Magazin 197910
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und auszuweiten. Gedacht ist beispielsweise<br />
an einen Fahrdienst für Schwerbehinderte.<br />
Längere Zeit gedauert hat in Bremen<br />
die Wiederholung eines öffentlichkeitstages.<br />
Der gute Besuch zeigte, daß<br />
ein reges Interesse bestand , mehr über<br />
den ASB und seine Aufgaben zu erfahren,<br />
als allgemein bekannt ist. So ist<br />
es dann auch nicht verwunderlich, daß<br />
die 1200 Portionen deftiger Erbsensuppe<br />
schon rasch verkauft waren.<br />
Neben einem Sanitätszelt, in dem Rettungsgeräte<br />
ausgestellt waren, hatte<br />
der ASB Bremen von der Feldküche<br />
bis zum Notarztwagen alles ausgestellt,<br />
was für die öffentlichkeit sehenswert<br />
ist. Etwa 40 Helfer standen bereit, um<br />
alle Fragen zu beantworten. Guten<br />
Absatz fanden sowohl das ASB-Maskottchen,<br />
der Rettungsschlumpf, entsprechende<br />
Aufkleber als auch Informationsschriften<br />
und die " Verbandkästen<br />
für Fußgänger", praktische Taschenheftehen<br />
mit Schnellpflaster.<br />
Die Aufgaben- und Tätigkeitsbereiche<br />
des ASB Bremen faßte Heinrich Rolf,<br />
der Geschäftsführer des ASB Bremen ,<br />
zusammen. Neben dem Rettungswesen<br />
stehen die Ausbildung , das Sanitätswesen,<br />
der Sozialdienst und die Altenhilfe,<br />
der Katastrophenschutz, das Fernmeldewesen,<br />
der Zivildienst und die Jugendarbeit<br />
auf dem Programm; zu den<br />
Hauptaufgaben zählt die Beförderung<br />
und Betreuung von Behinderten und<br />
Schwerbehinderten. Hier werden mit<br />
Spezialfahrzeugen allein über eine<br />
halbe Million Kilometer gefahren.<br />
Der Funktisch in der ASB·<br />
Rettungszentrale "glühte"<br />
Eine harte Bewährungsprobe bestand<br />
im Juni die zentrale Rettungswache<br />
der Stadt Karben im Wetteraukreis,<br />
15 km nördlich von Frankfurt. Diese<br />
Rettungswache wird seit ihrer Einrichtung<br />
rund um die Uhr vom ASB Wetterau<br />
betrieben . Sie ist nicht nur für<br />
Unfälle und Krankentransporte zuständig,<br />
sondern ist auch Meldestelle und<br />
Alarmwache für die Feuerwehren der<br />
Stadt und versieht an Wochenenden<br />
den Wassernotdienst sowie den Ärztlichen<br />
Notdienst. Man ist hier also Betrieb<br />
gewohnt. Was sich jedoch am<br />
5. Juni nach 18 Uhr hier abspielte,<br />
sprengte alle gewohnten Maßstäbe.<br />
Anlaß war ein schweres Unwetter, das<br />
über fünf der sieben Karbener Stadtteile<br />
losbrach.<br />
Es begann kurz vor 18 Uhr mit der<br />
Meldung, ein Baum brenne nach einem<br />
Blitzsehtag. Die zuständige Stadtteit-<br />
56 ZS·MAGAZIN lOn g<br />
Rud! Jeckei, haupta mtlicher Mitarbeiter des ASe, greift zum hundertsten Male zurn<br />
schrillenden Telefon, um einen Notruf entgegenzunehmen. Die ehrenamtlichen Helfer<br />
Horst Wirth und Norbert Meislnger versuchen, In der "Buchführung" mitzukommen.<br />
Feuerwehr wurde losgeschickt. Zum<br />
Löschen kam sie jedoch nicht mehr,<br />
das besorgte der Himmel, der alle<br />
Schleusen geöffnet hatte. Dafür überstürzten<br />
sich die Anrufe, mit denen<br />
Überschwemmungen gemeldet wurden:<br />
30 Keller übeschwemmt. Straßen nicht<br />
mehr passierbar, ein weiterer kleiner<br />
Blitzschlagbrand im Stadtteil Burg-Gräfenrode<br />
... Minuten später hatte der<br />
ASB sämtliche Karbener Stadtteitfeuerwehren<br />
alarmiert, aber es gab keine<br />
Atempause. In der nächsten Stunde<br />
liefen weitere 120 Meldungen über<br />
Wasserfluten in Kellern, zum Teil auch<br />
in Erdgeschoßwohnungen, ein. Insgesamt<br />
gab es bis zum nächsten Morgen<br />
um 7 Uhr 156 Einsätze für die Wehren.<br />
Längst reichte die eigene Kraft nicht<br />
mehr: Feuerwehren der Nachbarstädte<br />
Friedberg, Rosbach, Wöllstadt wurden<br />
mit allen verfürbaren Pumpen zu Hilfe<br />
geholt.<br />
Die betroffenen Stadtteile liegen an<br />
leichten, zumeist landwirtschaftlich genutzten<br />
Hängen, die jeden gewöhnlichen<br />
Regen aufnehmen. An diesem<br />
Dienstag aber fielen 111 mm Regen<br />
in weniger als 2 Stunden; die Äcker<br />
sogen sich wie Schwämme voll, und<br />
als sie nichts mehr aufnehmen konnten,<br />
begannen sich die gelben Schlammfluten<br />
in die Stadt zu ergießen. So gab<br />
es die schlimmsten Überschwemmungen<br />
zum Teil erst, als der Regen längst<br />
aufgehört hatte. Im Stadtteit Kloppenheim,<br />
durch den die sehr stark befahrene<br />
Bundesstraße 3 führt, stand das<br />
Wasser zeitweise über einen halben<br />
Meter hoch, reichte der Stau der Fahrzeuge<br />
kilometerweit. Um Mitternacht<br />
glaubten die Wehren , das<br />
Schlimmste geschaH! zu haben und<br />
rückten nach und nach ab. Bereits vor<br />
2 Uhr morgens am Mittwoch wurden<br />
sie emeut alarmiert - neuer Regen<br />
hatte eingesetzt. Die in den darauffolgenden<br />
Tagen ermittelten Schäden<br />
übersteigen die Millionengrenze bei<br />
weitem, großräumige Hilfsmaßnahmen,<br />
auch durch die zustandigen hessisehen<br />
Landesministerien, sind inzwischen<br />
angelaufen.<br />
Der ASB-Funktisch in der Rettungszentrale<br />
aber glühte ... Stadtbrandinspektor<br />
Wilhelm Ktiem hob später ausdrücklich<br />
die hervorragende Zusammenarbeit<br />
hervor. ASB-Mann Rudi Jeckel kam<br />
mehr als 6 Stunden lang nicht von Mikrofon<br />
und Telefon weg. Alles, von<br />
den eingehenden Notrufen bis zum<br />
gesamten Funkverkehr mit über 30<br />
Feuerwehrfahrzeugen, den Einsatzgruppen<br />
des städtischen Bauhofs, und das<br />
auf mehreren Frequenzen, lief über<br />
ihn . Dabei mußte der " normale" Krankentransportdienst<br />
auch noch aufrechterhalten<br />
werden, und die ungeduldigen<br />
Bürger, die bis in ihre Wohnzimmer<br />
im Wasser standen und nachfragten,<br />
wo denn die Feuerwehr bliebe, machten<br />
den Sprechverkehr nicht leichter. Insgesamt<br />
liefen die " Unterhaltungen" auf<br />
vier verschiedenen Frequenzen über<br />
den ASB-Funktisch. Und wenn die<br />
Männer auch hundemüde waren - es<br />
hat geklappt.