Höffer Rostock Version 14.10.96 - BStU - Bund.de
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arbeiten und die belasten<strong>de</strong>n Zeugnisse eigener Mitschuld an <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />
Deformation zu beseitigen. Als ein Katalysator <strong>de</strong>r Emotionen – zugleich eine <strong>Rostock</strong>er<br />
Beson<strong>de</strong>rheit – wirkte die gera<strong>de</strong> in diesen Tagen erlangte Erkenntnis, daß <strong>de</strong>r<br />
Staatssicherheitsdienst bis zum Schluß am Geschäft mit <strong>de</strong>m Tod beteiligt war und große<br />
Mengen an Waffen jahrelang vor <strong>de</strong>r "eigenen Haustür" lagerten. Und das alles nicht wegen<br />
"internationalistischer Hilfe", son<strong>de</strong>rn aus Gier nach Devisen, die am allerwenigsten <strong>de</strong>r<br />
DDR-Bevölkerung zugute kamen. Neben <strong>de</strong>r großen allgemeinen Unzufrie<strong>de</strong>nheit führte auch<br />
das emotionale Erlebnis um <strong>de</strong>n IMES-Waffenhan<strong>de</strong>l zu <strong>de</strong>r erneuten Zuspitzung <strong>de</strong>r<br />
Situation in <strong>Rostock</strong> En<strong>de</strong> November/Anfang Dezember 1989. Die protestieren<strong>de</strong>n Bürger<br />
blieben nun nicht mehr vor <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r alten Macht stehen, son<strong>de</strong>rn suchten in diesem<br />
Präze<strong>de</strong>nzfall eine Lösung. Dabei setzte man nach wie vor nicht auf Gewalt, son<strong>de</strong>rn forcierte<br />
die Entscheidung neben <strong>de</strong>m Druck von <strong>de</strong>r Straße zunächst mit juristischen Mitteln. Als<br />
auch die Strafanzeigen gegen führen<strong>de</strong> MfS/AfNS-Vertreter <strong>de</strong>s Bezirkes nicht fruchteten,<br />
nahmen die For<strong>de</strong>rungen nach Kontrolle und Beseitigung <strong>de</strong>s gesamten<br />
Geheimdienstapparates zu. Die Bewegung kulminierte in <strong>de</strong>n Ereignissen vom 2. bis 5.<br />
Dezember, als mutige Bürger auch im Ostseebezirk <strong>de</strong>n einstmals so gefürchteten<br />
Staatssicherheitsdienst matt setzten. Das Schicksal <strong>de</strong>s Amtes für Nationale Sicherheit war<br />
damit im Bezirk <strong>Rostock</strong> besiegelt.<br />
3 Innenansichten<br />
Während im letzten Kapitel die Mittel und Metho<strong>de</strong>n beleuchtet wur<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />
<strong>Rostock</strong>er Staatssicherheitsdienst <strong>de</strong>n "äußeren" Ereignissen und Entwicklungen gegenübertrat,<br />
sollen nun die "inneren" Prozesse untersucht wer<strong>de</strong>n. Es geht darum, ob und wie die BV<br />
bzw. das BA versuchte, sich personell, strukturell und aufgabenmäßig auf die neue Lage einzustellen.<br />
Letzlich ist zu fragen, in welchem Maße die Situation im Bezirksamt selbst dazu<br />
beigetragen hat, daß <strong>de</strong>r Staatssicherheitsdienst <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l nicht mit letzter Konsequenz zu<br />
verhin<strong>de</strong>rn suchte.<br />
3.1 Von Lähmung bis Entschlossenheit – zum "inneren" Zustand <strong>de</strong>s<br />
<strong>Rostock</strong>er Staatssicherheitsdienstes im Herbst 1989<br />
Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Ausführungen soll <strong>de</strong>r psychische Zustand <strong>de</strong>r Angehörigen<br />
<strong>de</strong>r <strong>Rostock</strong>er Bezirkszentrale im Herbst 1989 stehen. Es geht um die Frage, wie die<br />
MfS/AfNS-Mitarbeiter <strong>de</strong>n Zusammenbruch ihrer bisherigen Werte, ihrer Denk- und<br />
Verhaltensmuster verarbeiteten. Der Unabhängige Untersuchungsausschuß sowie Ammer und