Wie bereite ich mich vor? - EstrichTechnik
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SCHREIBEN VOM 01.09.2004 DES SACHVERSTÄNDIGEN<br />
GERHARD GASSER AN DEN PRÄSIDENTEN DER INDUSTRIE-<br />
UND HANDELSKAMMER FULDA<br />
Betr. den öffentl<strong>ich</strong> bestellten und<br />
vereidigten Sachverständigen der<br />
Industrie- und Handelskammer Fulda<br />
für Schäden an Gebäuden Dipl.-Ing. R.<br />
Sehr geehrter Herr Präsident,<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die Firma ..... Estr<strong>ich</strong>arbeiten überre<strong>ich</strong>t<br />
mir das Schiedsgutachten, ausgearbeitet<br />
durch Herrn Dipl -Ing. R.<br />
vom 03.08.2004, Gutachten Nr.<br />
04097a, mit der Beauftragung, das<br />
<strong>vor</strong>gelegte Gutachten fachtechnisch<br />
zu überprüfen.<br />
Fakt ist, dass aus einem schwimmend<br />
verlegten Zementestr<strong>ich</strong> nach<br />
DIN 18560 Teil 2 Prüfstücke entnommen<br />
worden sind und an diesen Prüfstücken<br />
wurden dann Druckfestigkeitsprüfungen<br />
durchgeführt.<br />
Der von Ihnen für allgemeine Schäden<br />
an Gebäuden vereidigte Sachverständige<br />
kennt offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t die<br />
einschlägige DIN 18560 Teil 2 - Abschnitt<br />
5.1, 5.2.1 und 5.2.3.<br />
Ich beziehe m<strong>ich</strong> dabei auf die Ausgabe<br />
Mai 1992, die hier einschlägig<br />
ist. Dort heißt es in Abschnitt 5.2.3.1:<br />
„Zur Prüfung der Biegezugfestigkeit<br />
sind bei Anydrit-, Magnesia- und Zementestr<strong>ich</strong><br />
mindestens 2 Platten aus<br />
dem Estr<strong>ich</strong> mit einer Trennscheibe<br />
trocken herauszusägen und aus jeder<br />
Platte 3-5 Prüfstreifen von 60 mm<br />
Breite auszuschneiden“. An der Stelle<br />
heißt es: „Ist die Estr<strong>ich</strong>dicke größer<br />
als die Nenndicke, so dürfen die Probekörper<br />
<strong>vor</strong> der Prüfung auf die<br />
Nenndicke abgearbeitet werden.“<br />
Ein Estr<strong>ich</strong> der Festigkeitsklasse<br />
ZE 20 muss im Rahmen der Bestätigungsprüfung<br />
die in der DIN 18560<br />
Teil 2, Tabelle 1, die <strong>ich</strong> nachfolgend<br />
Estr<strong>ich</strong>art<br />
Anhydrit AE 20<br />
Magnesia ME 7 3)<br />
Zement ZE 20<br />
Estr<strong>ich</strong>nenndicke in mm bei<br />
einer Dämmsch<strong>ich</strong>tdicke<br />
db 1)<br />
einkopiere, geforderten Biegezugwerte<br />
erre<strong>ich</strong>en.<br />
Es ist ein krasser Fehler, wenn der<br />
Sachverständige R. eine Druckfestigkeitsprüfung<br />
<strong>vor</strong>nehmen lässt. Bei einem<br />
auf Dämmsch<strong>ich</strong>t, also schwimmend<br />
verlegten Estr<strong>ich</strong>, kommt im<br />
Rahmen der Bestätigungsprüfung<br />
überhaupt keine Druckfestigkeitsprüfung<br />
mehr <strong>vor</strong>.<br />
Anscheinend kennt der von Ihnen<br />
vereidigte Sachverständige auch n<strong>ich</strong>t<br />
den Unterschied zwischen der Güteprüfung<br />
und der Bestätigungsprüfung,<br />
wie das normativ in der DIN 18560<br />
Teil 1, z.B. Tabelle 7, zur Bestätigungsprüfung<br />
Tabelle 1, Teil 2 der<br />
Norm, geregelt ist.<br />
<strong>Wie</strong> Sie aus dem beigefügten Gutachten<br />
des Herrn Sachverständigen<br />
R., Anlage 1, entnehmen können, hat<br />
dieser die Tabelle 7 aus der DIN<br />
18560 Teil 1 für seine Beurteilung zugrunde<br />
gelegt. Fakt ist, dass die Tabelle<br />
7 nur für die Bere<strong>ich</strong>e Eignungsprüfung<br />
und Güteprüfung gilt. Bereits<br />
bei logischer Betrachtung des Sachverhaltes<br />
hätte der Sachverständige R.<br />
erkennen müssen, dass die Anforderungen<br />
für den Bere<strong>ich</strong> der Güteprüfung<br />
auf gar keinen Fall für den Bere<strong>ich</strong><br />
der Bestätigungsprüfung gelten,<br />
selbst wenn man einmal unterstellt, er<br />
hätte auf eine Druckfestigkeitsprüfung<br />
abstellen können. Eine Druckfestigkeitsprüfung<br />
findet im Rahmen der<br />
Bestätigungsprüfung bei eingebauten<br />
Estr<strong>ich</strong>en nur statt bei einem Verbundestr<strong>ich</strong>,<br />
dicker verlegt als 40 mm.<br />
Biegezugfestigkeit<br />
ß BZ in N/mm 2<br />
bis 30 mm über 30 mm kleinster<br />
Einzelwert Mittelwert<br />
Bestätigungsprüfung<br />
Eindringtiefe (Härte)<br />
in mm<br />
bei<br />
(22±1) °C<br />
bei<br />
(40±1) °C<br />
≥ 35 2) ≥40 2) ≥ 2,0 ≥ 2,5 - -<br />
Gussasphalt GE 10 < 20 ≥ 20 - - ≤ 1,0 ≤ 4,0<br />
1) Die Zusammendrückbarkeit der Dämmstoffe unter Belastung darf n<strong>ich</strong>t mehr als 10 mm, bei<br />
Gussasphaltestr<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr als 5 mm betragen. Bei einer Zusammendrückbarkeit über 5 mm ist<br />
die Estr<strong>ich</strong>nenndicke zu erhöhen.<br />
2 ) Unter Stein- und keramischen Belägen muss die Estr<strong>ich</strong>nenndicke mindestens 45 mm betragen.<br />
3) Die Oberflächenhärte bei Steinholzestr<strong>ich</strong>en muss mindestens 30 N/mm 2 betragen.<br />
Die Güteprüfung wird anhand von<br />
hergestellten Prismen in der Abmessung<br />
4 x 4 x 16 cm durchgeführt, und<br />
zwar frühestens im Alter von 28 Tagen<br />
nach dem Herstellen des Mörtels.<br />
Ein Estr<strong>ich</strong> der Festigkeitsklasse ZE<br />
20 müsste im Rahmen der Güteprüfung<br />
eine mittlere Druckfestigkeit von<br />
≥ 25 N/mm 2 und als kleinsten Einzelwert<br />
≥ 20 N/mm 2 erre<strong>ich</strong>en. Wenn im<br />
<strong>vor</strong>liegenden Fall ein Verbundestr<strong>ich</strong><br />
dicker als 40 mm <strong>vor</strong>handen gewesen<br />
wäre, dann wäre es erforderl<strong>ich</strong> gewesen,<br />
die DIN 18560 Teil 3 zu beachten<br />
mit der Folge, dass von den Güteprüfungsanforderungen<br />
im Rahmen der<br />
Bestätigungsprüfung nur noch 70 %<br />
erforderl<strong>ich</strong> sind.<br />
Güteprüfungsanforderung<br />
25 N/mm 2 x 0,70 = 17,5 N/mm 2<br />
als Mittelwert<br />
20 N/mm 2 x 0,70 = 14 N/mm 2<br />
als kleinster Einzelwert.<br />
Ich mache aber noch einmal deutl<strong>ich</strong>,<br />
dass es im <strong>vor</strong>liegenden Fall um<br />
die Beurteilung eines schwimmend<br />
verlegten Estr<strong>ich</strong>s geht, wo überhaupt<br />
keine Anforderungen für die Druckfestigkeitswerte<br />
im Rahmen der Bestätigungsprüfung<br />
festgelegt sind.<br />
Ein Estr<strong>ich</strong> der Festigkeitsklasse<br />
ZE 30 müsste bei einer Verlegung als<br />
Verbundestr<strong>ich</strong>, dicker als 40 mm verlegt,<br />
eine Druckfestigkeit im Rahmen<br />
der Bestätigungsprüfung erre<strong>ich</strong>en.<br />
35 N/mm 2 x 0,70 = 24,5 N/mm 2<br />
30 N/mm 2 x 0,70 = 21 N/mm 2<br />
Wenn Herr Dipl.-Ing. R. unter “Zusammenfassung”<br />
schreibt:<br />
“Es liegt eindeutig kein Estr<strong>ich</strong> der<br />
Festigkeitsklasse ZE 30 <strong>vor</strong>, die<br />
Druckfestigkeiten liegen unter den<br />
Werten eines ZE 20“ dann ist das<br />
nachvollziehbar unsinnig, was Herr R.<br />
feststellt. Eine normengemäße Prüfung<br />
wurde bekanntermaßen überhaupt<br />
n<strong>ich</strong>t durchgeführt. Folgl<strong>ich</strong> ist<br />
jede Schlussfolgerung des Herrn R.<br />
unqualifiziert.<br />
Normativ ist n<strong>ich</strong>t festgelegt, welche<br />
Biegezugfestigkeit bei der Festigkeitsklasse<br />
ZE 30 bei einem auf<br />
Dämmsch<strong>ich</strong>t verlegten Estr<strong>ich</strong> im<br />
Rahmen der Bestätigungsprüfung erre<strong>ich</strong>t<br />
werden müsste. Man kann deshalb<br />
das Ganze nur in Anlehnung an<br />
die DIN 18560 Teil 2 bewerten mit<br />
der Maßgabe, dass man für die festgelegte<br />
Festigkeitsklasse ZE 20 die gle<strong>ich</strong>e<br />
Abminderung <strong>vor</strong>nimmt wie für<br />
die Festigkeitsklasse ZE 30.<br />
Gemäß DIN 18560 Teil 1, Tabelle<br />
7, muss ein Estr<strong>ich</strong> der Festigkeitsklasse<br />
ZE 30 im Rahmen der Güteprüfung<br />
eine Bigezugfestigkeit ≥ 5 N/<br />
mm 2 erre<strong>ich</strong>en. Für die Bestätigungsprüfung<br />
gilt folgende Abminderung:<br />
5 Nmm 2 x 0,625 = 3,1 N/mm 2<br />
als Mittelwert<br />
5 N/mm 2 x 0,50 = 2,5 N/mm 2<br />
als kleinster Einzelwert<br />
Technische Sachverständige stellen<br />
den Ist-Zustand fest und vergle<strong>ich</strong>en<br />
diesen gegebenenfalls mit dem Soll-<br />
Zustand. Es kann n<strong>ich</strong>t die Aufgaben<br />
eines technischen Sachverständigen<br />
sein, eine Mitverursachung der einen<br />
oder anderen Seite zuzuschieben. Das<br />
ist eine rechtl<strong>ich</strong>e Angelegenheit. Im<br />
Übrigen ist das technische Gutachten<br />
des Herrn R. in der Sache haltlos. Es<br />
gibt ein Spr<strong>ich</strong>wort, das lautet:<br />
“Schuster bleib bei deinen Leisten”,<br />
Diplom-Ingenieure werden auf einem<br />
ganz anderem Gebiet ausgebildet.<br />
Welcher Diplom-Ingenieur wurde in<br />
seinem Studium mit der umfassenden<br />
Estr<strong>ich</strong>technologie konfrontiert?<br />
Ich darf Sie bitten Herrn R. aufzufordern,<br />
dass dieser das fehlerhafte<br />
Gutachten zurückzieht.<br />
Mit <strong>vor</strong>zügl<strong>ich</strong>er Hochachtung<br />
Gerhard Gasser<br />
Kopie zur Kenntnisnahme an die<br />
Handwerkskammer <strong>Wie</strong>sbaden.<br />
SCHREIBEN VOM 28.09.2004 DER INDUSTRIE- UND<br />
HANDELSKAMMER FULDA AN DIE HANDWERKSKAMMER BERLIN<br />
Sehr geehrter Herr D.,<br />
in oben genannter Angelegenheit<br />
übersenden wir Ihnen in der Anlage in<br />
Kopie ein Schreiben des von Ihnen öffentl<strong>ich</strong><br />
bestellten und vereidigten<br />
Sachverständigen Gerhard Gasser zur<br />
gefälligen Kenntnisnahme. In diesem<br />
Schreiben äußert Herr Gasser in aus<br />
unserer S<strong>ich</strong>t unerträgl<strong>ich</strong>er Wortwahl<br />
persönl<strong>ich</strong>e Angriffe gegen einen von<br />
uns öffentl<strong>ich</strong> bestellten und vereidigten<br />
Sachverständigen. Wir sind der Auffassung,<br />
dass es einer guten Tradition<br />
öffentl<strong>ich</strong> bestellter und vereidigter<br />
Sachverständigen entspr<strong>ich</strong>t, etwaige<br />
fachtechnisch auseinander gehenden<br />
Meinungen oder gar Widersprüchl<strong>ich</strong>keiten<br />
auf einer sachl<strong>ich</strong>en Kollegenebene<br />
zu diskutieren und s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t<br />
durch eine entsprechende Wortwahl<br />
zu disqualifizieren. Wir stellen daher<br />
anheim, Ihren Sachverständigen auf<br />
diese Gepflogenheiten hinzuweisen.<br />
Mit freundl<strong>ich</strong>en Grüßen<br />
Industrie- und Handelskammer Fulda<br />
Recht & Fair Play<br />
Geschäftsführer<br />
ESTRICHTECHNIK<br />
& FUSSBODENBAU<br />
124<br />
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