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Das Dokument des Grauens - Band 1 - Als der Horror laufen lernte

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<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />

Schlimmer ist jedoch, dass La bonne bergère et la mauvaise princesse (1908) so<br />

statisch inszeniert ist, dass das Werk einem abgefilmten Bühnenstück gleichen würde,<br />

wären da nicht die hin und wie<strong>der</strong> stattfindenden Wechsel <strong>der</strong> Kulissen.<br />

Georges Méliès stand unter hohem Druck. In den USA sah er sich allmählich gezwungen,<br />

mit Thomas Edison eine Partnerschaft eingehen zu müssen, um nicht am<br />

Markt klanglos unterzugehen. In Frankreich erdrückte ihn die Konkurrenz mit schierer<br />

Masse und kommerziell attraktiveren Inhalten wie Verfolgungsjagden und Derbheiten,<br />

denen sich Georges Méliès verweigerte. Er war ein Mann mit unvorstellbar<br />

ausgeprägter Fantasie, aber wenig erzählerischem Talent und 1908 schien er den Konkurrenzdruck<br />

durch einen höheren Auswurf an Filmmetern begegnen zu wollen. Lei<strong>der</strong><br />

blieb dabei <strong>der</strong> Zuschauer auf <strong>der</strong> Strecke und die Abwärtsspirale um Georges Méliès<br />

drehte sich immer schneller.<br />

Die Pathé Frères veröffentlichten einen Film, welcher in Großbritannien unter dem<br />

Titel Aunt Eliza Recovers Her Pet (1908) 51 als 28mm-Kopie aufgeführt wurde, welche<br />

aber aller Wahrscheinlichkeit nach von einem französischen Original angefertigt<br />

worden war. Dies war bei fast allen englischen 28mm-Kopien <strong>der</strong> Pathé <strong>der</strong> Fall. Der<br />

französische Originaltitel <strong>des</strong> Films ist jedoch unbekannt.<br />

Nicht aber die Handlung: Der als Haustier gehaltene Vogel von Tante Eliza ist verschwunden.<br />

Tante Eliza heuert daher einen Privatdetektiv an. Dieser folgt einer Spur<br />

aus Fe<strong>der</strong>n bis zum Haus <strong>des</strong> Vogeldiebs, <strong>der</strong> schon damit begonnen hat, den Vogel zu<br />

essen. Der Detektiv fesselt den Dieb und nimmt ihn mit in sein Büro. Dort hypnotisiert<br />

er ihn zuerst, dann zersägt er ihn in zwei Hälften und <strong>der</strong> Vogel fliegt unverletzt aus<br />

<strong>der</strong> Leiche <strong>des</strong> Diebs heraus.<br />

Die beiden Regisseure Albert Capellani und Lucien Nonguet verfilmten die Geschichte<br />

um Dornröschen nach <strong>der</strong> Vorlage von Charles Perrault. Unterstützt wurden<br />

sie bei ihrer Arbeit an La belle au bois dormant (1908) 52 von Segundo de Chomón<br />

als Kameramann und Spezialist für Handkolorierung. Dementsprechend ist <strong>der</strong> Film<br />

auch in Farbe gehalten.<br />

Eine Prinzessin fällt dem Fluch einer bösen Fee zum Opfer und fällt in einen hun<strong>der</strong>tjährigen<br />

Schlaf. Um die Situation zu entschärfen, versetzt eine gute Fee alle an<strong>der</strong>en<br />

Bewohner ebenfalls in den langen Tiefschlaf und lässt Pflanzen wachsen, welche<br />

das Schloss verstecken, damit <strong>der</strong> Schlaf nicht gestört werden möge.<br />

Ein Prinz stolpert schließlich nach langer Zeit in das Schloss, küsst die Hand <strong>der</strong><br />

holden Maid und dann wird geheiratet.<br />

Die erste Hälfte <strong>des</strong> Films konzentriert sich auf den Fluch und wie er zur Realität<br />

wird. Interessant ist hier die Szene, in welcher die böse Fee in einem Hexenkostüm die<br />

51 Aunt Eliza Recovers Her Pet (Pathé Frères, Frankreich 1908, Länge: ca. 124m, 6 Minuten)<br />

52 La belle au bois dormant, aka Beauty at the Sleeping Woods, aka Sleeping Beauty, aka Dornröschen<br />

(Pathé Frères, Frankreich 1908, Regie: Albert Capellani, Lucien Nonguet, Kamera: Segundo<br />

de Chomón, Bühnenbild: Vincent Lorant-Heilbronn, Darsteller: Julienne Mathieu, Länge: ca. 300m, 11<br />

Minuten)<br />

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