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SEITE 56 Ein Wiedersehen mit vielen guten Bekannten Von Sebastian Lucas Dreieinhalb Wochen vor dem Saisonstart gegen Bergischer HC (7. September) wollen die Handballer des TBV Lemgo die Anhänger auf die neue Serie einstimmen. Beim Jahrhundertturnier am 13./14. August. Lemgo. Am nächsten Wochenende dürfen sich die Anhänger auf Spitzenhandball in der Lemgoer Lipperlandhalle freuen. Mit dem THW Kiel, Monpellier HB und MKB Veszprém haben sich die Lemgoer drei internationale Topteams eingeladen. Wir stellen die Mannschaft en vor und nennen die Eckdaten. THW Kiel: Das Aushängeschild des deutschen Handballs ist 16-maliger Deutscher Meister, 6-maliger Deutscher Pokalsieger, 3-maliger EHF-Cup-Sieger und 2-maligerChampions-League-Sieger. Zu den Stars zählen neben dem ehemaligen TBV-Rückraum-Ass Filip Jicha (wechselte 2007), Th ierry Omeyer und Daniel Narcisse. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Daniel Kubes. Das Abwehr-Ass, das – wie Jicha – bereits über 100 Länderspiele für Tschechien bestritten hat, verließ den TBV 2010. Montpellier HB: 12 Mal Meister, 10 Mal Pokalsieger – das Team um Superstar Nikola Karabatic gibt in Frankreich den Ton an. 2003 gewann es die Champions-League. Weitere Topspieler sind unter anderem Vid Kavticnik und Wissem Hmam. MKB Veszprém: Wer an Handball in Ungarn denkt, der denkt an Veszprém. Jeweils 15 Mal Meister und Pokalsieger wurde der Klub. Zudem holten die Handballer zweimal den Europapokalsieger 100 Jahre TBV Lemgo LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 181, SAMSTAG/SONNTAG, 6./7. AUGUST 2011 Das Jahrhundert-Turnier ist der handballerische Höhepunkt des Jubiläums Ein Blickfang: Mit zahlreichen Riesenplakaten wirbt der TBV in ganz Ostwestfalen für sein Jahrhundert-Turnier. FOTO: PRIVAT der Pokalsieger. Die bekanntesten Namen sind Ferenc Ilyés, der aus Veszprém gekommen war und vor dieser Saison dorthin vom TBV zurückkehrte, sowie Renato Sulic und Dejan Peric. Auf der Bank sitzt mit Lajos Mocsai ebenfalls ein alter Bekannter. Der Vater von Tamas Mocsai coachte früher die TBV-Mannschaft . Der Modus: Jedes Team bestreitet zwei Spiele, am Samstag stehen die Halbfi nals auf dem Programm, am Sonntag die Finalspiele. Das Rahmenprogramm: Bei einem 20-minütigen Einlagespiel am Samstag stehen die „Oldstars“ auf dem Feld. Dabei sind unter anderem Daniel Stephan, Jörg Harke, Lutz Grosser, die Ramota-Brüder und Diethard von Boenigk. Nach dem Halbfi nals steigt die große „After-Show-Party“. Am Sonntag präsentieren sich vor den Endspielen die Youngsters, die in die 3. Liga aufgestiegen sind und gegen den holländischen Erstligisten Eurotech Bevo HC antreten. Karten zwischen 7 und 35 Euro (Tageskarte) sowie 13 und 65 Euro (Dauerkarte) gibt es in allen LZ-Geschäftsstellen. LZ-Gewinnspiel Für das Jahrhundert- Turnier verlost die LZ siebenmal zwei Karten. Beantwortet werden muss nur folgende Frage: Wie heißt der Ehrenvorsitzende des TBV Lemgo? Ihre Antwort erwarten wir bis Dienstag, 9. August, per Postkarte in unseren LZ-Geschäftsstellen oder per Mail an marketing@lz-online.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. INTERVIEW „Es geht ums Prestige“ Dirk Beuchler vor der Premiere Freut sich aufs Jubi-Turnier: Der neue TBV-Trainer Dirk Beuchler. Lemgo. Seit Mitte Juli bereitet sich Handball-Erstligist TBV Lemgo auf die Saison vor. Beim Jubiläumsturnier (13./14. August) trägt Neu-Coach Dirk Beuchler erstmals vor eigener Kulisse die Verantwortung. Die LZ sprach mit dem Mudrow-Nachfolger. Seit einem jungen Monat stehen Sie beim TBV unter Vertrag. Interessiert Sie überhaupt die Geschichte des Vereins? Dirk Beuchler: Ja, natürlich. Durch meine sportliche Vergangenheit in Nettelstedt habe ich eine gewisse Zeit ja intensiv miterlebt. Ich werde mir auch noch die Ausstellung anschauen, bisher bin ich noch nicht dazu gekommen. Aufgrund der zeitlichen Belastung in der Vorbereitung passte es bisher nicht. Jetzt freuen Sie sich erstmal auf das Turnier am nächsten Wochenende. Beuchler: Klar, der Verein hat international renommierte FOTO: HAGEMANN Klubs eingeladen. Die Anhänger dürfen sich auf vier attraktive Handball-Spiele freuen. Wer ist für Sie die Nummer eins in Europa? Beuchler: Barcelona, es hat die Champions-League gewonnen. Das gilt solange, bis der Nachfolger feststeht. Für mich gibt es zehn bis zwölf sehr, sehr gute Klubs in Europa.Veszprém und Montpellier sind vorne dabei, und auch über den THW Kiel brauchen wir nicht zu reden. Was hat der TBV dem entgegenzusetzen? Beuchler: Wir spielen zuhause und wollen uns top präsentieren. Konkret? Beuchler: Wir werden alles versuchen, um am Sonntag im Finale zu stehen. In jedem Duell geht es auch um viel Prestige. Das Interview führte LZ-Redakteur Sebastian Lucas. 38940901_800111
VONANNEKE QUASDORF Derrote Teppich vordemFestspielhaus in Bayreuth ist nicht lang. Lediglich 20 Meter haben die reichen und schönen Wagner-Fans zum Schaulaufen zur Verfügung. Entsprechend langsam schreitet die Prominenz – schließlich ist die persönliche Inszenierung auf dem Grünen Hügel mindestens ebenso wichtig wie die musikalische. Fotografen und Zaungästen bleibt genug Zeit, die illustre Schar in Blitzlichtgewitter und bewunderndem Applaus zu baden – und dabei genüsslich nach jeder noch so kleinen Schwachstelle zu suchen, seien es Modesünden oderzusätzliche Pfunde. Und so kann der Schauschnell zum Spießrutenlauf werden. Vor allem eine hat das immergehasst:DennwannimmerKatharina Friederike Wagner über den roten Teppich schritt, schaute jeder besonders scharf hin. Und da ist ja auch viel zu gucken: Über 1,80 Meter groß, mit wallender blonderMähne undausladendemDekolleté ist die Hausherrin unbestreitbar eine Erscheinung. Schon als Teenager habe sie das Gegaffe gestört, offenbarte sie einmal in einem Interview. „Wissen Sie, wie das ist, mit 16 zur Festspieleröffnung auf dem roten Teppich zu stehen?“ Vielleicht hat die große Abneigung damit zu tun, dass anschließend diese Wortspiele durch die Presse gingen, immer vielfältig, mitunter kreativ, meist gemein. „Die Bayreuth-Barbie“ ist eins davon, „die Bayreuth-Hilton“ in Anspielung auf Hotel-Erbin Paris, zuletzt immer wieder gern „die Walküre“. Der rote Teppich kann allerdings nichts für das immense öffentliche Interesse. Schuld daran ist vor allem das kleine Wörtchen „von“. Es begleitet die Nachfahrin des großen Meisters seit dem Tag ihrer Geburt und spinnt sie ein in einen Kokon aus so vielen Rollen,IdentitätenundErwartungen, dass es unmöglich scheint, zu sagen, was die Persondarin ausmacht. So ist Katharina nun mal zuallererst Urenkelin von einem derbedeutendsten Komponisten Europas. Sie ist aber auch die Enkelin von Winifred Wagner, jener Schwiegertochter des Genies, die mit ihrer glühenden Begeisterung für den Nationalsozialismus die BayreutherFestspiele zur NS-Kultstätte erniedrigte. Und sie ist die Tochter von Wolfgang Wagner, jenem Patriarchen, dem es von der Nachkriegszeit bis ins 21. Jahrhundert gelang, die Traditionsveranstaltung aus dem braunen Sumpf auf den Grünen Hügel zurückzuholen – wenn auch stark lädiert. Sie ist die Nichte von Wieland Wagner, dessen Erben bis heute erbittert und öffentlich um ihre Geltung im Festspielhaus kämpfen. Und sie ist die Tochter von Gudrun Wagner, jener zweiten Frau PORTRÄT Katharina Wagner DieHerrindesHügels Hineingeboren in eine der bedeutungsschwersten Dynastien Deutschlands hätte die Urenkelin Richard Wagners vor ihrem schweren Erbe flüchten können.Doch Drückebergertum ist nicht so ihr Ding. » Wichtige Stationen 1996: Die 18-Jährige arbeitet das erste Mal als Regieassistentin beiden Festspielen mit. 2002:Wagner inszeniertihre erste eigene Oper, „Der fliegendeHolländer“, am Mainfranken-Theater Würzburg. 2007: Die Regisseurin öffnet erstmals Proben in Bayreuth für Journalisten. 2008: Wagner initiiert die erste Open-Air-Oper in Bayreuth, um auch jenen das Erlebnis zu ermöglichen, die keineKarte bekommen haben. Samstag/Sonntag, 6./7. August 2011 31. Woche Nr. 181 12876401_800110 18111701_800110 FOTO: DPA Wolfgangs, die sich mit ihrem absoluten und rigiden Regiment auf dem Grünen Hügel mit dem gesamten Wagner- Clan verfeindete. Andererseits ist es genau dieser Kokon aus Fremdbestimmungen, der Rückschlüsse über Katharina Wagner ermöglicht. Denn wer angesichts der Erwartungen, die diese Vorfahren, diese Vergangenheit und dieses Imperium mit sich bringen, nicht die Kurve kratzt, sondern die Offensive sucht und sich daranmacht, das Kreuz zu tragen, der verfügt über Selbstbewusstsein. Mut. Geltungsbedürfnis. Und eine gewisse Unerschrockenheit. Mit dem Studienfach„Theaterwissenschaften“ wählt Wagner nach dem Abitur nicht nur ihren Beruf, sondern auch die Maxime ihres künftigen Lebens: Erwartetwird vonihralles.Recht machenkann sie es keinem. Schlagartig rückt sie noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit: Alle warten darauf, dass die Kronprinzessin vom Grünen Hügel über ihre Schleppe stolpert, es wird gehetzt, wenn Wagner dank ihres Namens Aufträge erhält, von denen andere nur träumen können, und gehöhnt, wenn der Applaus trotz des Namens ausbleibt. Vor allem die Haus-Fans, die ebenso treuen wie kompromisslosen Wagnerianer, gewissermaßen die Ultras der Opernszene, bauen auf die Erbin, erwarten sich Loyalität zum Urgroßvater, die sich, bitte schön, auf der Bühne zu zeigen hat. Den Gefallen tut die Erbin ihnen allerdings nicht. Gleich ihre erste Inszenierung, Urgroßvaters„FliegenderHolländer“ am Mainfranken-Theater Würzburg, spickt sie bis oben hin mit Stilbrüchen und macht so ein für alle Mal klar: Das Töchterchen ist vielleicht in Papas Fußstapfen getreten – ihre eigenen Abdrücke wird sie trotzdem hinterlassen. „Man darf nie überlegen, was dem Publikum gefallen könnte“, hat siemal gesagt. Dieser Strategie ist Katharina Wagner bis heute treu geblieben. Nicht zuletzt sie selbst ist ein einziger Stilbruch: Mögen die Haare auch lang und blond sein und der Vorstellung von einer Isolde, Elsa oder Brünhilde entsprechen – spätestens wenn die Kettenraucherin sich eine Zigarette zwischen die mit krallenartigen, künstlichen Fingernägeln bewehrten Finger klemmt und ihre tiefe Reibeisenstimme den Raum erfüllt ist es vorbei mitderlei Assoziationen. Vieleihrer Weggefährten werfen ihr vor, sie sei zu selbstbewusst, gewöhnt daran, dass gilt, was sie sagt. Tatsächlich sucht man Zweifel, Unsicherheit in ihren öffentlichen Auftritten vergebens. Vielleicht darf man beides aber auch nicht zeigen, als jüngste Festspielleiterin in der Geschichte des Wagner-Clans. Mit gerade mal 30 Jahren entscheidet sie sich 2008 endgültig für ein Leben im Gegenwind. Da ist ihreMutter, der die Rolle eigentlich zugedacht war, plötzlich verstorben. Nun muss die Tochter die ganze Bürde der Dynastie tragen, Konflikte lösen und Wogen glätten, an deren Entstehung sie kaum Anteil hatte. Sei es die Annäherung an ihre über 30 Jahre ältere Halbschwester Eva Pasquier, mit der sie sich die Festspiel-Spitze teilt und mit der sie bis 2008 nicht einmal gesprochen hat. Sei es die drohende Bestreikung der aktuellen Spielzeit, weildieMitarbeiter nachjahrelanger Ausbeutung durch WolfgangWagner plötzlich einen Tarifvertrag forderten. Sei esder SpagatzwischenModer- SchwierigeFamilie:KatharinaWagnermitVaterWolfgangund HalbschwesterEvaWagner-Pasquier(v.l.,hintenDirigentChristianThielemann). FOTO: DPA nisierung und dem Bewahren der Traditionen. Alles unter den Argusaugen der Öffentlichkeit und dem Verlust dreier geliebter Menschen: Nach dem Tod der Mutter 2007 erleidet ihr bester Freund, der Bayreuth-Anwalt Stefan Müller, 2008 einen Herzinfarkt. 2010stirbt der Vater. Da braucht auch eine Katharina Wagner ein dickes Fell. Und das hat sie sich zugelegt: Mindestens 20 Kilo nahm sie in den vergangenen drei Jahren zu. Ob es sich bei den Polstern um Kummerspeck handelte oder ob sie mehr Substanz brauchte, um die Last der Verantwortung tragen zu können, weiß nur sie. Dass diese Phase aber vorüber ist, bewies sie eindrucksvoll bei der Eröffnung der diesjährigen Festspiele vor zwei Wochen: Fort war die füllige Hügel-Matrone. Stattdessen stand da eine gertenschlanke Frau im raffinierten Kleid, die Augen g mit schwarz geschminkten Augen präsentierte sie sich. Vielleicht eine späte Aussöhnung mit ihrem Feind, dem roten Teppich. Vielleichthat sieaber auch einfach beschlossen, das Leben ein bisschen leichter zu nehmen.
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