Gerechtigkeit Gerechtigkeit
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Glosse<br />
51. Gemeindetag<br />
Erstmals Diskussion statt<br />
Festreden am Gemeindetag<br />
Zwischen<br />
Löwengrube<br />
und Blutbad<br />
Der neue Bundespräsident Dr. Heinz Fischer<br />
kam gut gelaunt und locker in das Designcenter<br />
Linz, begrüßte viele alte Bekannte<br />
und hatte offensichtlich seine Freude daran,<br />
wieder einmal – doch zum ersten Mal als<br />
Staatsoberhaupt – an einem Österreichischen<br />
Gemeindetag teilnehmen.<br />
◆ ◆ ◆<br />
Für die hitzige, aktuelle Polit-Diskussion<br />
und die kurzfristige Absage von Finanzminister<br />
Karl Heinz Grasser hatte er einen<br />
launigen Vergleich parat, zu dem ihn die<br />
kürzlich erfolgte Eröffnung der Rubens-Ausstellung<br />
in der Wiener Albertina animierte.<br />
„Beim Anblick des weltberühmten Bildes<br />
von Daniel in der Löwengrube habe ich mir<br />
gedacht: So muss sich der Finanzminister<br />
am Gemeindetag fühlen“.<br />
◆ ◆ ◆<br />
KHG hat sich das grausige Erlebnis<br />
bekanntlich erspart und seinem Staatssekretär<br />
Alfred Finz den Vortritt gelassen.<br />
Dieser bekannte übrigens, dass er auch<br />
ohne diesen Vertretungsauftrag nach Linz<br />
gekommen wäre, denn „seit ich Staatssekretär<br />
bin, war ich noch auf jedem Österreichischen<br />
Gemeindetag“.<br />
◆ ◆ ◆<br />
Mitleid zeigte allerdings Landeshauptmann<br />
Sepp Pühringer. „In der Politik<br />
gibt’s immer wieder Vertretungen, die man<br />
wahrnehmen muss. Für Deine heutige Vertretung<br />
tust Du mir aber ehrlich leid“<br />
meinte er bedauernd zu Finz.<br />
„Es gab ja doch kein Blutbad“ bilanzierte<br />
schließlich ein Delegierter nach Schluss der<br />
kontraversiellen Debatte um Geld und<br />
System. „Aber doch nicht mit dem Alfred“<br />
stellte Bürgermeister Michael Häupl seine<br />
Beziehung mit seinem Kontrahenten in der<br />
Bundeshauptstadt klar.<br />
Also: der erstmalige Versuch, anstatt repräsentativer<br />
Reden vor mehr als 2.000 Kommunalpolitikern<br />
eine heiße Diskussion zu<br />
führen, hat sich als interessantes und spannendes<br />
Experiment erwiesen.<br />
12 KOMMUNAL<br />
ger, Städtebund-Präsident Dr. Michael<br />
Häupl und Gemeindebund-Präsident<br />
Helmut Mödlhammer stellten sich einer<br />
Podiumsdiskussion zum Thema<br />
„gerechter Finanzausgleich“. Sie verlief<br />
verbindlich im Ton, aber konsequent in<br />
der Sache.<br />
Während Staatssekretär Dr. Finz die<br />
„Offensive“ des Bundes für die finanzschwachen<br />
Gemeinden in den Mittelpunkt<br />
stellte, also den Wegfall der<br />
untersten Stufe des abgestuften Bevölkerungsschlüssels<br />
und Verschiebungen<br />
zwischen Ländern und Gemeinden bzw.<br />
auf Gemeindeebene („2.150 Gemeinden<br />
würden davon profitieren“), betonten<br />
die Vertreter der Länder und<br />
Gemeinden, zuerst müsste die Verteilung<br />
der Finanzmasse<br />
zwischen den<br />
Gebietskörperschaften<br />
geregelt werden,<br />
nachdem es in den<br />
letzten Jahren zu<br />
erheblichen Verschiebungen<br />
auf Kosten<br />
der Länder und vor<br />
allem der Gemeinden<br />
gekommen ist:<br />
◆ Mödlhammer:<br />
„Die Schere darf<br />
sich nicht weiter<br />
zu Ungunsten der<br />
Gemeinden öffnen.<br />
Die Ausgangslage<br />
von<br />
2000 muß wieder<br />
hergestellt werden,<br />
es geht dabei<br />
um 450 Millionen<br />
Euro.“<br />
◆ Pühringer: „Es<br />
muß auch berücksichtigt<br />
werden,<br />
dass die Gemeinden<br />
und die Län-<br />
»<br />
der neue, dynamisch wachsende Aufgaben<br />
übernommen haben.“<br />
◆ Häupl: „Die Verhandlungsgrundlage<br />
2000 ist einseitig abgeändert worden,<br />
den Gemeinden und Ländern<br />
sind Ertragsanteile verloren gegangen.<br />
Dem ist Rechnung zu tragen.<br />
Unsere Forderungen sind bescheiden<br />
genug!“<br />
Dass es zu diesen Verschiebungen<br />
gekommen ist, räumte auch Staatssekretär<br />
Dr. Finz ein, ohne sich allerdings<br />
fest zu legen: „Jede Ebene soll so viel<br />
erhalten, dass sie ihre Aufgaben erfüllen<br />
kann. Das ist entscheidend, nicht<br />
Prozentsätze.“<br />
Präsident Mödlhammer brachte es<br />
schließlich auf den Punkt: „Wenn die<br />
beiden ersten Punkte – Erhöhung des<br />
Anteils aller Gemeinden und ein einheitlicher<br />
Schlüssel – erfüllt werden,<br />
dann werden wir uns sehr rasch über<br />
die horizontale Verteilung auf Gemeindeebene<br />
einigen.“<br />
Dem stimmten auch Landeshauptmann<br />
Dr. Pühringer („Selbstverständlich muß<br />
den finanzschwachen Gemeinden<br />
geholfen werden“) und Bürgermeister<br />
Dr. Häupl („Der Bund hat sich früher<br />
nie für die Verteilung der Gemeindemittel<br />
interessiert, die jetzige Taktik ist<br />
vordergründig“) zu. Der Städtebund-<br />
Präsident hob auch hervor, dass in den<br />
letzten Jahren das Verständnis zwischen<br />
den Städten und Dörfern für die<br />
jeweiligen spezifischen Probleme der<br />
anderen Seite<br />
wesentlich besser<br />
geworden ist.<br />
Ausführlich diskutiert<br />
wurde auch<br />
das Thema „Spitalsfinanzierung“.<br />
Die Vertreter der<br />
Länder und der<br />
Gemeinden vertraten<br />
einhellig die<br />
Meinung, dass die<br />
Deckelung der<br />
Beiträge des Bundes<br />
und der Sozialversicherungs-<br />
träger zu beenden<br />
ist. Die Länder<br />
und Gemeinden<br />
als Spitalsträger<br />
könnten die<br />
Kosten des medizi-<br />
«<br />
nischenFortschrittes nicht allein tragen.<br />
Präs. Mödlhammer<br />
verwies<br />
auf Untersuchungen,<br />
wonach sich<br />
der Abgang der<br />
Krankenhäuser bis 2009 verdreifachen<br />
wird. Auf die Forderung von Staatssekretär<br />
Dr. Finz nach strukturellen Änderungen,<br />
etwa in Richtung auf die praktischen<br />
Ärzte, konterte Landeshauptmann<br />
Pühringer, das bringe höchstens<br />
Einsparungen von 10 Prozent.<br />
In der Schlußrunde gaben alle Diskussionsteilnehmer<br />
der Hoffnung Ausdruck,<br />
dass trotz der erheblichen Differenzen<br />
doch eine einvernehmliche Lösung<br />
gefunden wird.<br />
Präsident Helmut Mödlhammer schloß<br />
die größte kommunalpolitische Veranstaltung<br />
des Jahres mit Worten des<br />
Dankes und mit einer Einladung: „Auf<br />
Wiedersehen beim 52. Österreichischen<br />
Gemeindetag im Juni 2005 in Oberwart!“<br />
Die Schere darf sich nicht<br />
weiter zu Ungunsten der<br />
Gemeinden öffnen. Die<br />
Ausgangslage von 2000<br />
muß wieder hergestellt<br />
werden.<br />
Bgm. Helmut Mödlhammer<br />
Gemeindebundpräsident