ch</strong>t?<br />
Ja si<strong>ch</strong>er! Mit dem Heli eine s<strong>ch</strong>öne Arbeit zu<br />
erledigen, ist na<strong>ch</strong> wie vor sehr befriedigend.<br />
I<strong>ch</strong> bin sehr glückli<strong>ch</strong> und dankbar, dass i<strong>ch</strong> bei<br />
der Heli Linth und der Heli Bernina die Chance<br />
habe, au<strong>ch</strong> jetzt no<strong>ch</strong> als Pilot fliegen zu dürfen,<br />
obwohl i<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t mehr glei<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell und<br />
agil bin wie die jungen Leute.<br />
➤ Sie fliegen seit rund 40 Jahren, wel<strong>ch</strong>es<br />
waren Ihre ersten S<strong>ch</strong>ritte in der Aviatik?<br />
Auf dem Flugplatz in Dübendorf absolvierte i<strong>ch</strong><br />
eine Lehre als Mas<strong>ch</strong>inenme<strong>ch</strong>aniker und arbeitete<br />
auf diesem Beruf bei der Direktion für Militärflugplätze.<br />
Ans<strong>ch</strong>liessend bekam i<strong>ch</strong> eine Stelle<br />
im Kontrollturm von Dübendorf. So konnte i<strong>ch</strong><br />
mir die Ausbildung zum Privatpiloten (auf Flugzeugen)<br />
finanzieren. Weil i<strong>ch</strong> eher der handwerkli<strong>ch</strong>e<br />
Typ bin, erfüllte i<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en<br />
Minimalanforderungen für die Fliegeris<strong>ch</strong>e Vor-<br />
s<strong>ch</strong>ulung ni<strong>ch</strong>t, konnte das PPL und später die Berufspilotenlizenz<br />
aber auf diesem Weg ma<strong>ch</strong>en.<br />
Meine ersten Flugstunden nahm i<strong>ch</strong> in Locarno<br />
beim bekannten Ruedi Meier auf einer Cessna<br />
150. Am meisten Flugstunden kamen dann als<br />
Segelflugzeug-S<strong>ch</strong>lepppilot in S<strong>ch</strong>änis auf einer<br />
Champion zusammen. So kam i<strong>ch</strong> zu relativ viel<br />
Erfahrung auf Heckradflugzeugen, was dann<br />
bei der Ums<strong>ch</strong>ulung auf den PC-6 Turbo Porter<br />
hilfrei<strong>ch</strong> war. Dazu bra<strong>ch</strong>te mi<strong>ch</strong> Guido Good,<br />
ein begnadeter Werkspilot bei den Pilatus-Flugzeugwerken.<br />
Für Zimex konnte i<strong>ch</strong> im Folgenden<br />
man<strong>ch</strong>mal Überführungsflüge von Züri<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
Buo<strong>ch</strong>s ma<strong>ch</strong>en – damals war i<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> froh<br />
um jeden Flug, den i<strong>ch</strong> ausführen durfte. Während<br />
15 Jahren setzte i<strong>ch</strong> dann mit dem Turbo<br />
Porter Falls<strong>ch</strong>irmspringer ab.<br />
«I<strong>ch</strong> bekam die Chance,<br />
als Jungpilot bei der Rega angestellt<br />
zu werden und von einem Ausbildungsbeitrag<br />
zu profitieren.»<br />
➤ Und wie sind Sie zur Helikopterfliegerei<br />
gekommen?<br />
Weil in der S<strong>ch</strong>weiz kaum Militärpiloten in die<br />
Zivilfliegerei we<strong>ch</strong>selten, gab es damals eher<br />
wenig Helipiloten. Anders war das in Deuts<strong>ch</strong>land<br />
und Österrei<strong>ch</strong>, wo viele Piloten na<strong>ch</strong> dem<br />
Auss<strong>ch</strong>eiden aus dem Militär eine neue Stelle<br />
su<strong>ch</strong>ten. So kamen grossartige Piloten wie Sigi<br />
Stangier, Günther Amman oder Hans Luggauer<br />
in die S<strong>ch</strong>weiz, die zusammen mit den S<strong>ch</strong>weizer<br />
Piloten viel Know-how erarbeiteten. Der Bund<br />
hat aber erkannt, dass der eigene Pilotenna<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s<br />
besser gefördert werden musste, und so<br />
gab es die Mögli<strong>ch</strong>keit, vom Bund einen Beitrag<br />
für die Heliberufspiloten-Ausbildung zu erhalten.<br />
Voraussetzung dafür war allerdings ein Fünfjahres-Arbeitsvertrag<br />
bei einem Helikopterunternehmen.<br />
In dieser Zeit arbeitete i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> immer in<br />
Dübendorf, war aber oft bei den Motorfliegern in<br />
Kloten. Dort hat mi<strong>ch</strong> Ueli Soltermann angespro<strong>ch</strong>en<br />
und gefragt, ob i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als Me<strong>ch</strong>aniker<br />
zur Rega we<strong>ch</strong>seln mö<strong>ch</strong>te. I<strong>ch</strong> könnte dann dort<br />
später au<strong>ch</strong> Helifliegen lernen. I<strong>ch</strong> bekam also<br />
die Chance, als Jungpilot angestellt zu werden<br />
und von einem Ausbildungsbeitrag zu profitieren.<br />
I<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ied mi<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> für diesen Weg.<br />
Die Ausbildung erfolgte aber ni<strong>ch</strong>t bei der Rega.<br />
So wurde i<strong>ch</strong> der erste Flugs<strong>ch</strong>üler von Ueli Soltermann<br />
auf Hughes 300 bei Fu<strong>ch</strong>s Helikopter.<br />
Das Berufspilotenbrevet konnte i<strong>ch</strong> später bei der<br />
Heliswiss in Bern ma<strong>ch</strong>en. Bei der Rega wurde<br />
i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> eingeführt, zuerst waren es<br />
te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Überführungsflüge oder Einsätze, die<br />
am Doppelsteuer gema<strong>ch</strong>t werden konnten, später<br />
kamen geplante Einsätze wie Patientenüberführungen<br />
von Spital zu Spital dazu. Zuerst flog<br />
i<strong>ch</strong> bei der Rega den Jet Ranger, später kamen<br />
Alouette III und Bo105 dazu. Parallel ergaben<br />
si<strong>ch</strong> Gelegenheiten, zum Beispiel an Rundflugtagen<br />
bei der Heliswiss Flugstunden zu sammeln.<br />
➤ Wo haben Sie ihre Erfahrungen mit Unterlasten<br />
gema<strong>ch</strong>t?<br />
I<strong>ch</strong> bekam die Mögli<strong>ch</strong>keit, bei der Heli Linth in<br />
die Transportfliegerei einzusteigen. Dann folgten<br />
vier Jahre bei der Heliswiss in Samedan. Wir<br />
sagten damals s<strong>ch</strong>erzhaft, ein Helikopter ohne<br />
Unterlast ist kein Helikopter. Bei beiden Firmen<br />
gab es parallel dazu Einsätze für die Rega.<br />
Als Me<strong>ch</strong>aniker habe i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> erlebt, wie die<br />
Piloten beim Beton-Fliegen über eine rote Autoruf-Lampe<br />
informiert wurden, wenn es einen<br />
Rega-Einsatz gab. Erst dana<strong>ch</strong> wurden die ersten<br />
FM-Funkgeräte eingebaut. Bei Heliswiss war<br />
damals die Zeit der grossen Bell-Helikopter. Der<br />
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