Naturschutz Info 1/2012 - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und ...

1987: kunst ist aus dem
überfluss bescheiden auszuwählen
Objektkasten 51 x 61 cm:
Museum für Wegwerfkultur Weddel
mich mehr auf das Erarbeiten von Büchern konzentriert.
Dabei kann ich auch meine eigenen Aktivitäten genauer
reflektieren und meine Erfahrungen in schriftlicher Form
fassen. Zurzeit arbeite ich an einem Buch über „Experimentelle
Kunst“ und an einem Katalog über meine 400
plastischen Arbeiten mit dem Titel „Experimentelle Plastik“.
Zudem interessiert mich nach wie vor die Museumsarbeit,
die ebenfalls Anlass bietet, über die im „Museum für moderne
Kunst Weddel“ vertretenen Künstler Publikationen
zu veröffentlichen.
sie sind 1997 für ihr aufklärerisches, umweltbewusstsein
förderndes wirken mit dem bundesverdienstkreuz am bande
ausgezeichnet worden. was empfanden sie im moment
der ordensverleihung und was bedeutet diese hohe auszeichnung
für sie in der reflexion auf ihr künstlerisches
lebenswerk?
Das Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg
hatte mich für die Verleihung eines Bundesverdienstkreuzes
vorgeschlagen, weil dort ja meine Umweltkritische
Kunst bestens bekannt war. So etwas hätte ich mir nie
gewünscht, weil ich von solchen Auszeichnungen nicht viel
halte. Interessant war für mich der ziemlich komplizierte
Prozess, bei dem das Land Niedersachsen, in dem ich als
Bundesbürger lebe, dem Vorschlag zustimmen musste. Von
dort wurden zwei Gutachter beauftragt, die einschätzen
sollten, ob meine künstlerischen Arbeiten auszeichnungswürdig
sind. Nachdem wohl einer dafür und einer dagegen
votierte, hat es noch ein halbes Jahr gedauert, bis das
Kreuz an meine Jacke geheftet wurde. Seitdem liegt es
wirkungslos im Schrank.
18 goethe-institute in aller welt und weit über 100 ausstellungen
meist „am kunstmarkt vorbei in die gesellschaft“
sprechen eine eindrucksvolle sprache. wo aber – oder
vor wem – hätten sie gerne einmal ihre umweltkritischen
kunstbotschaften präsentieren wollen?
Ich bin mit meinen Kunstwerken und Aktionen immer
dorthin gegangen, wo sich viele Menschen aufhalten. Es
war mir immer ein Anliegen, eine breite Bevölkerung mit
meinen Botschaften zu erreichen. Als ich 1986 den Tower
of London besuchte und dort die große Menschenmenge
sah, welche die Kronjuwelen bestaunte, kam mir die Idee,
meine Werke mal dazwischen zu stellen. Diese Idee konnte
ich bisher leider noch nicht realisieren.
ein frühes werk von ihnen zeigt ein gedeck mit einem
meisen-ring auf dem teller. der titel: „kunst ist aus dem
überfluss bescheiden auszuwählen.“ wie definieren sie
(umweltkritische) kunst heute?
Dieses von Ihnen angesprochene Werk ist ein Schlüssel für
meine Kunstposition, der auch heute noch gilt. Bescheidenheit
ist eine Tugend, die heute von Großmannssucht
und Protzigkeit überlagert wird, die aber immer eine lohnenswerte
Orientierung bleiben wird – für das Leben wie
für die Kunst.
herr professor löbach-hinweiser, vielen dank, dass sie
einmal mehr sich so viel haben entlocken lassen.
NaturschutzInfo 1/2012 75