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Das Dokument des Grauens - Band 1 - Als der Horror laufen lernte

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<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />

die Schändlichkeiten <strong>der</strong> Häresie, <strong>der</strong> Pädophilie, <strong>der</strong> Homosexualität und <strong>der</strong> Sodomie<br />

3 waren hierbei die eigentlichen Untaten. Die genaue Zahl seiner Opfer ist nicht<br />

bekannt, aber man ging während seines Prozesses von min<strong>des</strong>tens 140 ermordeten<br />

Kin<strong>der</strong>n aus, vornehmlich Knaben.<br />

Der Auslöser für den Untergang von Gilles de Rais war sein Lebensstil und damit<br />

verbundener chronischer Geldmangel. Er begann schon früh, sich für die Alchemie zu<br />

interessieren, da er sich hiervon unermessliche Reichtümer versprach. Aber nicht nur<br />

Reichtum war sein Begehr, son<strong>der</strong>n auch Macht. Er schickte seinen Priester Blanchet<br />

auf Reisen, und dieser wurde in Italien fündig. Ein Scharlatan namens François Prelati<br />

behauptete, er könne Gilles de Rais durch die Beschwörung eines Dämons namens<br />

„Barron“ unermessliche Macht bescheren. Blanchet lud Prelati daraufhin ein, mit ihm<br />

zusammen zum Schloss Champtocé zu reisen, wo die beiden im Frühsommer 1439<br />

dann auch eintrafen.<br />

Gilles de Rais war von dem jungen Alchemisten fasziniert und konnte es nicht abwarten,<br />

Zeuge einer Dämonenbeschwörung zu werden. Prelati inszenierte diese auch<br />

mit entsprechendem Talent zum großen Schauspiel in <strong>der</strong> Mittsommernacht. Doch<br />

Barron erschien natürlich nicht. Prelati musste Zeit schinden. Blanchet erinnerte sich<br />

später daran, wie Prelati in <strong>der</strong> Tat einmal den Dämonen beschwor - allerdings, als<br />

er alleine in seinem Zimmer eingeschlossen war und Blanchet zusammen mit de Rais<br />

und Poitou vor seiner Tür stand. Sie hörten Geräusche eines Kampfes in dem Zimmer,<br />

welcher sich laut Blanchet sehr danach anhörte, als habe jemand ständig auf eine Matratze<br />

geschlagen, aber Prelati behauptete späterhin, <strong>der</strong> Dämon habe ihn verprügelt.<br />

<strong>Als</strong> Ausflucht dafür, dass sich <strong>der</strong> Dämon ihm nur dann zeigte, wenn keine Zeugen zugegen<br />

waren, bediente sich Prelati am Ende einer Begründung, welche er als todsicher<br />

betrachtete: Er teilte Gilles de Rais mit, dass Barron nur dann bereit wäre, im Beisein<br />

von Gilles de Rais zu erscheinen, wenn dieser ihm ein Opfer brächte: das Herz, die<br />

Augen und die Hand eines Jungen. Prelati muss das Herz in die Hose gesackt sein,<br />

als ihm de Rais wenig später die gefor<strong>der</strong>ten Opfergaben präsentierte. Doch Prelati<br />

schaffte es weiterhin, seinem Gastgeber glaubhafte Ausreden zu liefern. <strong>Das</strong> Treiben<br />

Prelatis dauerte etwa ein Jahr, bis zu Gilles de Rais´ Verhaftung.<br />

Zu <strong>der</strong> Verhaftung von Gilles de Rais kam es, wie bereits erwähnt, nicht wegen<br />

seiner Morde, son<strong>der</strong>n wegen Fehlern, welche <strong>der</strong> machtbesessene und -verwöhnte de<br />

Rais aus arrogantem Leichtsinn beging. Sein jüngerer Bru<strong>der</strong>, René de Rais, hatte es<br />

nämlich satt, zusehen zu müssen, wie Gilles ständig Län<strong>der</strong>eien und Güter aus Familienbesitz<br />

weit unter Wert verschacherte, um schnell an Geld zu kommen. René wandte<br />

sich an den König und erreichte, dass dieser ihm mit sofortiger Wirkung das Schloss<br />

Champtocé überschrieb. <strong>Als</strong> Gilles de Rais von diesem Streich seines Bru<strong>der</strong>s erfuhr,<br />

brach in ihm die Panik aus. Es war wohl nur eine Frage <strong>der</strong> Zeit, bis René seine Finger<br />

auch nach Schloss Machecoul ausstrecken würde - und damit hätte er ausgerechnet<br />

die beiden wichtigen Anwesen in seinem Besitz, in welchem Gilles die Morde began-<br />

3Unter Sodomie verstand man nicht wie heute primär sexuelle Handlungen mit Tieren, son<strong>der</strong>n auch<br />

oralen und analen Verkehr.<br />

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