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3. Landesbericht - Ministerium für Integration, Familie, Kinder ...

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7 ORGANISATIONSSTRUKTUR<br />

294<br />

UND PERSONALSITUATION<br />

DER SOZIALEN DIENSTE IN<br />

DEN RHEINLAND-<br />

PFÄLZISCHEN<br />

JUGENDÄMTERN<br />

Die Frage nach einer aufgabenangemessenen Personalausstattung der Sozialen Dienste wurde in den<br />

vergangenen Jahren in fast allen Jugendämtern in Deutschland gestellt. Auch hier hat die medial<br />

geführte <strong>Kinder</strong>schutzdebatte nach dem tragischen Tod des zweieinhalbjährigen Kindes „Kevin“ aus<br />

Bremen (Oktober 2006) den Fokus auf Arbeitsweisen, Standards und Personalressourcen des<br />

Jugendamtes gelenkt. Erste Analysen von problematischen <strong>Kinder</strong>schutzverläufen bestätigen, dass<br />

Mängel im <strong>Kinder</strong>schutz nicht alleine mit dem Fehlverhalten einzelner Fachkräfte erklärt werden<br />

können. Vielmehr handelt es sich in der Regel um ein „Systemversagen“ und damit um ein Konglomerat<br />

von fachlichen Fehleinschätzungen, Kommunikations- und Kooperationsproblemen sowie ungeklärten<br />

Zuständigkeiten und mangelnden Ressourcen (vgl. Fegert et al. 2009). Die <strong>Kinder</strong>schutzdebatte zeigt in<br />

mehrfacher Hinsicht erhebliche Auswirkungen auf die Jugendamtsarbeit.<br />

1. Auch wenn die Sicherstellung eines verlässlichen <strong>Kinder</strong>schutzes immer schon einen zentralen<br />

Aufgabenschwerpunkt des Jugendamtes markierte, so wurde fachpolitisch wie fachlich die<br />

Bedeutung einer qualifizierten Aufgabenwahrnehmung sehr viel deutlicher hervorgehoben.<br />

Fachpolitisch wurde erkannt, dass <strong>Kinder</strong>schutz einerseits als gesamtstaatliche Aufgabe aller<br />

Institutionen zu verstehen ist, die es mit <strong>Kinder</strong>n und <strong>Familie</strong>n zu tun haben und andererseits dazu<br />

auf kommunaler Ebene ein fachlich starkes Jugendamt erforderlich ist, das den Schutzauftrag<br />

koordiniert und im Einzelfall verlässlich interveniert. Dazu allerdings braucht es fachliche Konzepte,<br />

abgestimmte Kooperationsstrukturen und auskömmliche Personalressourcen.<br />

2. In Folge der medial geführten <strong>Kinder</strong>schutzdebatte hat sich das Meldeverhalten in der Bevölkerung<br />

sowie von Institutionen (z.B. <strong>Kinder</strong>tagesstätten, Schulen, Polizei) verändert. Sehr viel häufiger<br />

wenden sich besorgte Bürger und Fachkräfte an das Jugendamt und weisen auf Auffälligkeiten,<br />

Probleme oder Konflikt- und Notlagen von jungen Menschen hin. Dadurch verdichtet sich das<br />

Arbeitsaufkommen der Sozialen Dienste, da jede Meldung verantwortlich überprüft werden muss.<br />

<strong>3.</strong> Diese Arbeitsverdichtung geht mit Verunsicherungen der Fachkräfte einher. Der Umgang mit<br />

<strong>Kinder</strong>schutzverdachtsmeldungen stellt hohe professionelle Anforderungen. Fachliche Fehleinschätzungen<br />

können extreme Konsequenzen <strong>für</strong> junge Menschen und <strong>Familie</strong>n sowie die verantwortlichen<br />

Fachkräfte nach sich ziehen. Werden <strong>Kinder</strong> zu früh aus <strong>Familie</strong>n herausgenommen und

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