Naturschutz Info 1/2012 - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und ...
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menschen im naturschutz<br />
1971: ein würfel noch atembare luft – aktion in der innenstadt von bern<br />
Katalogcover zur Retrospektive im Landesgewerbeamt Karlsruhe, gefördert<br />
von den Ministerien <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft Baden-Württemberg (1991)<br />
spektakulär waren auch ihre aktionen: 1971 radelten sie<br />
<strong>und</strong> ihr galerist mit je einem transparenten „würfel noch<br />
atembarer luft“ durch den autoverkehr von bern. 1986 zogen<br />
sie – in anlehnung an den rattenfänger von hameln<br />
– flötend <strong>und</strong> an schnüren dutzende von weggeworfenen<br />
cola-dosen hinter sich herziehend als neuartiger „dosenfänger<br />
von leverkusen“ durch die dortige innenstadt. aktionen,<br />
welche zur damaligen zeit b<strong>und</strong>es- mitunter weltweite<br />
medienresonanz hervorriefen. machen solche aktionen in<br />
heutiger zeit noch sinn?<br />
Aktionen sind ein gutes Medium, in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit<br />
zu erlangen. Zu jeder Zeit können auf diese<br />
Weise mögliche Interessenten angesprochen werden. Das<br />
funktioniert heute auch noch, nur müssen aktuelle Themen<br />
aufgegriffen <strong>und</strong> in Handlung umgesetzt werden, um ein<br />
Publikum zu erreichen.<br />
als inhaber des lehrstuhls <strong>für</strong> industrial design an der hochschule<br />
<strong>für</strong> bildende künste braunschweig hatten sie unter<br />
ästhetischen gesichtspunkten produkte entworfen, die sie<br />
später als umweltkritischer künstler wieder vehement infrage<br />
zu stellen gezwungen waren. wie war das eigentlich<br />
bei ihnen mit den aus der literatur vielfach zitierten „zwei<br />
seelen in der brust“?<br />
Ich habe nur eine Seele in meiner Brust, allerdings mit<br />
zwei Zweigen. Kunst ist <strong>für</strong> mich eine Möglichkeit, gesellschaftliche<br />
Verhältnisse zu kritisieren. Design bietet<br />
dann die Chance, das Kritisierte mit gestalterischen Mitteln<br />
zu verbessern oder Alternativen <strong>für</strong> das anstehende<br />
Problem zu erarbeiten. Auf der Ebene des Designs<br />
habe ich mit Studierenden primär ökologische Probleme<br />
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bearbeitet, von denen es ja genug gab. „Entsorgungsstation<br />
<strong>für</strong> Altöl“, „Tankstelle <strong>für</strong> Elektroautos“, „Sammelfahrzeug<br />
<strong>für</strong> Sonderabfälle“, „Kompostumsetzer“, „Milchzapfanlage<br />
zur Selbstbedienung“ waren solche Themen von Designprojekten.<br />
Wenn die Ökologie als theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />
<strong>für</strong> die Arbeit als Designer genutzt wird, kann jeder<br />
Designer auch umweltbewusst Produkte gestalten – wenn<br />
es denn sein Auftraggeber auch wünscht. Leider müssen<br />
abhängig beschäftigte Designer heute oft konsumanregende<br />
Produkte gestalten, bei denen sie ökologische Gesichtspunkte<br />
nur sehr eingeschränkt realisieren können.<br />
begriffe wie umwelterkenntnisse, mail-art, stempel-kunst,<br />
künstlerbanknoten, umweltpolizei, umweltkritische collagen<br />
<strong>und</strong> objektkästen umfassen nur einige ihrer aktivitäten,<br />
sammelgebiete <strong>und</strong> werkgruppen in den zurückliegenden<br />
Jahrzehnten. wie präsentiert sich ihr kunstengagement<br />
heute? als künstler, als buchautor wie auch als sammler<br />
<strong>und</strong> ausstellungsmacher? neben dem museum <strong>für</strong> wegwerfkultur<br />
gibt es da ja noch das gleichfalls von ihnen ins<br />
leben gerufene museum <strong>für</strong> moderne kunst in weddel!<br />
Alle 120 Ausstellungen der Vergangenheit habe ich selbst<br />
organisiert <strong>und</strong> durchgeführt. Das war mit viel physischem,<br />
psychischem <strong>und</strong> finanziellem Aufwand verb<strong>und</strong>en, den<br />
ich heute als 70jähriger nicht mehr leisten will <strong>und</strong> kann.<br />
Seit meiner Pensionierung <strong>und</strong> dem Tod meiner Frau, die<br />
mich immer sehr bei meiner Arbeit unterstützte, habe ich<br />
literaturauswahl<br />
HÄFFELE, C. D. (Hrsg.) (1986): Kunst + Ökologie. Texte zur „<strong>Umwelt</strong>kritischen<br />
Kunst“ des Hinweisers Bernd Löbach. – Schriftenreihe Aktuelle<br />
Kunst, Bd. 11, Designbuch Verlag, Cremlingen-Weddel.<br />
LÖBACH-HINWEISER, B. (1972): <strong>Umwelt</strong>erkenntnisse. – Buche Verlag,<br />
Bielefeld.<br />
LÖBACH-HINWEISER, B. (1985): <strong>Umwelt</strong>kritische Kunst. Das Museum <strong>für</strong><br />
Wegwerfkultur auf Reisen. – Katalog des Musemums <strong>für</strong> Wegwerfkultur,<br />
Cremlingen-Weddel.<br />
LÖBACH-HINWEISER, B. (1989).: <strong>Umwelt</strong>kritische Kunst 2. Am Kunstmarkt<br />
vorbei in die Gesellschaft. – Katalog, Designbuch Verlag,<br />
Cremlingen-Weddel.<br />
LÖBACH, B. & E. A. FIEDLER (1995): Design <strong>und</strong> Ökologie. – Designbuch<br />
Verlag, Cremlingen-Weddel.<br />
LÖBACH, B. (2001): Kritische Designtheorie. Aufsätze <strong>und</strong> Vorträge<br />
1972–2000. – Designbuch Verlag, Cremlingen-Weddel.<br />
HEINZMANN, R., WEYGANDT, G., LÖBACH-HINWEISER, B. & S. LÜDTKE<br />
(1990): Das „Museum <strong>für</strong> Wegwerfkultur“ auf Reisen. – Veröffentlichungen<br />
<strong>für</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>und</strong> Landschaftspflege in Baden-Württemberg 66:<br />
547-558. <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong> Baden-Württemberg, Karlsruhe.<br />
HEINZMANN, R. (1992): 20 Jahre <strong>Umwelt</strong>kritische Kunst 1970–1990. Ein<br />
Interview zur Retrospektive von Bernd Löbach-Hinweiser im Landesgewerbeamt<br />
Karlsruhe. – Schriftenreihe Aktuelle Kunst, Bd. 23, Designbuch<br />
Verlag, Cremlingen-Weddel.<br />
PALLENBERG, A. (Hrsg.) (1997): Art d’Éco. Kunst als Medium der <strong>Umwelt</strong>bildung.<br />
– Wissenschaftsladen Bonn e. V..<br />
SABOR, S. (1998): Ökologische Perspektiven in der westdeutschen Kunst<br />
nach 1945. – Projekt-Verlag, Bochum.