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Das Dokument des Grauens - Band 1 - Als der Horror laufen lernte

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<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />

Zu diesem Zeitpunkt war <strong>der</strong> Nitratfilm inzwischen völlig kaputt. Nur vier Minuten<br />

<strong>des</strong> Films, also nicht ganz die Hälfte, konnten gerettet werden. Dies waren auch<br />

vier Minuten vom Anfang <strong>des</strong> Films, also vorrangig <strong>der</strong> Exposition und nicht aus <strong>der</strong><br />

Haupthandlung voller Magie. Die Farbe ging jedoch ebenfalls verloren. Und das alles<br />

nur wegen zu langen Desinteresses.<br />

<strong>Das</strong> überlebende Fragment zeugt jedoch von einer sehr stimmungsvollen Inszenierung,<br />

ein wenig im Stil <strong>der</strong> berühmten Filmfassung von Jean Cocteau, La belle et la<br />

bête (1946). Es ist durchaus möglich, dass hier ein wirklicher Schatz nicht nur einmal,<br />

son<strong>der</strong>n zweimal verloren ging.<br />

Abbildung 20.7: Die Königin <strong>der</strong> Bienen<br />

wird in L’abeille et la rose (1908) von einer<br />

Spinne bedroht<br />

L’abeille et la rose (1908) 54 von Segundo<br />

de Chomón ist ein kurzer Ballettfilm.<br />

In gestreifte Kostüme gehüllte Tänzerinnen,<br />

auf <strong>der</strong>en Rücken filigrane Flügelchen<br />

kleben, tanzen mit ihrer Königin<br />

umher. Diese Königin entdeckt eine Rose,<br />

welche sich ebenfalls in eine Tänzerin<br />

verwandelt, wobei <strong>der</strong>en Kostüm eher<br />

an Gestrüpp als an die Königin <strong>der</strong> Blumen<br />

erinnert. Zusammen tanzen sie herum,<br />

bis die Biene schließlich müde auf<br />

eine steinerne Liege darnie<strong>der</strong> sinkt.<br />

Dann erscheint die böse Spinne, welche<br />

die schlafende Biene bedroht. In ihrem<br />

Netz krabbelt sie über <strong>der</strong> arglosen<br />

Biene hin und her. Doch zwei weitere<br />

Bienchen nahen zur Rettung. Sie zerreißen das Spinnennetz und wecken ihre Königin.<br />

Es wird noch ein wenig mit dem Bienenvolk getanzt, und dann ist <strong>der</strong> Film zu<br />

Ende.<br />

Die etwa 30 Sekunden, während welcher sich <strong>der</strong> Film mit <strong>der</strong> Spinne beschäftigt,<br />

haben durchaus etwas reizvolles und unheimliches an sich. Dies liegt vor allem in<br />

<strong>der</strong> Wehrlosigkeit <strong>der</strong> schlafenden Biene begründet. Aber die drei Minuten davor, und<br />

auch die 30 Sekunden danach, sind für <strong>Horror</strong>fans ausgesprochen qualvoll. Es wird<br />

eben nur getanzt, wobei man manchmal doch befürchtet, die Tänzerinnen könnten<br />

sich verletzen.<br />

Der Film wurde ursprünglich auch vollständig koloriert, aber nur die ersten etwa<br />

15 Sekunden sind noch in Farbe erhalten.<br />

In <strong>der</strong> Einleitung dieses Kapitels haben wir kurz Émile Cohl erwähnt, <strong>der</strong> mit Fantasmagorie<br />

(1908) den ersten Zeichentrickfilm schuf. Gleich mit seinem nächsten Film<br />

54 L’abeille et la rose, aka The Bee and the Rose (Pathé Frères, Frankreich 1908, Regie, Kamera:<br />

Segundo de Chomón, Länge: ca. 104m, 4 Minuten)<br />

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