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Ausgabe 1, 2011 - SkyNews.ch

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Rettungsheli spart Geld<br />

Der letzte der insgesamt elf AW109SP Da Vinci wird bei der Rega im Frühsommer <strong>2011</strong> erwartet. Er wird als einziger der Flotte mit einem Dual-Pilot-IFR<br />

Cockpit ausgerüstet sein und soll vor allem für S<strong>ch</strong>ulungsflüge und als Reservemas<strong>ch</strong>ine zum Einsatz kommen.<br />

Die S<strong>ch</strong>weizer Rettungsflieger haben viel für die Entwicklung des<br />

Luftrettungswesens geleistet und geniessen weltweit ein hohes Ansehen.<br />

So folgten Ende Mai 2010 rund 150 Fa<strong>ch</strong>leute der Rega-<br />

Einladung, um am Rega-Symposium in Grindelwald die Zukunft<br />

der Luftrettung zu diskutieren (<strong>SkyNews</strong>.<strong>ch</strong> Juli 2010).<br />

Text und Foto Eugen Bürgler<br />

Eine der diskutierten Herausforderungen betraf<br />

die Finanzierung der Luftrettung im Umfeld explodierender<br />

Gesundheitskosten. Zwar wird die<br />

Kostenfrage in der Luftrettung ni<strong>ch</strong>t zuerst gestellt,<br />

aber sie folgt auf dem Fuss. Am Rega-Symposium<br />

wurde deutli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, dass dabei die<br />

ganzheitli<strong>ch</strong>e Si<strong>ch</strong>t bei Gesundheitspolitikern oft<br />

fehlt.<br />

0,4 Promille der Gesundheitskosten<br />

Für Unfallversi<strong>ch</strong>erer seien Rettungskosten oft Investitionen<br />

in ein optimales Resultat, wenn beispielsweise<br />

eine Invalidität verhindert werden<br />

könne. Zwar sei die Luftrettung fünf- bis se<strong>ch</strong>smal<br />

teurer als eine terrestris<strong>ch</strong>e Rettung, do<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e<br />

der Anteil der Rettungskosten bei Polytrauma-<br />

Patienten je na<strong>ch</strong> Versi<strong>ch</strong>erer nur 0,4 bis 0,9<br />

Prozent der gesamten Heilungskosten aus, so<br />

Willi Morger von MCM Consulting. Der Oberfeldarzt<br />

bei der Deuts<strong>ch</strong>en Bundeswehr, Andreas<br />

Valentiner, bezifferte die Kosten der Luftrettung<br />

an den gesamten Gesundheitskosten in Deuts<strong>ch</strong>land<br />

auf ledigli<strong>ch</strong> 0,4 Promille.<br />

«Die <strong>Ausgabe</strong>n für einen ho<strong>ch</strong>wertigen<br />

Rettungsdienst nützen dem Patienten und der<br />

Volkswirts<strong>ch</strong>aft», bra<strong>ch</strong>te es Willi Morger auf<br />

den Punkt. Dass Helikopter und Besatzungen<br />

auf Pikett stehen, fällt kostenseitig viel stärker<br />

ins Gewi<strong>ch</strong>t als die eigentli<strong>ch</strong>en Einsätze. Laut<br />

Wolfgang Voelckel, Leiter der Anästhesiologie<br />

am Unfallkrankenhaus Salzburg, ma<strong>ch</strong>en diese<br />

Vorhaltungskosten bei der Luftrettung 70 bis 90<br />

Prozent der Gesamtkosten aus.<br />

Intensiv-Helis für Verlegungsflüge?<br />

Trotzdem sehen si<strong>ch</strong> die Luftretter mit einem stetigen<br />

Kostendruck konfrontiert. Damit Luftrettung<br />

im Notfall verfügbar ist, muss sie bezahlbar bleiben.<br />

In Grindelwald wurden au<strong>ch</strong> Forderungen<br />

aufgestellt, die dem bewährten und kosteneffizienten<br />

«S<strong>ch</strong>weizer-Modell» widerspre<strong>ch</strong>en: Erwin<br />

Stolpe, der Medizinis<strong>ch</strong>e Direktor der ADAC-Luftrettung,<br />

sagte, man müsse si<strong>ch</strong> von der Idee<br />

des «Dual-use-Helis» verabs<strong>ch</strong>ieden. Er meinte<br />

damit, dass für Flüge zum Unfallort (Primäreinsätze)<br />

und Intensivtransporte zwis<strong>ch</strong>en Spitälern<br />

(Sekundäreinsätze) ni<strong>ch</strong>t der glei<strong>ch</strong> ausgerüstete<br />

Heli kopter verwendet werden soll. Die Rega erklärte<br />

auf Anfrage, dass si<strong>ch</strong> der Grundsatz, für<br />

Rettungsmissionen und Interhospital-Transporte<br />

die glei<strong>ch</strong>en Helikopter zu verwenden, für ein<br />

Land wie die S<strong>ch</strong>weiz sehr gut bewähre. Gerade<br />

im EC145 sei das Mitführen zusätzli<strong>ch</strong>er<br />

medizinis<strong>ch</strong>er Geräte für anspru<strong>ch</strong>svolle Verlegungen<br />

gut mögli<strong>ch</strong>. Es sei jedo<strong>ch</strong> denkbar,<br />

dass si<strong>ch</strong> bei einer weiteren Zunahme der Interhospitaltransporte<br />

die Frage na<strong>ch</strong> spezialisierten<br />

Helikoptern neu stelle.<br />

Dass die Rettungsflieger im übrigen Europa<br />

oft in einem anderen Umfeld operieren, hat die<br />

Aussage von Friedri<strong>ch</strong> Rehkopf, Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />

der ADAC-Luftrettung gezeigt. Er sagte klipp und<br />

klar, HEMS-Fliegerei (Helicopter Emergency Mecial<br />

Services) gepaart mit anderen kommerziellen<br />

Einsätzen sei absolut tabu. Es dürfe ni<strong>ch</strong>t sein,<br />

dass ein Pilot am Morgen Beton transportiere und<br />

am Na<strong>ch</strong>mittag einen Rettungsheli fliege.<br />

Damit wird deutli<strong>ch</strong>, dass si<strong>ch</strong> für europäis<strong>ch</strong>e<br />

Rettungsorganisationen oft andere Fragen<br />

stellen als den Luftrettern in der S<strong>ch</strong>weiz, wo<br />

Gebirgspiloten auf Erfahrungen aus kommerziellen<br />

Einsätzen zählen. Viele Rega-Piloten haben<br />

ni<strong>ch</strong>t nur vor ihrer Anstellung bei der Rega ihr<br />

Know-how bei Transporteinsätzen erworben,<br />

sondern fliegen na<strong>ch</strong> wie vor tageweise bei<br />

kommerziellen Heli-Betrieben. www.rega.<strong>ch</strong> ■<br />

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