Magazin 197910
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"Sozialstation' ,<br />
Vorstellung der Konzeption einer Bündelung ambulanter,<br />
gesundheits- und sozial pflegerischer Dienste<br />
Der folgende Beitrag aus einem Referat<br />
von Frau Maria Reichmann, Paderborn,<br />
beschäftigt sich mit der Konzeption<br />
von Sozial stationen im Rahmen der<br />
Neuorganisation der ambulanten und<br />
pflegerischen Dienste. Die Bündelung<br />
der Altenpflege - Krankenpflege - Familienpflege<br />
- im Rahmen der Sozialstation<br />
stellt ein Dienstangebot im ambulanten<br />
Bereich dar und löst somit nach<br />
und nach die bisherigen Gemeindekrankenpflegestationen<br />
ab. Schwesternhelferinnen<br />
und Pflegediensthelfer des<br />
MHD haben in den zurückliegenden<br />
Jahren neben dem ehrenamtlichen<br />
Krankenhausdienst auch viele Einsatzstunden<br />
in Gemeindepflegestationen<br />
geleistet. Durch den Rückgang der<br />
Einsatzrnöglichkeiten in Gemeindekrankenpflegestationen<br />
wird die Frage immer<br />
dringlicher, in welcher Form eine<br />
freiwillige Mitarbeit von Helfern/innen<br />
des MHD in Sozialstationen möglich<br />
wird.<br />
Um zunächst die Konzeption der neugeschaffenen<br />
Einrichtungen " Sozialstation"<br />
zu verdeutlichen, veröffentlichen<br />
wir mit freundlicher Genehmigung der<br />
Autorin die Zusammenfassung ihres<br />
Referates. Die Redaktion<br />
I. Zur Situation<br />
Ambulante und pflegerische Dienste<br />
entsprechen dem Wunsch der kranken<br />
und pflegebedürfligen Menschen, besonders<br />
der alten Menschen, möglichst<br />
lange in der eigenen Häuslichkeit verbleiben<br />
zu können. Ihre Bedeutung<br />
ist jedoch auch zu sehen auf dem Hintergrund<br />
von Entwicklungen im Krankenhauswesen.<br />
Man kann also sagen,<br />
daß diese Dienste für den Menschen<br />
in Krankheit, Alter und Unversorgtheit<br />
humaner, also meist ihrer jeweiligen<br />
Situation angepaßt sind. Außerdem<br />
sind sie in der Regel für die Gesell-<br />
schaft kostengünstiger (obwohl sie Personalkosten-intensiver<br />
sind, ist der zentrierte<br />
Personaleinsatz effektiver!). Ihre<br />
Bedeutung liegt aber auch darin, daß<br />
sie in der Bevölkerung Bereitschaft<br />
und Kenntnisse für die Pflege der Alten<br />
und Kranken durch Familie und Nachbarschaft<br />
wecken und vermitteln können.<br />
Damit wirken sie dem Trend zur<br />
Institutionalisierung sozialer Dienste<br />
entgegen. Die primäre Verantwortung<br />
für die Pflege der Kranken und Alten<br />
muß im Nahbereich des Betroffenen<br />
verwirklicht werden.<br />
Gemessen an diesen Erwartungen ist<br />
die Situation der ambulanten Dienste,<br />
trotz einer Verbesserung in den letzten<br />
Jahren, nach wie vor in den meisten<br />
Bundesländern unbefriedigend. Wir<br />
registrieren einen rapiden Rückgang<br />
traditioneller Gemeindekrankenpflegestationen.<br />
Die Gründe dafür sind bekannt:<br />
Überalterung der SChwestem,<br />
schlechtes Image beim Nachwuchs,<br />
ungeregelte Arbeitszeit, permanente<br />
Überbelastung der Kräfte, gelegentlich<br />
auch noch untertarifliche Bezahlung<br />
bei leistungsschwachen kleinen Trägern<br />
u. a.<br />
11. Neuorganisation der ambulanten<br />
sozialen Pflegedienste<br />
Dieser Neuorganisation lag die folgende<br />
Zielvorstellung zugrunde: durch Rationalisierung<br />
und Spezialisierung und durch<br />
verbesserte Administration soll eine<br />
situationsgerechte, ausgleichende und<br />
umfassende Versorgung der Bevölkerung<br />
sichergestellt werden; - durch<br />
Teamarbeit, Schaffung arbeitsteiliger<br />
Dienstmöglichkeiten, durch bessere<br />
Arbeitsbedingungen und Vergütung<br />
soll mehr Anziehungskraft auf den qualifizierten<br />
Nachwuchs und auf T eilzeitbeschäftigung<br />
erreicht werden; - durch<br />
Kooperation der verschiedenen Dienste<br />
(und zwar der Krankenpflege. der Alten-<br />
pflege und der Familienpflege/ Dorfhilfe),<br />
soll eine größere Übersicht und Erreichbarkeit<br />
sowie eine größere Effizienz<br />
des Personaleinsatzes angestrebt werden.<br />
Nicht zuletzt sollen durch Bemühungen<br />
um wirkliche Komplementarität von<br />
ambulanten und stationären Pflegediensten<br />
Altenheime und Krankenhäuser<br />
sowie die Ärzte in der freien Praxis<br />
personell - und die Kostenträger finanziell<br />
- entlastet werden.<br />
Leistungsstärkere, größere Träger und<br />
öffentliche Subventionen sollen diese<br />
gebündelten ambulanten Dienste finanziell<br />
sicherstellen.<br />
Erst dort, wo im Bereich der ambulanten<br />
sozialpflegerischen Dienste diese Ziele<br />
erreicht wurden, kann man von einer<br />
"Sozialstation" sprechen. Die Bezeichnungen<br />
sind in den einzelnen Ländern<br />
immer noch unterschiedlich . Sie wechseln<br />
ab zwischen " Zentrale für ambulante<br />
Pflegedienste", Zentralstation,<br />
Diakoniestation. Der Begriff " Sozialstation"<br />
ist jedoch in den meisten Regelungen<br />
und Erlassen der Länder eingegangen.<br />
Das Land Nordrhein-Westfalen definiert<br />
den Begriff " Sozial station" wie folgt:<br />
" Sozialstation ist eine Einrichtung, die<br />
die Bevölkerung innerhalb eines bestimmten<br />
Betreuungsbereichs mit ambulanten,<br />
krankenpflegerischen und sozialpf1egerischen<br />
Dienstleistungen versorgt."<br />
Die meisten Bestimmungen<br />
der Länder zur "Sozial station" fixieren<br />
zudem<br />
111. Voraussetzungen tür eine optimale<br />
Arbeitsweise:<br />
Als wichtigste Voraussetzungen werden<br />
genannt: Abstimmung mit der örtlichen<br />
Sozialplanung. Dazu gehört Bedarfsermittlung<br />
zwecks Umgrenzung des Einzugsbereiches.<br />
In der Regel geht man<br />
aus von 15000 bis 25000 Einwohnern<br />
je "Sozialstation" auf dem Lande, -<br />
20000-60000 in der Stadt. Diese Festlegungen<br />
sind jedoch noch verhältnismäßig<br />
willkürlich und basieren nicht auf<br />
einer exakten Feststellung des Bedarfs.<br />
Nachdem der deutsche Bundestag das<br />
Krankenversicherungskostendämpfungsgesetz<br />
mit der Beschlußempfehlung<br />
verabschiedet hatte, die Bundesregierung<br />
möge prüfen, in welcher Weise<br />
ZS-MAGAZIN 10ng 59