Naturschutz Info 1/2012 - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und ...
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kaiserlinde beim kloster adelberg (landkreis göppingen)<br />
Otto Feucht (Bildarchiv LMZ)<br />
Wolfram Grönitz (LUBW-Archiv)<br />
meimsheim (landkreis heilbronn)<br />
Oft werden die weit auskragenden Äste von Linden mit Stangen gestützt,<br />
wie hier auf dem Meimsheimer Lindenplatz vor der 1188 erstmals erwähnten<br />
Martins-Kirche. Ausführlich Auskunft über die „tausendjährige“ Linde, den<br />
Platz <strong>und</strong> seine Geschichte gibt eine <strong>Info</strong>rmationstafel vor Ort: Die Linde hatte<br />
zuletzt einen Stammumfang von 9 Metern (!) bei einem Kronendurchmesser<br />
von 20 Metern. Bis in die 1950er-Jahre war sie beliebtes Wander- <strong>und</strong><br />
Ausflugsziel <strong>für</strong> Vereine <strong>und</strong> Schulklassen (Aufnahme vom Dezember 1951).<br />
Hans Schwenkel (LUBW-Archiv)<br />
Einst säumte eine kurze Reihe von Kaiserlinden – in Erinnerung<br />
an die hier entlang gezogenen Hohenstaufenkaiser –<br />
den Fahrweg vom Dorf Adelberg zum gleichnamigen Kloster.<br />
Das Foto aus dem Jahre 1927 zeigt hiervon „die letzte gegen<br />
das Kloster hin, von den anderen durch die Straße nach<br />
Göppingen getrennt“. Im Rahmen seiner Bildbeschreibung<br />
sinniert Otto Feucht auch über das Alter von Bäumen:<br />
„Keine Frage ist so schwer zu beantworten, wie die nach<br />
dem Alter. […] So kann man nur vergleichen mit anderen<br />
Bäumen, deren Alter bekannt ist“, oder mit gefällten<br />
Bäumen, „deren Stamm noch so weit ges<strong>und</strong> ist, dass die<br />
Jahresringe gezählt werden können. Aber gerade diese<br />
anderen Bäume sind meist nicht so stark, in jedem Falle sind<br />
sie eben „anders“, sie stehen an anderen Orten, in anderer<br />
Umgebung <strong>und</strong> haben ihr eigenes persönliches Leben hinter<br />
sich, sie können also nur ganz ungefähre Anhaltspunkte<br />
geben.“ (FEUCHT 1929, S. 16)<br />
Der Verlust der Kaiserlinde hat den Blick auf Klostermauer<br />
<strong>und</strong> Eingangstor seiner früheren Einzigartigkeit beraubt.<br />
<strong>2012</strong> ist das harmonische Landschaftsbild von einst einer<br />
dreispurigen Straßenkreuzung gewichen. Wo zuvor die<br />
stattliche Kaiserlinde stand, ragt heute ein blecherner Wegweiser<br />
aus der kahlen Wiese. Die Straßenkreuzung in ihrer<br />
ganzen Breite sprengt geradezu das Bild. Im krassen Gegensatz<br />
hierzu bieten sich dem Betrachter nach dem Gang<br />
durch das Tor Bilder von beschaulicher Ruhe. Im inneren<br />
Klosterbereich scheint die Zeit fast stillgestanden zu sein.<br />
In den 1990er-Jahren musste die Linde aus Sicherheitsgründen gefällt<br />
werden. Aber auch heute noch spielt der Meimsheimer Lindenplatz als<br />
Veranstaltungsort eine wichtige Rolle im Dorfleben. Denn ein Trieb der<br />
„tausendjährigen“ Linde ist 2011 zum stattlichen Baum herangewachsen,<br />
weitere Linden wurden gepflanzt. Der Meimsheimer Lindenplatz macht somit<br />
seinem Namen immer noch alle Ehre.<br />
Wolfram Grönitz (LUBW-Archiv)<br />
<strong>Naturschutz</strong><strong>Info</strong> 1/<strong>2012</strong> 65