Gerechtigkeit Gerechtigkeit
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Das Reklamationsverfahren<br />
wurde notwendig, weil es<br />
„berechtigte“ Zweifel am<br />
Hauptwohnsitz eines Menschen<br />
geben kann.<br />
Bevölkerungsschlüssel und<br />
das örtliche Aufkommen.<br />
Der Aufteilungsschlüssel<br />
„Volkszahl“ bestimmt sich<br />
gem § 10 Abs 9 FAG nach<br />
dem von der Statistik Österreich<br />
auf Grund der letzten<br />
Volkszählung festgestellten<br />
Ergebnis. Maßgebend ist<br />
hierbei der Hauptwohnsitz,<br />
da das Volkszählungsgesetz<br />
zur Ermittlung der Zahl und<br />
des Aufbaues der Wohnbevölkerung<br />
auf diesen abstellt.<br />
Somit knüpft das FAG hinsichtlich<br />
der Verteilung der<br />
Abgabenerträge mittelbar an<br />
den Hauptwohnsitz an.<br />
Der abgestufte Bevölkerungsschlüssel<br />
geht davon aus, daß<br />
bei Gemeinden der Finanzbedarf<br />
mit steigender Bevölkerungszahl<br />
nicht proportional,<br />
sondern überproportional<br />
wächst (Brecht’sches Gesetz).<br />
Die Volkszahl wird daher bei<br />
Gemeinden mit bestimmten<br />
Multiplikatoren vervielfacht.<br />
Somit stellt auch dieser Aufteilungsschlüssel<br />
mittelbar,<br />
über die Volkszahl auf den<br />
Hauptwohnsitz ab.<br />
In einem dritten Schritt wird<br />
schlußendlich gem § 12 FAG<br />
der länderweise Ertragsanteil<br />
der Gemeinden auf die ein-<br />
zelnen Gemeinden des Landes<br />
aufgeteilt. Dabei spielen<br />
wiederum sowohl die Volkszahl,<br />
als auch der abgestufte<br />
Bevölkerungsschlüssel eine<br />
Rolle.<br />
Neben den ausschließlichen<br />
Bundesabgaben zählen die<br />
gemeinschaftlichen Bundesabgaben<br />
zu den wichtigsten<br />
Abgaben überhaupt. Zu dieser<br />
Gruppe von Abgaben<br />
zählen ua die Einkommensteuer,<br />
die Umsatzsteuer, die<br />
Körperschaftsteuer und die<br />
Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />
(vgl § 9 FAG). Die<br />
Ertragsanteile aus den<br />
gemeinschaftlichen Bundesabgaben<br />
betragen im Durchschnitt<br />
mehr als 60 Prozent<br />
an den Gesamteinnahmen<br />
einer Gemeinde. 3 Die Anzahl<br />
der Personen, die in einer<br />
Gemeinde ihren Hauptwohnsitz<br />
haben, hat somit enorme<br />
Auswirkungen auf die finanziellen<br />
Mittel, die die<br />
Gemeinden im Finanzausgleich<br />
zw den Gebietskörperschaften<br />
erhalten. Daher ist<br />
es von besonderer Bedeutung<br />
für die Gemeinden, daß der<br />
Hauptwohnsitz auch in der<br />
Gemeinde gemeldet ist, in<br />
der der Bürger tatsächlich<br />
seinen Lebensmittelpunkt<br />
hat und die Leistungen der<br />
Gemeinde in Anspruch<br />
nimmt. Um dies gewährleisten<br />
zu können, wurde das<br />
Reklamationsverfahren<br />
geschaffen.<br />
Das Reklamationsverfahrens<br />
Das Reklamationsverfahren<br />
ist in § 17 Meldegesetz<br />
(MeldeG) normiert und<br />
hängt eng mit der Einführung<br />
des Hauptwohnsitzes<br />
zusammen, der ebenfalls<br />
durch das Hauptwohnsitzgesetz,<br />
BGBl 1994/505<br />
und die gleichzeitige B-VG<br />
Novelle, BGBl 1994/504 in<br />
die österreichische Rechtsordnung<br />
eingeführt wurde.<br />
Gemäß § 17 Abs 1 MeldeG<br />
3 Huber, Hauptwohnsitzproblematik<br />
und Reklamationsverfahren,<br />
Was muß die Gemeinde wissen?<br />
KOMMUNAL 2000 H 12, 8.<br />
ist im Reklamationsverfahren<br />
von der Behörde darüber zu<br />
entscheiden, „ob ein Mensch,<br />
der in einer Gemeinde seines<br />
Landes mit Hauptwohnsitz<br />
angemeldet ist, dort weiterhin<br />
den Hauptwohnsitz hat“.<br />
Es ist also zu klären, ob der<br />
gemeldete Hauptwohnsitz<br />
mit dem tatsächlichen Hauptwohnsitz<br />
übereinstimmt. Dies<br />
geschieht,<br />
in dem die<br />
bis dahin<br />
für den<br />
Hauptwohnsitz<br />
des Betroffenenausschließlichmaßgebliche<br />
„Erklärung“<br />
des Meldepflichtigendahingehend<br />
hinterfragt wird, ob der<br />
erklärte Hauptwohnsitz den<br />
in Art 6 Abs 3 B-VG bzw § 1<br />
Abs 7 MeldeG normierten<br />
objektiven Merkmalen entspricht.<br />
Damit ist der Gegenstand<br />
des Reklamationsver-<br />
©creativwerk.com Wählen<br />
Verfügt jemand<br />
an mehreren Orten<br />
(Wohnsitzen) über<br />
einen Lebensmittelpunkt,<br />
ist das „überwiegendeNaheverhältnis“<br />
entscheidend.<br />
Wissenschaft<br />
fahrens festgelegt. Es wird<br />
ausschließlich die Wohnsitzqualität,<br />
bzw die „Mittelpunktqualität“<br />
des gemeldeten<br />
Hauptwohnsitzes geprüft.<br />
Es geht somit nicht um die<br />
Frage, wo der Bürger tatsächlich<br />
seinen Hauptwohnsitz<br />
hat, sondern nur darum, ob<br />
er ihn dort hat, wo er ihn<br />
gemeldet hat. Damit ist das<br />
Beweisthema<br />
im Reklamationsverfahren<br />
zwingend<br />
umschrieben.<br />
Für den Fall<br />
der Aufhebung<br />
des<br />
Hauptwohnsitzes<br />
ist<br />
daher gemäß<br />
§ 17 Abs 4<br />
MeldeG dem<br />
Betroffenen<br />
im Aufhebungsbescheid<br />
aufzutragen,<br />
binnen einer Frist von einem<br />
Monat seinen neuen Hauptwohnsitz<br />
bei der zuständigen<br />
Meldebehörde zu melden.<br />
Bei der Ummeldung hat also<br />
➣➣ weiter auf Seite 56<br />
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KOMMUNAL 67