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fest in bei<strong>de</strong>n Stücken. Unter <strong>de</strong>n Darstellern gab es keinen, <strong>de</strong>r<br />
nicht gegeben hätte, was er konnte und mußte.<br />
Daß die Hörerschaft von diesem in je<strong>de</strong>r Hinsicht seltenen Theaterereignis<br />
hingerissen ward, gehört zum Selbstverständlichen.<br />
Edwin Rollett.<br />
Dem Son<strong>de</strong>rwert <strong>de</strong>r szenischen Leistung wird auch die 'Arbeiter—Zeitung'<br />
gerecht:<br />
Solche Dichtungen im Theater erstehen zu lassen, ohne sie <strong>de</strong>m<br />
Theater auszuliefern, ist nur einem nachschaffen<strong>de</strong>n Spielleiter<br />
möglich. Berthold Viertel hat dies in <strong>de</strong>r Aufführung <strong>de</strong>r Neuen<br />
Wiener Bühne vollbracht. Er sprach einleiten<strong>de</strong> Worte, voll Liebe,<br />
Verehrung, Verständnis; noch mehr aber bezeugte er diese Eigenschaften<br />
durch die Tat <strong>de</strong>r Inszenierung. Er ist ein Regisseur, <strong>de</strong>m<br />
sich das Geistige <strong>de</strong>s Wortes erschließt, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s<br />
Wortes Gestalt und Szene formt. Die Darsteller, seinem Willen,<br />
<strong>de</strong>r zugleich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Dichters ist, untertan, boten Höchstes an Intensität<br />
und Kraft <strong>de</strong>r Leistung. Ganz ausgezeichnet Erna Schöller<br />
als Kind, und Cäcilie Lvovsky als Weib, <strong>de</strong>ren Bild (»Imago«) im<br />
»Traumstück« die Ewigkeit <strong>de</strong>s Scheins so bewahrt, wie die<br />
Schauspielerin <strong>de</strong>s »Traumtheaters«; beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert<br />
ihre Sprechkunst, <strong>de</strong>r Übergang vom halbgesungenen Rezitativischen<br />
<strong>de</strong>s Traumes zum Sprechen. Außeror<strong>de</strong>ntlich in <strong>de</strong>r Kraft<br />
seiner Gestaltung Oskar Homolka; nur die Stimm—Mittel müßten<br />
etwas stärker beherrscht sein, um das Größte zu geben, Lyda Salmonova,<br />
Lothar Müthel, dieser ein sehr begabter Schauspieler,<br />
trotz aller Einwän<strong>de</strong> gegen seine Sprechweise, Carl Goetz, Ernst<br />
Stahl—Nachbaur, dann die drei »Psychoanalen« Behal, Farkas,<br />
Schrecker und alle an<strong>de</strong>ren vervollständigten ein Ensemble, das<br />
in dieser Hingabe an die Sache, darum auch im Erfolg so ziemlich<br />
ohne Beispiel steht.<br />
Zum Wesen <strong>de</strong>r Inszenierung gehören die Bühnenbil<strong>de</strong>r von Blon<strong>de</strong>r,<br />
einem bemerkenswerten Talent, und die ungemein wirkungsvolle<br />
musikalische Unterstützung einzelner Szenen durch Heinrich<br />
Jalowetz, diesmal unter <strong>de</strong>r Leitung von Paul Pisk ganz vorzüglich<br />
wie<strong>de</strong>rgegeben. Die Aufführung brachte <strong>de</strong>n Triumph <strong>de</strong>s<br />
Dichters, seiner Helfer und vielleicht auch eines Publikums, das<br />
Karl Kraus in Treuen anhängt. D. B.<br />
Ich lasse <strong>de</strong>m stärksten Helfer <strong>de</strong>n größten <strong>An</strong>teil und bekenne meine<br />
Überzeugung, daß, wenn aus <strong>de</strong>n Ruinen <strong>de</strong>s zeitverwüsteten Theaters überhaupt<br />
noch neue Hoffnung blühen kann, sie sich an solchen Erneuerer halten<br />
wird, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Grund geht, unbekümmert um jene zerstören<strong>de</strong>n Mächte,<br />
die <strong>de</strong>m Theater das zu Grund gehen erleichtert haben und es auch für <strong>de</strong>n<br />
ehrlichsten Versuch <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellung besorgen wollten. Ich stütze diese<br />
Überzeugung auf das Walten einer kritischen Gerechtigkeit, die sich sogar in<br />
Berlin durchsetzt und die das letzte Wort, das sie über Berthold Viertel behalten<br />
wird, schon in <strong>de</strong>m Text ausgesprochen hat, mit <strong>de</strong>m eine Zeitschrift ('Der<br />
Feuerreiter', Blätter für Dichtung und Kritik, III. 1) <strong>de</strong>r vielfachen Unbill, die<br />
hier geschehen ist, in einem Rückblick auf das Jahr <strong>de</strong>r »Truppe« entgegnet:<br />
Merkwürdig! Während das Schauspielertheater anscheinend gesund<br />
und sicher arbeitete, bis über Nacht und sehr früh in <strong>de</strong>r<br />
Spielzeit das En<strong>de</strong> eintrat, lebt die Truppe, die schon am zweiten<br />
Tag ihrer Existenz, noch dazu nach einem künstlerischen Mißer-<br />
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