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Das Dokument des Grauens - Band 1 - Als der Horror laufen lernte

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23. Frankenstein (1910)<br />

Charles Ogle trat in den insgesamt 17 Jahren seiner Filmkarriere in über 300 Filmen<br />

auf, er war also ein vielbeschäftigter Mann. Zu den bekanntesten Filmen, an welchen<br />

Ogle mitarbeitete, gehören neben Frankenstein (1910) noch What Happened to<br />

Mary? (1912), das erste Serial <strong>der</strong> Filmgeschichte mit Mary Fuller in <strong>der</strong> Hauptrolle,<br />

Treasure Island (1920) und The Ten Commandments (1923). Im <strong>Horror</strong>genre war Ogle<br />

jedoch ein äußerst seltener Gast.<br />

Seine Darstellung <strong>des</strong> Monsters in Frankenstein (1910) sorgte für eine intensive<br />

Spannung, doch die Motivation und Absichten <strong>der</strong> Kreatur bleiben unklar. Hier unterscheidet<br />

sich <strong>der</strong> Film von seiner Vorlage und den nachfolgenden Verfilmungen. Auch<br />

hier ist die Rücksichtnahme auf den Moralkodex <strong>der</strong> MPPC zu spüren, denn die Bedrohung<br />

ist nicht physischer Natur. Im ganzen Film gibt es keinen Mord o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

körperlichen Angriff, ebenso wenig wie eine Diskussion religiöser Aspekte von Frankensteins<br />

Schöpfung o<strong>der</strong> gar Leichendiebstahl. Der zu Beginn <strong>der</strong> Schöpfungsszene<br />

erfolgte Hinweis auf „<strong>Das</strong> Böse in Frankenstein“ und die Orientierung an The Strange<br />

Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde sind in dieser Szene zu erkennen. <strong>Das</strong> Monster wurde<br />

eingangs als böse charakterisiert, doch ist es dies wirklich? Frankenstein und später<br />

auch Elizabeth fallen bei seinem Anblick in Ohnmacht, und es wird Frankenstein auch<br />

in <strong>der</strong> übernächsten Szene bedrohen, aber das war es auch schon. Könnte das Monster<br />

überhaupt Frankenstein körperlich gefährlich werden? O<strong>der</strong> ist es vielleicht ein Teil<br />

Frankensteins, sein dunkles Ego? Ist es überhaupt real?<br />

Nach seiner Genesung kehrt Frankenstein<br />

nach Hause zurück. <strong>Das</strong> Monster<br />

folgt ihm ... notgedrungen, denn seine<br />

dunkle Seite kann Frankenstein kaum<br />

in <strong>der</strong> Ferne zurücklassen.<br />

Wir sehen ein wenig Techtelmechtel<br />

zwischen Frankenstein und seiner Braut,<br />

bis sich die Kreatur Frankenstein schließlich<br />

zu erkennen gibt, als dieser sich alleine<br />

im Wohnzimmer aufhält. Frankenstein<br />

ist entsetzt, fällt dieses Mal aber<br />

nicht sofort wie<strong>der</strong> in Ohnmacht. Im Gegenteil,<br />

als Elizabeth das Zimmer betritt,<br />

behält er sogar die Nerven und schiebt<br />

seine Kreatur hinter einen Vorhang, damit<br />

sie vor Elizabeth versteckt bleibt.<br />

Abbildung 23.11: Die Kreatur verfolgt<br />

Frankenstein bis nach Hause zu <strong>des</strong>sen<br />

Verlobter<br />

Auch hier gibt es wie<strong>der</strong> Freiraum für Interpretationen. Weshalb versteckt Frankenstein<br />

die Kreatur? Weil er sich um seine Verlobte sorgt? O<strong>der</strong> vielleicht, weil er<br />

nicht möchte, dass seine Braut von seiner dunklen Seite erfährt?<br />

<strong>Als</strong> Frankenstein mit seiner Schöpfung wie<strong>der</strong> alleine ist, kommt es zur bereits<br />

angesprochenen einzigen Konfrontation zwischen den beiden. <strong>Das</strong> Monster ist offensichtlich<br />

nicht glücklich darüber, dass Frankenstein eine Verlobte hat. Hier wird eine<br />

missverständliche Texttafel eingeblendet; das Monster suche seinen Schöpfer heim<br />

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