29.04.2013 Aufrufe

Naturschutz Info 1/2012 - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und ...

Naturschutz Info 1/2012 - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und ...

Naturschutz Info 1/2012 - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

grindenvegetation im<br />

nordschwarzwald – erfahrungen mit<br />

einführung<br />

renaturierungsmaßnahmen im<br />

nsg wilder see–hornisgrinde<br />

Text: Luise Murmann-Kristen<br />

Ein ganz eigener Vegetationstyp ist die Vegetation der<br />

Grinden im Nordschwarzwald. Sie erinnert an die Deckenmoore<br />

der atlantisch geprägten britischen Inseln. Die trockenen<br />

Ausprägungen sind von Heide dominiert, die feuchten<br />

bis nassen zeigen Anklänge an Hochmoorvegetation.<br />

Das ganze Jahr über zieht die vielfältige Landschaft mit<br />

den offenen, von Moorkiefern umgebenen Grindenflächen<br />

Ausflügler <strong>und</strong> Touristen an. Die Flächen sind überwiegend<br />

als <strong>Naturschutz</strong>gebiete (NSG) unter Schutz gestellt <strong>und</strong><br />

gleichzeitig Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes<br />

Natura 2000 im Nordschwarzwald.<br />

Besonders die Feuchtheiden <strong>und</strong> Rasenbinsenmoore sind<br />

durch alte Entwässerungsgräben <strong>und</strong> zunehmend trockene<br />

Frühjahrs- <strong>und</strong> Sommerphasen in ihrem Bestand gefährdet.<br />

Den Wasserhaushalt dieser Standorte zu stützen ist daher<br />

schon seit langem Ziel der <strong>Naturschutz</strong>verwaltung. Zugleich<br />

ist klar, dass Maßnahmen nur nach genauer hydrologischer<br />

Analyse <strong>und</strong> sehr behutsam vorgenommen werden können.<br />

Ein solcher Praxisversuch wurde an einem kleinen Moor im<br />

Rahmen des LIFE-Projektes „Grindenschwarzwald“ durchgeführt.<br />

Vom Monitoring dieser Fläche am Pfälzerkopf liegt<br />

nun erstmals eine Wiederholungsuntersuchung vor.<br />

Auch von der Entwicklung einer Einsaat auf einer Baufläche<br />

in der benachbarten Feuchtheide liegen Monitoring-<br />

Ergebnisse, im Vergleich zu einer spontanen Wiederbegrünung,<br />

vor. Dort war die Grindenvegetation 2005 durch<br />

Neuverlegung einer Pipeline zerstört worden.<br />

wiedervernässung einer moorfläche<br />

am pfälzerkopf<br />

Das Moor liegt auf einem Bergsattel nordöstlich des Ruhesteins,<br />

fast 1.000 m über NN. Der nördliche Moorbereich<br />

ist offen, im südlichen Teil ist es von Moorkiefern bestanden.<br />

Das Ziel der Wiedervernässungsmaßnahmen war die<br />

Anhebung des mooreigenen Wasserstandes. Damit sollten<br />

das Torfwachstum angeregt <strong>und</strong> die Zwergsträucher – vor<br />

allem Heidekraut <strong>und</strong> Heidelbeere – zurückgedrängt werden.<br />

Der Torf des Moores war zu Maßnahmenbeginn bereits<br />

stark zersetzt. Es herrschten daher <strong>für</strong> den Grabeneinstau<br />

eher ungünstige Verhältnisse. Andererseits war durch das<br />

geringe Gefälle ein Anheben des Moorwasserspiegels auf<br />

größerer Fläche mit relativ geringem Aufwand durchführbar.<br />

Im Moor wurden an fünf Stellen Sperren eingebaut, die Sperren<br />

wurden aus Eichenbohlen als Doppelsperren erstellt.<br />

Zur Erfolgskontrolle wurden fünf, jeweils vier Quadrat meter<br />

große Dauerquadrate angelegt <strong>und</strong> vegetationsk<strong>und</strong>lich<br />

aufgenommen. Eine floristische Inventarisierung <strong>und</strong> Strukturerhebungen<br />

im Umfeld der Quadrate ergänzten die Dauerflächenaufnahmen.<br />

Nach dem Einbau der Sperren 2005<br />

wurde 2006 der Zustand der Flächen erstmals erhoben.<br />

Die Vegetation konnte noch als Bunte Torfmoosgesellschaft<br />

(Sphagnetum magellanici) angesprochen werden, jedoch<br />

stark dominiert von der Besenheide (Calluna vulgaris).<br />

Am südlichen <strong>und</strong> westlichen Rand war die Fläche wie erwähnt<br />

locker mit Moorkiefer (Pinus mugo ssp. rot<strong>und</strong>ata)<br />

bestockt. Als Arten der Zielvegetation wurden Scheidiges<br />

Wollgras (Eriophorum vaginatum) <strong>und</strong> Rasenbinse<br />

(Trichophorum germanicum) sowie eine Reihe von <strong>für</strong><br />

Hochmoore charakteristischen Moosarten (u. a. Dicranum<br />

bergeri, Odontoschisma sphagni, Sphagnum magellanicum,<br />

Sphagnum nemoreum) definiert. Im Jahre 2011 wurden die<br />

Aufnahmen zu einer ersten Erfolgskontrolle wiederholt.<br />

Die Anzahl der Arten der Zielvegetation blieb in diesem<br />

Zeitraum unverändert. Die Deckungssumme der Zielvegetation<br />

hatte etwas zugenommen. Störzeiger waren nicht<br />

aufgetreten. Das Heidekraut (Calluna vulgaris) hatte<br />

in den fünf Jahren an Deckung verloren, das Wollgras<br />

(Eriophorum vaginatum) an Häufigkeit zugenommen. Das<br />

Urteil des Gutachters 2011 lautete: „Die vorgenommene<br />

Sperrung der Gräben hat sich bisher günstig auf die Vegetation<br />

<strong>und</strong> die Vorkommen wertgebender Arten ausgewirkt.<br />

Weitere Maßnahmen erscheinen nicht erforderlich.“<br />

wiederherstellung der grindenvegetation<br />

durch heudruschansaat<br />

Durch die Neuverlegung eines Pipeline-Abschnitts an der<br />

Nordseite des Moores ergaben sich offene Rohbodenflächen,<br />

die – da diese im NSG Wilder See–Hornisgrinde<br />

<strong>Naturschutz</strong><strong>Info</strong> 1/<strong>2012</strong> 61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!