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ewegt, dieser gestutzte Schnurrbart, <strong>de</strong>r sämtlichen Generaldirektoren<br />

sämtlicher an<strong>de</strong>ren kommerziellen Zweige für fünfundzwanzig Jahrgänge <strong>de</strong>r<br />

'Woche' genug getan hat für alle Zeiten — dieses Gesicht, das ein ganzes neues<br />

Deutschland <strong>de</strong>s Willens zur Macht und zur Aufmachung, <strong>de</strong>s Aufschwungs<br />

vor <strong>de</strong>r Pleite ausdrückt und an <strong>de</strong>ssen Wand menetekelhaft Ufa, Hapag und<br />

ähnliche Warnungsworte <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, dieses Gesicht, in <strong>de</strong>m weit weniger<br />

von Beethovens als von Ballins Ingenium enthalten scheint: es ist mir so<br />

völlig aufschließend und überzeugend, daß ich neben solchem apokalyptischen<br />

Reiter <strong>de</strong>r hohen Schule, neben diesem stärksten <strong>An</strong>führer <strong>de</strong>r Zeit, für<br />

die Echtheit <strong>de</strong>r Erscheinung eines Reinhardt o<strong>de</strong>r Hermann Bahr meine<br />

Hand ins Feuer lege. Und ich halte es innerhalb dieser Welt <strong>de</strong>r Konjunkturen,<br />

Karrieren und Zufälle, wo mir das Genie nicht an<strong>de</strong>rs, aber das Talent alles<br />

kann und jegliche Berufswahl hat, für einen völlig belanglosen Zufall, daß<br />

Herr Richard Strauß nicht Champion gewor<strong>de</strong>n ist und Herr Carpentier nicht<br />

»Schlagobers« geschaffen hat.<br />

Ich frage mich heute, was ich eigentlich damals gegen eine Welt hatte,<br />

<strong>de</strong>ren gol<strong>de</strong>nes Zeitalter diese gigantische Möglichkeit <strong>de</strong>r Verpofelung doch<br />

nicht einmal ahnen ließ und wo die bürgerliche Zeitung we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kauf eines<br />

Bor<strong>de</strong>lls empfohlen hat noch als Bor<strong>de</strong>ll verkauft war. Was die letzten Schreie<br />

<strong>de</strong>s Journalismus betrifft, die hoffentlich To<strong>de</strong>sschreie sind, so ist die Erklärung<br />

recht einfach. Die Menschheit ist durch <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>r Zeitung bereits<br />

<strong>de</strong>rart verblö<strong>de</strong>t, daß sie ihn ohne Bil<strong>de</strong>r nicht mehr verstehen kann. Dies erkannt<br />

und die Gelegenheit erfaßt zu haben, ist die Tat <strong>de</strong>r jungen Generation.<br />

Der Selige, <strong>de</strong>m die Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sprache Pracht genug waren, wür<strong>de</strong> »das<br />

Blatt« nicht wie<strong>de</strong>rerkennen und über einen entarteten Sohn, <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>s Blattgefühl<br />

abgeht und <strong>de</strong>r die Neue Freie Presse endlich zum Interessanten Blatt<br />

gemacht hat, <strong>de</strong>n Redaktionsstab brechen und ein Kreuz machen.<br />

44<br />

Ein Dementi <strong>de</strong>r Sittenpolizei<br />

— — als <strong>de</strong>r Aufzug wie<strong>de</strong>r in die Tiefe gegangen war und nun<br />

stille stand, hörte Frau F. eine weibliche Stimme, die unausgesetzt<br />

um Hilfe rief. Frau F. vermutete, daß eine Frau unter <strong>de</strong>m<br />

Fahrstuhl eingeklemmt sei, und bemühte sich, <strong>de</strong>n Aufzug wie<strong>de</strong>r<br />

in die Höhe zu bringen. Da ihr dies nicht gelang, ließ sie die Feuerwehr<br />

verständigen. Aber auch die Feuerwehrmannschaft konnte<br />

<strong>de</strong>n Fahrstuhl nicht heben. Es blieb nichts übrig, als <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<br />

auszubrechen; dann erst konnte die Gefangene befreit wer<strong>de</strong>n. Es<br />

war die 24jährige Handarbeiterin Marie P. — — Wie sich ergab,<br />

hatte die P. die Tür <strong>de</strong>s Aufzuges, die unversperrt war, für die Kellertür<br />

gehalten und war in <strong>de</strong>m Augenblick eingetreten, als eben<br />

<strong>de</strong>r Fahrstuhl nie<strong>de</strong>rging. Nur dadurch, daß sie sich in <strong>de</strong>m engen<br />

Raume platt auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n legte hat sie eine ernstliche Beschädigung<br />

vermie<strong>de</strong>n. Abends wird von <strong>de</strong>r Polizeikorrespon<strong>de</strong>nz noch<br />

mitgeteilt: Diesen Fall stellen einige Abendblätter so dar, als ob<br />

die vom Unfall Betroffene von einem Sicherheitswachebeamten<br />

verfolgt wor<strong>de</strong>n und auf <strong>de</strong>r Flucht vor diesem in das bezeichnete<br />

Haus geraten und dabei verunglückt sei. Hierzu wird mitgeteilt,<br />

daß sich das erwähnte Mädchen in Gesellschaft mehrerer unter<br />

sittenpolizeilicher Kontrolle stehen<strong>de</strong>r Prostituierten in <strong>de</strong>r Köll-

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