Spielzeitheft 2012/2013 - Theater Marburg
Spielzeitheft 2012/2013 - Theater Marburg
Spielzeitheft 2012/2013 - Theater Marburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
»Sind alle Ihre Angelegenheiten geregelt?<br />
Ist noch genug Zeit? Wäre es nicht besser,<br />
55<br />
ANTIGoNE<br />
nach Sophokles (497–405 v. chr.)<br />
übersetzt von einer berühmten Suchmaschine<br />
Wiederaufnahme 28. oktober <strong>2012</strong>, Bühne<br />
Regie: André Rößler<br />
Ausstattung: Simone Steinhorst<br />
Nachkriegs-Theben: Im Kampf der Ödipussöhne Polyneikes und Eteokles um den Thron der Stadt<br />
kamen beide ums Leben. Als neuer Machthaber setzt Kreon auf eine konsequente politische<br />
Botschaft: Er bezieht nachträglich Partei für Eteokles, den Verteidiger der Stadt, während Polyneikes<br />
– zum Feind der Stadt erklärt – unter Androhung der Todesstrafe nicht bestattet werden<br />
darf. Antigone, die Schwester der Gefallenen, setzt sich über das Verbot hinweg.<br />
André Rößler befragt das aktuelle Sinnstiftungspotenzial der Sage: Was geschieht, wenn eine<br />
automatische Übersetzung die lineare Tradition des Textes abkürzt und das Publikum das Konfliktszenario<br />
als Computerspiel gemeinsam neu sichten und mitgestalten kann?<br />
Vor gut 2450 Jahren wurde Sophokles’ Tragödie »Antigone« vermutlich zum ersten Mal aufgeführt. Aber<br />
so wie André Rößler am Hessischen Landestheater hat sie noch niemand gezeigt. […] Rößler ist damit ein<br />
über weite Teile frecher […] umjubelter Geniestreich gelungen. (Oberhessische Presse, 23.01.<strong>2012</strong>)<br />
dER GUTE MENScH VoN SEzUAN<br />
von Bertolt Brecht (1898–1956)<br />
Wiederaufnahme: 16. Januar <strong>2013</strong>, Bühne<br />
Regie: Stephan Suschke<br />
Bühne: Momme Röhrbein<br />
kostüme: Eva constanze Nau<br />
Die Prostituierte Shen Te gelangt durch göttliche Fügung zu einem kleinen Vermögen. Aber<br />
kann sie in einer Welt gut sein, in der alles so teuer ist? Bertolt Brechts Parabel von 1941 hinterfragt<br />
die ethische Realisierbarkeit des Guten sowie die Stellung des Individuums in der kapitalistischen<br />
Gesellschaft. Ist es möglich, zugleich den Geboten der Selbst- als auch der Nächstenliebe,<br />
die die Götter einfordern, gerecht zu werden? »Der gute Mensch von Sezuan« zeigt<br />
einen Altruismus, der Shen Te an die Grenzen der Selbstausbeutung führt und sie zwingt, sich<br />
ein Alter Ego zu erschaffen, das sie vor dem Ruin aus Güte rettet.<br />
Ein großer Einsatz an Technik von Licht- und Toneffekten machte gemeinsam mit vielen zeitgemäßen Regie-Einfällen<br />
und der Teamleistung des überzeugend agierenden Ensembles die Aufführung zu einer interessanten<br />
Lehrstunde, wie man heute Brecht interpretieren und spielen kann. (Waldeckische Landeszeitung,<br />
02.11.2011)