Naturschutz Info 1/2012 - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und ...
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Ökokonto im naturschutzrecht<br />
Dabei werden zwei Fälle unterschieden: Wird bei der<br />
Bodenfunktion „Sonderstandort <strong>für</strong> naturnahe Vegetation“<br />
die Bewertungsklasse 4 (sehr hoch) erreicht, wird die<br />
Bewertung allein auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Funktion vorgenommen.<br />
Ansonsten werden die Bewertungsklassen der<br />
drei anderen Bodenfunktionen (Natürliche Bodenfruchtbarkeit,<br />
Ausgleichskörper im Wasserkreislauf, Filter <strong>und</strong> Puffer<br />
<strong>für</strong> Schadstoffe) betrachtet <strong>und</strong> von diesen das arithmetische<br />
Mittel gebildet.<br />
bewertung von gr<strong>und</strong>wasser<br />
Sofern sich eine Boden- oder Biotopmaßnahme zusätzlich<br />
positiv auf die Gr<strong>und</strong>wassergüte auswirkt, ergibt sich auf<br />
Standorten mit mittlerer bis hoher Wasserdurchlässigkeit<br />
ein zusätzlicher Gewinn an Ökopunkten. Diese liegt je nach<br />
Hydrogeologischer Einheit zwischen 1 <strong>und</strong> 3 ÖP/m².<br />
wiederherstellung natürlicher retentionsflächen<br />
Die Wiederherstellung natürlicher Retentionsflächen ergibt<br />
je Quadratmeter pauschal einen Gewinn von 5 ÖP.<br />
bewertungsbeispiel<br />
Das folgende Beispiel soll verdeutlichen, wie die Bewertung einer<br />
Maßnahme konkret erfolgt. Gegliedert ist das Beispiel in<br />
die Beschreibung der Maßnahme einschließlich Angabe des<br />
Maßnahmenziels,<br />
die Beschreibung des Ausgangszustands,<br />
beschreibung der maßnahme<br />
Für die genehmigende Behörde müssen das naturschutzfachliche Ziel der<br />
Maßnahme <strong>und</strong> die Art der Durchführung so genau beschrieben sein, dass<br />
sie eine Plausibilitätsprüfung durchführen kann.<br />
maßnahmenbeispiel:<br />
Auf einem ehemaligen militärischen Übungsplatz soll zum einen ein asphaltierter<br />
Parkplatz von 1.200 m² Größe beseitigt werden. Vorgesehen ist <strong>für</strong><br />
diese Fläche die Entwicklung des Biotoptyps „Magerrasen basenreicher<br />
Standorte“.<br />
Umgeben ist der Parkplatz bereits von Beständen dieses Biotoptyps, die<br />
jedoch auf kleiner Fläche durch Tritteinfluss <strong>und</strong> auf der übrigen größeren<br />
Fläche infolge von Brachliegen beeinträchtigt sind. Diese beeinträchtigten<br />
Magerrasen sollen auf einer Fläche von 6.800 m² durch Entbuschung (Erstpflege)<br />
<strong>und</strong> Einführung einer standort- <strong>und</strong> biotopgemäßen Beweidung<br />
aufgewertet werden. Entlang eines Feldwegs sollen sich auf 600 m² stark<br />
verbuschtem Magerrasen die dort spontan aufgewachsenen Sträucher<br />
(u. a. Feld-Ahorn, Wolliger Schneeball, Wein-Rose, Schlehe) zu dem Biotoptyp<br />
Feldhecke trockenwarmer Standorte weiter entwickeln können.<br />
ziel der Maßnahme ist die Vergrößerung der Fläche von nicht beeinträchtigten<br />
Magerrasen basenreicher Standorte <strong>und</strong> dadurch die Schaffung<br />
neuer bzw. größerer Bestände gefährdeter <strong>und</strong> wertgebender Arten der<br />
Magerrasen. Diese Arten kommen bereits in angrenzenden, nicht beeinträchtigten<br />
Magerrasenflächen vor. Die Feldhecke soll den Magerrasen<br />
zur ackerbaulich genutzten Feldflur hin abgrenzen <strong>und</strong> die Struktur- <strong>und</strong><br />
Habitatvielfalt des Gebiets erhöhen.<br />
Die gesamte Maßnahmenfläche beträgt 8.600 m².<br />
16 <strong>Naturschutz</strong><strong>Info</strong> 1/<strong>2012</strong><br />
+ 1 Ökopunkt je m²<br />
Obere Meeresmolasse<br />
Oberkeuper <strong>und</strong> oberer Mittelkeuper<br />
Gipskeuper <strong>und</strong> Unterkeuper<br />
Unterer Muschelkalk<br />
Mittlerer <strong>und</strong> Unterer Buntsandstein<br />
Trias ungegliedert<br />
+ 2 Ökopunkte je m²<br />
Quartäre <strong>und</strong> pliozäne Sande <strong>und</strong> Kiese<br />
(Oberrheingraben)<br />
Oberjura (Schwäbische Fazies)<br />
Oberjura (Racuracische Fazies)<br />
Oberer Muschelkalk<br />
+ 3 Ökopunkte je m²<br />
fluvioglaziale Kiese <strong>und</strong> Sande<br />
(Alpenvorland)<br />
jungquartäre Flusskiese <strong>und</strong> Sande<br />
die Beschreibung des Zielzustands sowie<br />
die Bilanzierung.<br />
Jeder dieser Arbeitsschritte wird dabei kurz kommentiert.<br />
fragestellungen bei der plausibilitätskontrolle:<br />
Ist die Beseitigung von Sträuchern <strong>und</strong> Bäumen im Rahmen der Entbuschung<br />
sinnvoll oder handelt es sich bei stark verbuschten Magerrasen<br />
im Gebiet um Mangelbiotope oder Mangelhabitate?<br />
Ist es wahrscheinlich, dass die vorgesehenen Ziele unter Betrachtung<br />
der Standortverhältnisse <strong>und</strong> der Rahmenbedingungen erreicht werden?<br />
Maßnahmenfläche vor der Maßnahmendurchführung<br />
Zusätzlicher Gewinn<br />
an Ökopunkten<br />
abhängig von den<br />
hydrogeologischen<br />
Einheiten<br />
Siegfried Demuth