Höffer Rostock Version 14.10.96 - BStU - Bund.de
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Übergewichts" bei Veranstaltungen oppositioneller Gruppen. Ferner sollten die zuständigen<br />
staatlichen Organe einheitlich und abgestimmt gegen "feindliche Personenzusammenschlüs-<br />
se" vorgehen. 16<br />
Die verstärkte Krise strahlte auch auf die BV <strong>Rostock</strong> aus. Wie MfS-Mitarbeiter über die<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Kommunalwahlen o<strong>de</strong>r die beginnen<strong>de</strong> Massenflucht im Sommer dachten, ist<br />
<strong>de</strong>m Material zwar nicht zu entnehmen. Aber Anzeichen für die allmähliche Zuspitzung ver-<br />
merkten die Stasi-Offiziere sehr wohl. So notierte ein Referatsleiter <strong>de</strong>r Abteilung XX am<br />
12. Juni: "Situation muß begriffen wer<strong>de</strong>n, Feind gibt keine Ruhe, wo bleibt die pol[itische]<br />
Verantwortung. Mit je<strong>de</strong>m Genossen individuell auseinan<strong>de</strong>rsetzen, helfen [...], konkret mit<br />
MfS-typ[ischen] Arbeitsweisen beschäftigen, keine Beschäftigungstheorie 17 ." 18 In <strong>de</strong>r<br />
Bezirksverwaltung <strong>Rostock</strong> <strong>de</strong>s MfS gab es <strong>de</strong>mnach hinsichtlich einer "feindorientierten<br />
Arbeit in einigen Kollektiven" 19 schon erste "Aufweichungserscheinungen" o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
Unklarheiten. So ging die Staatssicherheit keineswegs voll gerüstet in eine Zeit, in <strong>de</strong>r nach<br />
Einschätzung führen<strong>de</strong>r Offiziere <strong>de</strong>r Abteilung XX die oppositionelle Tätigkeit auch in<br />
<strong>Rostock</strong> ein nie gekanntes Ausmaß annahm und <strong>de</strong>r "Feind" zum "ernsthaften Angriff auf die<br />
Existenz <strong>de</strong>r DDR" angetreten war. 20 Von einem festgefügten, bedingungslos kampfbereiten<br />
"Schild und Schwert <strong>de</strong>r Partei" konnte nicht mehr die Re<strong>de</strong> sein.<br />
2 "Herbstproteste" und Staatssicherheit in <strong>Rostock</strong><br />
In diesem Abschnitt soll ein Blick auf die Zeit geworfen wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Bürgerprotest<br />
auch im Ostseebezirk <strong>de</strong>r DDR formierte und schließlich ein <strong>de</strong>rartiges Ausmaß annahm, daß<br />
die alten Machtstrukturen zusammenbrachen und neue Wege gebahnt wur<strong>de</strong>n. Es ist <strong>de</strong>r<br />
Frage nachzugehen, wie die BV <strong>Rostock</strong> darauf reagierte. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um jene<br />
Wochen, in <strong>de</strong>nen die eigentliche Entscheidung fiel, so daß im östlichen Teil Deutschlands<br />
überhaupt gesellschaftliche Verän<strong>de</strong>rungen beginnen konnten.<br />
Die revolutionäre Dynamik <strong>de</strong>s Bürgerprotestes im Ostseebezirk entfaltete sich in drei<br />
Etappen.<br />
16 Vgl. Parteiinformation 58/89; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>, Ordner Parteiinformation 1989 (unerschlossenes<br />
Material); Übersicht eingeleiteter Ermittlungsverfahren 1978–1989; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>, Rep. 3, 6.<br />
17 Gemeint ist: Beschäftigungstherapie.<br />
18 Vgl. anonym, Mitschrift von RLB Abt. XX vom 12.6.1989; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>, 268 (unerschlossenes<br />
Material).<br />
19 Vgl. anonym, Mitschrift von RLB Abt. XX vom 19.8.1989; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>, 268 (unerschlossenes<br />
Material).<br />
20 Vgl. anonym, Mitschrift von RLB Abt. XX vom 25.9.1989; <strong>BStU</strong>, ASt <strong>Rostock</strong>, 268 (unerschlossenes<br />
Material).