Höffer Rostock Version 14.10.96 - BStU - Bund.de
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Am Sonnabend, <strong>de</strong>m 28. Oktober, <strong>de</strong>monstrieren ca. 10.000 <strong>Rostock</strong>er für gesellschaft-<br />
liche Verän<strong>de</strong>rungen; im Anschluß daran kommt es auf <strong>de</strong>m Ernst-Thälmann-Platz zu<br />
einer "Diskussion" zwischen Tausen<strong>de</strong>n Bürgern und Oberbürgermeister Schleiff.<br />
Das <strong>Rostock</strong>er Neue Forum veröffentlicht am 30. Oktober ein programmatisches<br />
Diskussionspapier "Was ist und was will das Neue Forum?".<br />
Am Donnerstag, <strong>de</strong>m 2. November, treffen sich in Vorbereitung <strong>de</strong>r abendlichen<br />
Ereignisse erneut führen<strong>de</strong> Vertreter <strong>de</strong>s Neuen Forums und hochrangige Funktionäre<br />
<strong>de</strong>r SED und <strong>de</strong>s Staatsapparates; erstmals nimmt ein hoher MfS-Vertreter, <strong>de</strong>r 1. Stell-<br />
vertreter <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r BV, Oberst Amthor, teil; damit akzeptiert auch die BV halbof-<br />
fiziell die zu erwarten<strong>de</strong>n Proteste.<br />
Die abendlichen Gebetsandachten und die anschließen<strong>de</strong> Demonstration vereinen<br />
40.000 Bürger aus <strong>Rostock</strong> und Umgebung, die auf <strong>de</strong>r Straße vor allem ihren Unmut<br />
über die unbefriedigen<strong>de</strong>n Ergebnisse <strong>de</strong>r Dialogversuche ausdrücken.<br />
Wie in <strong>de</strong>r gesamten DDR wird auch in <strong>Rostock</strong> <strong>de</strong>r 4. November zu einem Höhepunkt<br />
<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsbestrebungen; in <strong>de</strong>r Bezirksstadt gehen 30.000 Menschen auf die<br />
Straße; zuvor hatte <strong>de</strong>r Bezirkschef <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes, Mittag, in einem<br />
Interview mit <strong>de</strong>m SED-Parteiblatt "Ostsee-Zeitung" die Beibehaltung friedlicher<br />
Formen <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung zugesichert und selbst von <strong>de</strong>n Demonstranten gefor<strong>de</strong>rt.<br />
Am 5. bzw. 6. November ist die Sport- und Kongreßhalle <strong>Rostock</strong> Ort großer Veranstaltungen;<br />
in einer öffentlichen, außeror<strong>de</strong>ntlichen Stadtverordnetenversammlung unterstützen<br />
die Abgeordneten erstmals partiell Reformfor<strong>de</strong>rungen; damit wird auch für <strong>de</strong>n<br />
<strong>Rostock</strong>er Staatssicherheitsdienst <strong>de</strong>r Handlungsspielraum weiter eingeengt.<br />
Der 9. November stellt für die Bezirksstadt einen Kulminationspunkt dar; am frühen<br />
Abend fin<strong>de</strong>t eine SED-Kundgebung auf <strong>de</strong>m Karl-Marx-Platz statt, die als Gegengewicht<br />
zu <strong>de</strong>r erwarteten "Donnerstags-Demo" und als "Manifestation für die<br />
Erneuerung <strong>de</strong>s Sozialismus" durch die örtlichen SED-Leitungen gedacht ist; an ihr<br />
nehmen ca. 6.000 Menschen teil. Die Parteibasis verän<strong>de</strong>rt jedoch <strong>de</strong>n Charakter dieser<br />
Veranstaltung und übt harte Kritik an <strong>de</strong>n SED-Funktionären; kurz nach <strong>de</strong>r<br />
Kundgebung versammeln sich erneut mehr als 40.000 Menschen im Anschluß an die<br />
Gebetsandachten zur Demonstration durch die Innenstadt; dabei versuchen nicht ein<strong>de</strong>utig<br />
zuzuordnen<strong>de</strong> Kräfte, in bislang unbekanntem Maße gewaltsame Übergriffe vor<br />
allem auf die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit zu initiieren; die Gefahr einer gewaltsamen<br />
Konfrontation und Eskalation ist wesentlich größer als bei <strong>de</strong>n letzten<br />
Demonstrationen.