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Das Dokument des Grauens - Band 1 - Als der Horror laufen lernte

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<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />

Ungeheuern, welche durch die Herumspielerei mit nuklearen Waffen entstanden. Dieses<br />

kritische Element findet man im <strong>Horror</strong>film in <strong>der</strong> Regel nicht. Dort wird nichts<br />

begründet o<strong>der</strong> gar ein philosophischer Gedanke weitergesponnen - es ist so, wie es<br />

ist, das Warum ist uninteressant.<br />

Ebenso basieren Gedankenspiele <strong>der</strong> Science-Fiction stets auf Gegebenheiten <strong>der</strong><br />

Gegenwart. Wie<strong>der</strong> sei hier die Atombombe genannt, welche in den 50er Jahren für<br />

einen ungeheuren Zulauf zur Science-Fiction sorgte. Darüber hinaus könnte man noch<br />

die jeweils aktuelle politische Lage und Weltanschauung nennen, welche von George<br />

Orwells 1984 und Aldous Huxleys Brave New World bis hin zu TV-Serien wie Star<br />

Trek <strong>der</strong> Science-Fiction ihren Stempel aufdrückte.<br />

Ein <strong>der</strong>art sozialkritisches Engagement fehlt den Vertretern <strong>des</strong> <strong>Horror</strong>s völlig.<br />

<strong>Horror</strong> beschäftigt sich vorrangig mit Fantasien, weniger mit Realitäten. Es ist zwar<br />

durchaus möglich, dass auch hier eine Abgrenzung schwerfällt und man einen Film<br />

beiden Genres zuordnen kann. <strong>Als</strong> Beispiel für einen solchen Film sei hier Alien<br />

(1979) genannt, welcher einerseits reinsten, unbegründeten <strong>Horror</strong> bietet, aber in gleichem<br />

Maße auch durchaus sozialkritische Fragen stellt. Zum Beispiel wenn die Teilthematik<br />

aufkommt, in welcher das außerirdische Biest als eine utopische Waffe betrachtet<br />

wird, für welche man selbst die Besatzung <strong>des</strong> transportierenden Raumschiffes<br />

opfern würde. Dann halten sich die Verhältnisse zwischen Science-Fiction und <strong>Horror</strong><br />

jedoch so gut wie nie die Waage, wodurch eine eindeutige Zuordnung <strong>des</strong> gesamten<br />

Werkes zu einem primären Genre wie<strong>der</strong>um möglich wird.<br />

Während die Science-Fiction ihre Ideen vornehmlich in wissenschaftlichen Bereichen<br />

findet, sucht <strong>der</strong> <strong>Horror</strong> seine Grundlagen vornehmlich in den kulturellen Aspekten<br />

unseres Lebens und unserer Geschichte. Dies beginnt bei altertümlichen Artefakten<br />

und endet beim Umgang mit den Werten unserer Gesellschaft. So ist das <strong>Horror</strong>genre<br />

einem stetigen Wandel unterworfen. In den 50ern war es, wie auch die Science-Fiction,<br />

von dem realen Schrecken <strong>der</strong> Atombombe geprägt. In den 60er Jahren hingegen fanden<br />

wir vermehrt Filme, welche sich mit sexuellen und sogar inzestuösen Themen beschäftigten.<br />

In den 70ern wurde ausgelotet, wie weit man ins Extrem gehen kann. Was<br />

unsere Gesellschaft <strong>der</strong> jeweiligen Zeit als unmoralisch o<strong>der</strong> gar wi<strong>der</strong>wärtig empfand,<br />

wurde bevorzugt in Filme verwurstet. Mit sich än<strong>der</strong>nden moralischen Werten än<strong>der</strong>te<br />

sich dementsprechend auch die Wirkung <strong>der</strong> Filme beim Publikum. <strong>Als</strong> ein Beispiel<br />

hierfür kann ich Ihnen einen Fall nennen, in welchem ein Film mit Kommentaren wie<br />

„einer <strong>der</strong> schrecklichsten Filme aller Zeiten“, „als Freigabe sei SO empfohlen - Sadists<br />

only“(dtsch. „nur für Sadisten“) und ähnlichem bedacht wurde. Bei diesem Film<br />

handelt es sich keineswegs um einen <strong>der</strong> Kannibalen-, Zombie- o<strong>der</strong> Folterstreifen <strong>der</strong><br />

ausklingenden 70er Jahre, wie Sie vielleicht erwarten würden. Nein, diese Kommentare<br />

konnte man hören, als Terence Fishers The Curse of Frankenstein (1957) in den<br />

Kinos anlief, ein Film, welcher heutzutage neben Liebhabern <strong>des</strong> Genres vornehmlich<br />

jugendliche Zuschauer begeistern dürfte. <strong>Horror</strong> hat, ganz im Gegensatz zur Science-<br />

Fiction, in vielen Fällen ein Verfalldatum.<br />

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