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Höffer Rostock Version 14.10.96 - BStU - Bund.de

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lösten die Besetzung <strong>de</strong>r Stasi-Bezirkszentrale und einiger Kreisämter wie in Greifswald<br />

durch mutige und unbewaffnete Bürger am 4./5. Dezember aus. Damit war auch im Bezirk<br />

<strong>Rostock</strong> die Existenz <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes als operativ wirksamer Geheimdienst <strong>de</strong>s<br />

Staates DDR <strong>de</strong> facto been<strong>de</strong>t.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>r BV/BA im Herbst 1989 kann man drei Phasen unterschei<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r ersten Phase, von En<strong>de</strong> September bis Mitte Oktober, in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r ersten organisatorischen<br />

Zusammenschlüsse und größeren öffentlichen Aktivitäten oppositioneller<br />

Gruppierungen versuchte die Staatssicherheit, diesen Bestrebungen mit <strong>de</strong>n alten Mitteln und<br />

Metho<strong>de</strong>n beizukommen. Gleichzeitig waren auch noch Ten<strong>de</strong>nzen erkennbar, die<br />

Protestbewegung gewaltsam zu unterdrücken. In diese Phase fielen die Ereignisse von<br />

Dres<strong>de</strong>n, Berlin und Leipzig, die letztlich eine Kapitulation <strong>de</strong>r Staatsmacht darstellten und<br />

enorm auf die regionalen Entwicklungen ausstrahlten. 174 Ausgehend von <strong>de</strong>r dortigen grundsätzlichen<br />

Entscheidung, die Konflikte letztlich ohne Gewalt zu lösen, war auch <strong>de</strong>r Spielraum<br />

<strong>de</strong>r <strong>Rostock</strong>er Staatssicherheit entschei<strong>de</strong>nd eingeengt.<br />

Dies zeigte sich sehr <strong>de</strong>utlich in <strong>de</strong>r zweiten und dritten Phase. Die BV bzw. das BA wur<strong>de</strong><br />

immer stärker in eine passive, lediglich registrieren<strong>de</strong> Rolle gedrängt. Wirkliche<br />

Möglichkeiten zu aktiver "Lagebeherrschung" besaß <strong>de</strong>r Geheimdienst nicht mehr. Parallel zu<br />

<strong>de</strong>n weiterhin genutzten alten Mitteln und Metho<strong>de</strong>n versuchte man nun, sich äußerlich auf<br />

die neuen Verhältnisse einzustellen und begrenzte Verän<strong>de</strong>rungen zu inszenieren. Inhaltlich<br />

zeichneten sich aber im <strong>Rostock</strong>er Staatssicherheitsdienst, trotz einiger weitergehen<strong>de</strong>r<br />

Überlegungen wie jene <strong>de</strong>r Abteilung IX, keine einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen ab, die <strong>de</strong>n<br />

Namen "Reform" verdienen wür<strong>de</strong>n. Statt <strong>de</strong>ssen entwickelten <strong>Rostock</strong>er MfS/AfNS-<br />

Offiziere Strategien und Konzepte, wie geheimdienstliche Tätigkeit zum Beispiel unter <strong>de</strong>m<br />

Deckmantel ziviler Wirtschaftsunternehmen fortgesetzt wer<strong>de</strong>n sollte. Dieses Vorhaben ist<br />

wohl <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlichste Beweis für das Fehlen wirklicher Einsicht seitens <strong>de</strong>r <strong>Rostock</strong>er<br />

Staatssicherheit. Die öffentlich mehrfach beteuerte Unterstützung von Reformen stellte zumin<strong>de</strong>st<br />

für die <strong>Rostock</strong>er MfS/AfNS-Führung letztlich nichts weiter als ein wertloses<br />

Lippenbekenntnis und versuchte Scha<strong>de</strong>nsbegrenzung dar. Die eher kümmerliche Öffentlichkeitsarbeit<br />

und vor allem die massive Aktenvernichtung fügen sich in das Gesamtbild ein.<br />

Wen<strong>de</strong>n wir uns abschließend <strong>de</strong>r oft gestellten Frage zu, warum das MfS/AfNS die Wen<strong>de</strong><br />

nicht verhin<strong>de</strong>rt hat? Autoren wie Karl Wilhelm Fricke o<strong>de</strong>r Walter Süß legten dazu schon<br />

<strong>de</strong>taillierte Analysen vor. Während Fricke die Ohnmacht <strong>de</strong>r SED-Führung als Hauptgrund<br />

anführt, beschreibt Süß die Motivlage konkreter. 175 Von diesen Ergebnissen ausgehend und<br />

174 Vgl. Süß: Entmachtung, S. 8.<br />

175 Vgl. Karl Wilhem Fricke: MfS intern. Macht, Strukturen, Auflösung <strong>de</strong>r DDR-Staatssicherheit, Köln<br />

1991, S. 74; Vgl. Süß: Entmachtung, S. 4.

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