Magazin 197910
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Helmut Freutel<br />
Das Minimagazin<br />
In diesem Monat: Knochenbrüche<br />
Wußten Sie schon , daß . ..<br />
.. . außer starker äußerer Gewalteinwirkung<br />
wie Schlag, Stoß, Fall , Schuß<br />
usw. auch eine langdauernde Knochenbeanspruchung<br />
zu einem Bruch führen<br />
kann? Im letzteren Fall spricht man<br />
von einem schleichenden Bruch. Knochenbrüche<br />
treten je nach der Gewalteinwirkung<br />
in verschiedenen Formen<br />
auf. Man unterscheidet Biegungsbruch,<br />
Abscherungsbruch, Drehbruch, Kompressionsbruch,<br />
Rißbruch, nach der<br />
Verlaufsrichtung und Form der Bruchlinie<br />
Quer-, Schräg-, Längs- und Spiraloder<br />
Schraubenbruch. Die Bruchlinie<br />
kann in ein Gelenk hineinreichen (Gelenkbruch),<br />
der Knochen in mehrere<br />
Teile zersprengt sein (Splitter- oder<br />
Zertrümmerungsbruch).<br />
Der einfache Knochenbruch ist "gesc<br />
hlossen" ; der "offen e", komplizierte<br />
Knochenbruch ist nach außen durch<br />
eine Wunde geöffnet, durch die Infektionsgefahr<br />
besteht.<br />
Wußten Sie schon, daß , . ,<br />
. .. bei jedem Knochenbruch die umgebenden<br />
Weichteile oder auch die benachbarten<br />
Organe mehr oder minder<br />
gequetscht sind? Das rechtzeitige Erke<br />
nnen dieser Nebenverletzungen entscheidet<br />
oft über das Leben des Verletzten.<br />
Erkennungszeichen des Knochenbruchs<br />
sind: Bluterguß, auf einer<br />
Stelle des Knochens eng begrenzter<br />
Druckschmerz, Gebrauchsunfähigkeit<br />
des Gliedes und große Schmerzen<br />
bei geringster Bewegung, widernatürliche<br />
Lage des Gliedes, die bei Vergleich<br />
mit der gesunden Seite leicht festzustellen<br />
ist, regelwidrige Beweglichkeit an<br />
der Bruchstelle, reibendes Geräusch.<br />
Alle Knochenbrüche sind bei ihrer Entstehung<br />
sowie danach mit großem<br />
Schmerz verbunden, insbesondere<br />
wenn sich infolge unwillkürlicher oder<br />
versehentlicher Bewegung die Knoehen<br />
bruchstücke aneinander reiben.<br />
Man kann auch davon ausgehen, daß<br />
je größer der gebrochene Knochen<br />
ist, desto erheblicher die Schwellung<br />
durch den Bluterguß im Bruchbereich<br />
ist. Die allgemeine Gefahr beim Knochenbruch<br />
ist der Schock, der selbst<br />
bei unbedeutenden Frakturen eintreten<br />
kann. Wird ein Knochen gebrochen ,<br />
der fettes Knochenmark hat, z. B. Oberschenkelknochen,<br />
Rippen u. a., so kann<br />
sich Fett aus dem Knoch en lösen und<br />
in die Blutbahn gelangen. Das Fett<br />
gerät dann in die Lungen- oder Hirngefäße.<br />
Es kommt zur Fettembolie. Diese<br />
ist, sofem nicht sofort ärztliche Hilfe<br />
zugegen ist, tödlich.<br />
Wußten Sie schon, daß ...<br />
. es die Hauptaufgabe der Ersten<br />
Hilfe ist, für eine Ruhigstellung der<br />
Bruchstelle zu sorgen? Deshalb sind<br />
schon bei Verdacht auf einen Knochenbruch<br />
die Bruchenden ruhigzustellen.<br />
Handelt es sich um einen offenen Knochenbruch,<br />
muß zuerst die Wunde<br />
keimfrei abgedeckt und durch einen<br />
Verband verschlossen werden. Erst<br />
danach wird das Glied ruhiggestellt.<br />
Eine Ruhigstellung wird nur erreicht,<br />
indem die benachbarten Gelenke einbezogen<br />
werden . Dazu ist Material zu<br />
verwenden, das im Notfall greifbar ist.<br />
So kann man z. B. zur provisorischen<br />
Ruhigstellung eines Speichenbruchs<br />
etwa eine Zeitschrift oder Pappe verwenden<br />
, die mit zu "Krawatten" gebundenen<br />
Dreiecktüchern befestigt wird.<br />
In vielen Fällen sind Dreiecktücher auch<br />
als große und kleine Armtrageschlingen<br />
zu verwenden.<br />
Das zur Schienung bzw . Ruhigstellung<br />
benutzte Material wird in Länge und<br />
Form an dem gesunden Körperteil angepaßt.<br />
Die Lage des verletzten Gliedes<br />
soll nicht verändert werden. Die gutgepOlsterte<br />
" Schiene" muß vorsichtig<br />
angelegt werden, wobei der verletzte<br />
Körperteil behutsam angehoben und<br />
die Bruchstellen mit der Hand unterstützt<br />
werden. Damit wird verhindert,<br />
daß die Bruchstellen durchhängen und<br />
sich verschieben. Auch wird vermieden,<br />
daß Nerven und Blutgefäße gequetscht<br />
werden, was unnötig Schmerzen verursachen<br />
würde.<br />
Merke! Eine Ruhigstellung der Verletzung<br />
wird nur dann erzielt, wenn beide<br />
benachbarten Gelenke mitgeschient<br />
werden.<br />
Wußten Sie schon, daß . ..<br />
... dem Verletzten keine schmerzstillenden<br />
Mittel verabreicht werden dür-<br />
fen? Bei der Fortbehandlung beim Arzt<br />
oder im Krankenhaus ist zur Einrichtung<br />
oder möglichen Operation oft eine Narkose<br />
wichtig, die aber nur dem Nüchternen<br />
gegeben werden darf. Nicht nüchterne<br />
Patienten müssen ca. 5 Stunden<br />
warten , was eine Verlängerung der<br />
Schmerzen um diese Zeit bedeutet.<br />
Sind die gebrochenen und verletzten<br />
Glieder versorgt, so muß der Patient<br />
schnell und schonend zum Arzt oder<br />
in ein Krankenhaus transportiert werden .<br />
Während des Transportes soll der Verletzte<br />
dauernd beobachtet und vor<br />
Wärmeverlust geschützt werden . Gutes<br />
Zureden hilft dem Patienten.<br />
Es gibt verschiedene Brüche, die alle<br />
ihrer besonderen Erste-Hilfe-Maßnahmen<br />
bedürfen. Dazu gehören Fingerund<br />
Mittelhandbrüche, Unterarm- und<br />
Oberarmschaftbrüche, Gelenkbrüche,<br />
Zehen- und Miltelfußbrüche , Fersenbeinbrüche<br />
, Unter- und Oberschenkelschaftbrüche,<br />
Hüftgelenks- und Oberschenkelhalsbrüche<br />
, Kniescheibenbrüche,<br />
Knöchelbrüche, Beckenbrüche,<br />
Schädelbrüche, Wirbelsäulenbrüche,<br />
Schlüsselbein brüche, Nasenbeinbrüche,<br />
Rippenbrüche und Unterkieferbrüche.<br />
Es muß dem Erste-Hilfe-Lehrgang überlassen<br />
bleiben , aufzuzeigen, was in<br />
jedem einzelnen Fall zu tun ist. Es sei<br />
jedoch darauf hingewiesen, daß das<br />
Dreiecktuch das einfachste behelfsmäßige<br />
Verbandmittel ist, das in fast allen<br />
Fällen Verwendung findet. Zur Ruhigstellung<br />
können aber auch Kleidungsstücke,<br />
weiche Decken, ja selbst größere<br />
Steine und Sandsäcke benutzt<br />
werden. Aufblasbare Schienen sind<br />
ein vorzügliches Mittel zur Ruhigstellung<br />
gebrochener Gliedmaßen; leider sind<br />
sie nicht überall greifbar. Der Rettungstransportwagen<br />
, mit dem der Verletzte<br />
abtransportiert wird , bringt eine Vacuummatratze<br />
mit, auf der der Verletzte<br />
eine ideale Ruhigstellung findet. Sie<br />
ist besonders geeignet bei Brüchen,<br />
die anders, z. B. mit aufblas baren<br />
Schienen, nicht gut zu fixieren sind.<br />
Oft ist es für den Laien recht schwierig<br />
zu erkennen, ob überhaupt ein Knochenbruch<br />
vorliegt. Deswegen wird<br />
im Erste-Hilfe-Unterricht gerade den<br />
Erkennungsmerkmalen breiter Raum<br />
gewidmet.