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Das Dokument des Grauens - Band 1 - Als der Horror laufen lernte

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1. Einführung<br />

sich stärker in mein Gedächtnis ein. Seine Fratze schaffte etwas, was kein Filmmonster<br />

bisher geschafft hatte: Ich bekam es mit <strong>der</strong> Angst zu tun und dieses Gesicht verfolgte<br />

mich bis in den Schlaf. Die gigantischen Kreaturen Hollywoods und Japans spielten ab<br />

sofort die zweite Geige - ihr Platz wurde fortan von Professor Deemer und seinen zwar<br />

ebenfalls vergleichsweise winzigen, aber wesentlich gruseligeren Kollegen belegt.<br />

Die Welt <strong>des</strong> Schreckens zog mich daraufhin schnell in ihren Bann. Aus dem kleinen<br />

Jungen, <strong>der</strong> darauf brannte, 20.000 Leagues Un<strong>der</strong> the Sea (1954) zu sehen, war<br />

binnen eines Jahres ein nicht min<strong>der</strong> kleiner Racker geworden, welcher zwar noch immer<br />

vor dem Kino stand und in den gleichen Schaukasten voller Werbefotos starrte,<br />

sein Augenmerk allerdings vielmehr auf die Kreaturen aus Alien (1979) und Dawn of<br />

the Dead (1978) richtete, zwei Filme, die damals gerade bei uns anliefen und die ich<br />

unbedingt sehen wollte. Denn ich liebte die Angst, die diese Filme in mir erzeugten.<br />

Ich war regelrecht süchtig nach dieser Angst. Und damit war ich nicht allein. Vielleicht<br />

war ich diesbezüglich etwas frühreif, aber mit Sicherheit keine Ausnahme, wie<br />

die Einspielergebnisse von <strong>Horror</strong>filmen, egal welches Datums, stets zeigen - unabhängig<br />

davon, ob <strong>der</strong> <strong>Horror</strong>film nun gerade mit dem Mainstream schwimmt o<strong>der</strong> in<br />

die entgegengesetzte Richtung. Hier stellt sich natürlich die Frage, was daran so toll<br />

sein soll, Angst zu haben.<br />

Angst ist <strong>der</strong> Schlüssel zu unserer Fantasie. Angst ist die Eintrittskarte zu unserem<br />

Herzen, unseren Gedanken. Wir können Wünsche haben. Hoffnungen. O<strong>der</strong> auch<br />

Träume. Visionen <strong>des</strong> Glücks und <strong>der</strong> Zufriedenheit können unsere Kreativität erblühen<br />

und uns wie Fe<strong>der</strong>n im Wind schweben lassen. Doch <strong>der</strong> kleinste Hauch von Angst<br />

holt uns wie<strong>der</strong> auf den Boden <strong>der</strong> Tatsachen zurück. Den Träumen kann man entfliehen,<br />

<strong>der</strong> Angst jedoch nicht. Angst ist eine elementare Erfahrung und begleitet uns unausweichlich<br />

durch unser Leben - kein Wun<strong>der</strong>, dass sie auch Einzug in jene Bereiche<br />

unseres Lebens gehalten hat, welche wir eigentlich <strong>der</strong> Freude und <strong>der</strong> Unterhaltung<br />

widmen möchten.<br />

Auf uns alle übt die Angst eine ungeheure Faszination aus, sei es durch die Schreckensnachrichten<br />

von Kriegen, Katastrophen und Unglücken aller Art im realen Leben,<br />

durch die Medien o<strong>der</strong> auch nur in unserer Vorstellung, durch religiöse Überlieferungen,<br />

erzieherische Maßnahmen wie die Androhung, dass <strong>der</strong> schwarze Mann<br />

die kleinen Plagegeister holen würde, wenn sie nicht sofort brav wären, o<strong>der</strong> auch<br />

nur <strong>der</strong> Drang, diese dunkle Faszination ausleben zu können. Angst kann angenehm<br />

sein - jedenfalls solange sie uns nicht selbst betrifft und wir lediglich als Zeugen <strong>des</strong><br />

Schreckens auftreten können.<br />

Die vielen Erscheinungs- und Ausdrucksformen <strong>der</strong> Angst in den Bereichen <strong>der</strong><br />

Kunst und <strong>der</strong> Unterhaltung sind unter <strong>der</strong> umfassenden Bezeichnung <strong>Horror</strong> vereint.<br />

<strong>Horror</strong> schil<strong>der</strong>t die Angst. Doch seine Hauptaufgabe ist eine an<strong>der</strong>e: die Aufgabe,<br />

Angst beim jeweiligen Publikum zu erzeugen. Sei es Musik, Literatur, die bildenden<br />

Künste - überall ist <strong>der</strong> <strong>Horror</strong> ein fester, oftmals existenzieller Grundstein für das jeweilige<br />

Werk, bildet er doch eine vergleichsweise simple Möglichkeit, Emotionen zu<br />

wecken. Wenn Sie ein Bild betrachten, auf welchem sich zwei Liebende küssen, wer-<br />

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